Die Werder-Erkenntnisse nach dem dramatischen Sieg in Düsseldorf
Von Tal Lior
Werder Bremen hat am Samstagabend tief in der Nachspielzeit einen dramatischen 3:2-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf errungen. Als Beobachter konnte man dem Spiel erneut einige Erkenntnisse abgewinnen. Hier gibt es unsere wichtigsten Eindrücke von der gestrigen Partie.
1. Niclas Füllkrug lechzt nach Flankengebern
Füllkrug konnte am Samstag genauso wie beim Liga-Auftakt gegen Hannover im Strafraum kaum etwas anrichten. Doch kann man den erfahrenen Stürmer wirklich dafür verantwortlich machen?
Der 28-Jährige ist kein mitspielender Offensivspieler, er lauert lieber im Strafraum auf seine Chancen - und hat dies in den vergangenen Jahren durchaus mit Erfolg getan. Dafür braucht er aber auch gute Flankengeber und Ballverteiler.
Werder hat mit Felix Agu nur einen echten Flügelspieler zur Verfügung, mit dem fehlenden Zehner im Anfang-System kann Füllkrug auch nicht mit guten Pässen in den Strafraum rechnen. Wie soll er also seine Stärken entfalten?
2. Auch Absteiger können Moral zeigen
Als Werder kurz vor dem Schlusspfiff das bittere 2:2 kassierte, mussten Fans sich sofort über die Bremer auskotzen. Doch die "Absteiger und Versager", von denen sich halb Bremen noch vor einer Minute wieder trennen wollte, schafften tief in der Nachspielzeit noch das unglaubliche Comeback mit dem Eggestein-Elfertor zum 3:2-Endstand.
Fehlt den zuvor vom Abstieg belasteten Spielern also wirklich die nötige Moral, um in der 2. Liga zu bestehen?
3. Auf Werders Verkaufskandidaten ist Verlass
Obwohl Josh Sargent nun schon zum zweiten Mal auf der falschen Position eingesetzt wird, konnte der 21-jährige US-Stürmer mit seinen beiden Treffern gegen Fortuna Düsseldorf sein immenses Potenzial noch mal deutlich zur Schau stellen.
Ein Verbleib Sargents ist eher unwahrscheinlich, obwohl sich zuletzt nicht viel bei ihm getan hat. Werder braucht einfach das Geld und Sargent ist die beste Quelle dafür. Dass er aber zum Abschluss noch mal so wichtige Tore erzielt, ist nicht selbstverständlich.
Dasselbe ist bei Maxi Eggestein der Fall, der seine bemühte Leistung im Mittelfeld-Zentrum mit dem Siegtreffer vom Elfmeterpunkt krönte. "Riesen-Respekt vor Maxi Eggestein, er wurde sehr, sehr oft sehr viel kritisiert und das zeigt natürlich: Er ist ein Führungsspieler, er geht da hin, haut ihn einfach rein", schwärmte Ömer Toprak laut Deichstube über seinen Teamkollegen.
4. Niklas Schmidt ist Werders neuer Standard-Experte
Ohne Ludwig Augustinsson wird Werder weiterhin auf einen Standard-Experten setzen können. Niklas Schmidt hat sich nämlich in der Vorbereitung und in den bisherigen beiden Liga-Duellen als herausragende Option für ruhende Bälle entpuppt. Der Leih-Rückkehrer verzeichnete gegen Düsseldorf seine zweite Torvorlage nach einem Eckball.
Wenn das so weitergeht, wird Schmidt tatsächlich die Saison als Stammspieler verbringen. Wer zur Hölle hätte damit vor einem Monat noch gerechnet?
5. Wir sagen es erneut: Ömer Toprak muss bleiben
Alles, was wir zu Ömer Toprak in der vergangenen Woche geschrieben haben, trifft auch nach dem Düsseldorf-Spiel auf Werders Abwehrchef zu. Ein unglaublich wichtiger Spieler!
6. Werder kann endlich befreit weiterspielen
"Für uns ist das ein Brustlöser und es tut den Jungs einfach gut, nach so langer Zeit mal wieder ein Pflichtspiel gewonnen zu haben", resümierte Werder-Coach Markus Anfang das Gefühl nach dem Sieg. "Mal wieder ein Meisterschaftsspiel zu gewinnen, hat etwas ausgelöst. Dieser Druck, so viele Spiele nicht gewonnen zu haben, war zu extrem. Das ist ligaunabhängig. Wenn du lange kein Spiel gewonnen hast, dann macht das was mit einem Fußballer. Wir sind alle Menschen."