Werder Bremen: Worauf Kohfeldts Dinkci-Aussagen hindeuten
Von Marc Knieper
Florian Kohfeldt fand im Pressegespräch große, lobende Worte für seinen Youngster Eren Dinkci. Schon in der kommenden Saison sei der 19-Jährige "ein klarer Kandidat" für das Stammrepertoire bei Werder Bremen. 90min interpretiert die Aussagen des Bremer Cheftrainers und listet drei potenzielle Szenarien, die aus dem Gesagten resultieren.
Nachdem Dinkci nach Traumstart samt Last-Minute-Treffer gegen Mainz 05 (erstes Ligaspiel, erster Ballkontakt, erstes Tor) erwartungsgemäß erst einmal in den Hintergrund gerückt war, bugsierte Kohfeldt seinen Schützling im Gespräch mit der BILD-Zeitung nun wieder auf die Vorderbühne. "Eren ist für mich ein klarer Kandidat, der ab nächster Saison ganz, ganz fest zum Stamm oder erweiterten Kreis derer gehört, die regelmäßig spielen", lautete die Quintessenz des schwärmenden Übungsleiters, der besonders die schnelle Lernbereitschaft seines Strafraumstürmers hervorhob.
"Eren bringt Elemente mit, die im Spitzenfußball gefragt sind."
- Florian Kohfeldt via BILD
Nicht zuletzt deshalb hat der begnadete Stürmer, der sich bereits in das Blickfeld von Juventus Turin stürmte, im Konkurrenzkampf der Bremer Mittelstürmer-Position die Nase ziemlich weit vorn. Und das, obwohl Spieler wie Niclas Füllkrug, Davie Selke, Josh Sargent, Yuya Osako, Nick Woltemade und Leihrückkehrer Johannes Eggestein zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls große Ansprüche auf die besagte Position stellen.
Dinkcis Leistungsdaten bei den Werder-Profis:
- Bundesliga: 3 Einsätze - 1 Tor - 14 Spielminuten
- DFB-Pokal: 2 Einsätze - 0 Tore - 16 Spielminuten
- Gesamt: 5 Einsätze - 1 Tor - 30 Spielminuten
3 Bremer Zukunftsszenarien im Überblick
Warum also ausgerechnet Dinkci? Und warum (gerade jetzt) diese extrem lobenden Worte? Drei Szenarien im Überblick:
1. Werders Verjüngungskur nimmt weiter Fahrt auf
Werder möchte junge Spieler zu bundesligatauglichen Stars entwickeln. Auch deshalb entließ man im vergangenen Sommer ein halbes Dutzend betagter Routiniers. Die Verträge von Theodor Gebre Selassie und Niklas Moisander laufen gen Ende der Saison ebenfalls aus.
Bremens Kader wird immer jünger und wilder. Die vielseits zitierte Verjüngungskur trägt längst Früchte. Spieler wie Romano Schmid, Felix Agu und Jean Manuel Mbom bilden einen wichtigen Teil des Bremer Profikaders.
Auch offensiv warten echte Raketen auf ihren Durchbruch. Darunter neben Dinkci sein zwei Monate jüngerer Kollege Nick Woltemade. Bereits vor einigen Wochen betonte Kohfeldt: "Wir glauben total an Nick. Er kann für mich ein außergewöhnlicher Spieler werden in der Bundesliga."
Ob sich die lobenden und vielversprechenden Worte des Bremer Fußballlehrers künftig bewahrheiten, steht in den Sternen. Fakt ist aber, dass Kohfeldt ziemlich gerne und auch äußerst gut mit seinen "jungen Wilden" zusammenarbeitet.
2. Bauchpinselei: Werder möchte Dinkci überzeugen
Die Kohfeldt'sche Lobeshymne stößt bei Pessimisten sicherlich nicht auf großen Anklang. Dabei können die Worte des 38-Jährigen in der Tat als Bauchpinselei aufgefasst werden.
Dinkci, der aktuell einen Amateurvertrag bis 2022 besitzt, winkt schon bald eine gehörige Gehaltsaufstockung samt Profivertrag. Dieser dürfte an weitere Einsätze gebunden sein. Werder zeigte Dinkci unlängst einen klaren Plan auf und hofft (trotz vieler Interessenten) auf einen langfristigen Verbleib des 2019 an den Osterdeich gewechselten Angreifers.
Warum lehnt sich Kohfeldt gerade jetzt so stark aus dem Fenster? Lobende Worte sind das eine, eine Einsatzgarantie das andere. Gut möglich, dass die Bremer ihren Jungspund mit diesen Worten von der Unterschrift eines langfristigen Kontraktes überzeugen möchten.
3. Stehen Offensiv-Abgänge bevor?
Speisen sich die lobenden Worte gen Dinkci vielleicht sogar aus einem bevorstehenden Abgang? Die Mittelstürmer-Position beim SV Werder ist personell weiter zahlreich besetzt. Yuya Osako könnte den Klub im Sommer am ehesten verlassen, aber auch Josh Sargent kommt nicht gänzlich zum Zug.
In seiner dritten Bundesligasaison fehlt es dem US-Boy weiter an Durchschlagskraft und dem passenden Riecher vor dem gegnerischen Gehäuse. Das Potenzial ist zweifelsohne vorhanden, doch bei Werder kommt der 21-Jährige einfach nicht wirklich in Fahrt.
Die Grün-Weißen benötigen bekanntlich Geld und der Marktwert des US-Nationalspielers beträgt stattliche neun Millionen Euro. Bei einem lukrativen Angebot dürfte Manager Frank Baumann vor Gesprächen nicht zurückziehen. Ein Abgang ist somit nicht ausgeschlossen. Sein potenzieller Nachfolger wäre entsprechend Dinkci, der mit genügend Vorschusslorbeeren sein Glück probieren dürfte.