Werder Bremen vor Defensiv-Fight in Gladbach: So kann der SVW punkten
Von Marc Knieper
Werder Bremen trifft am letzten Spieltag der Hinrunde auf Borussia Mönchengladbach. Am Niederrhein sind die Hanseaten seit über zehn Jahren sieglos und somit der klare Außenseiter der Partie. Die folgenden Aspekte dürften das Team von Cheftrainer Florian Kohfeldt dennoch auf einen spannenden Defensiv-Fight im Borussia Park einstimmen.
1. Breite Brust im Borussia Park
"Es ist ein Spiel, in dem wir punkten wollen - und ich sehe durchaus Möglichkeiten dazu", scheint Werders Chefcoach die Schwachstellen der Fohlenelf genauestens analysiert zu haben. Muss er ja auch, denn einfach wird es angesichts der fußballerischen Überlegenheit Gladbachs sicherlich nicht.
Aber: die Heimpartie gegen Augsburg gibt den Grün-Weißen den nötigen Rückenwind für einen selbstbewussten, wenngleich defensiven Auftritt im Borussia Park. Werder wird den Bus parken und auf Konter pochen. Vermutlich mit dem wendigen Jungspund Romano Schmid neben Josh Sargent in der Sturmspitze. Schmid überzeugte gegen die Fuggerstädter zuletzt mit seinem unbändigen Willen und bereitete den 2:0-Schlusstreffer überragend vor.
2. Embolo-Dummheit und Rose-Rotation ausnutzen
Marco Rose muss auf Mittelstürmer Breel Embolo verzichten. Offiziellen Angaben des Vereins zufolge habe der Schweizer "möglicherweise gegen die Corona-Schutzverordnung verstoßen". Und genau das hat sich nun bestätigt. Embolo feierte in der Nacht zu Sonntag zwar nicht - wie vorerst medial berichtet - mit 22 weiteren Personen in einem Essener Lokal, befand sich allerdings unweit dieses Malheurs mit zwei Kumpels in einer Wohnung - und schaute Basketball.
"Das war in der heutigen Zeit ein Fehler. Das war dumm von mir und dafür entschuldige ich mich bei meinen Mannschaftskollegen, dem Verein und vor allem bei den Fans", schrieb der Angreifer am Montagabend in seiner Instagram-Story.
In Embolo fehlt den Fohlen ein pfeilschneller, präsenter Zielspieler im offensiven Zentrum. Für ihn rückt womöglich der zuletzt angeschlagene und nicht in Topform befindliche Alassane Plea in die Startelf - unnötiger Dusel im Vorfeld der Partie, den Werder ausnutzen könnte. Ebenso kann Bremen hoffen, dass die bevorstehende Rotation von Trainer Rose keinen wirklichen Zugriff auf das Spiel bekommt. Gegenüber dem bitteren Last-Minute-Remis gegen Stuttgart könnten gleich mehrere Reservisten neu in die Startelf rücken.
3. Den "Gladbach-Kruse" zähmen
Auf Werders Verteidigung wartet eine Mammutaufgabe. Um tatsächlich für eine Überraschung zu sorgen, müssen die Norddeutschen vor allem einen Mann in den Griff kriegen: Lars Stindl. Gladbachs Dreh- und Angelpunkt ist seit Wochen in Topform, traf bereits neun Mal in der Liga und ist ganz obendrein gegen den SVW in der Regel besonders gut drauf. Sieben Treffer und sieben Assists schenkte er den Bremern bis dato ein - so viel wie gegen keinen anderen Bundesliga-Klub.
Flo Kohfeldt verglich den deutschen Nationalspieler nun sogar mit seinem einstigen Schützling Max Kruse. "Wir hatten vor einiger Zeit auch mal einen Spieler in Bremen, der das ähnlich (gut) gemacht hat. Deshalb kann man sich vorstellen, wie hoch meine Wertschätzung für Lars Stindl ist. Er hat unglaublich gute Bewegungen, kann Räume finden", lobte er ihn vor versammelter Medienrunde.
Um Stindl (und Co.) zu stoppen, müssen alle an einen Strang ziehen. Deshalb werde es diesmal nicht über Mann-Deckung gehen. "Das funktioniert nicht, da gehen Räume auf für andere Spieler, die zu gut sind. Wir müssen das über Deckungs-Schatten und richtiges Timing im Zweikampf-Verhalten lösen", so Kohfeldt (via BILD).
4. Negativ-Serie ade?!
Werder wartet seit einem Jahrzehnt auf einen Sieg im Borussia Park, gewann zuletzt am 23. Oktober 2010 ein Gastspiel in Gladbach. Und als wäre das nicht schon genug, so wartet Coach Kohfeldt sehnsüchtig darauf, endlich seine persönliche Sieglos-Serie gegen die Gladbacher zu bereinigen. Am Dienstagabend kommt es darauf an, defensiv so stabil zu stehen, dass nicht ein einziges Mal der von Kohfeldt gehasste Torjingle im Stadion ertönt.
"Meine persönlichen Erinnerungen an Borussia Mönchengladbach auf der gegnerischen Bank sind nicht so prickelnd, das gebe ich unumwunden zu", lächelt der 38-Jährige und betont: "Wir wollen daran arbeiten, das zu ändern." Dafür muss auf der anderen Seite aber auch ein Tor fallen. Vielleicht ja durch "Gladbach-Schreck" Schmid.
Gladbach gegen Werder ist zwar ein Spiel des David gegen Goliath, verstecken müssen sich die Hanseaten dennoch keineswegs. Stattdessen können sie mit einem wichtigen Punkt - oder sogar mehr - die Wogen glätten und weitere Ruhe im Kampf um den Klassenerhalt einbringen.