Werder braucht den nächsten Max Kruse
Von Marc Knieper
Die eine erst rum, die andere schon vor Augen: Warum sich Werder Bremen in der kommenden Transferphase zwingend weiter für die 2. Bundesliga aufrüsten sollte.
"Werder" und "Transferphase": Zwei Wörter, die zuletzt häufig an ein Schneckenrennen erinnerten. Lange Zeit ging gar nichts, plötzlich war man doch am Ziel. Der Deadline Day als erlösende Kraft. Schon häufig wirkte Manager Frank Baumann in Timbuktu verschollen, ehe er doch noch neue Spieler an Land zog. Besonders Marvin Ducksch und Last-Minute-Leihe Mitchell Weiser gelten als ersehnte Heilsbringer der Grün-Weißen.
Schon bald ist Weihnachten. Sollten schwache Leistungen die eigentlich so fröhliche Zeit mit Familie und Freunden trüben, gilt es an der Weser nur kurze Zeit später nach Verstärkung Ausschau zu halten. Denn am 1. Januar öffnen die Transfer-Pforten. Bis zum 31. Januar 2022 hat Baumann dann die Möglichkeit, seinen Kader weiter auf Trab zu bringen, potenzielle Verstärkungen an den Osterdeich zu lotsen und damit zum inoffiziellen Ziel des direkten Wiederaufstiegs beizusteuern.
Verstärkung im Zentrum: Werder braucht den nächsten Kruse
Kommt im Winter endlich der seit dem Klaassen-Abgang bitterlich vermisste Sechser? Denn die Bremer benötigen wortwörtlich zentrale Akteure - sowohl bezüglich ihrer Position als auch ihres Rankings innerhalb der Mannschaft. Lautstarke Spieler mit Führungsqualitäten, der passenden (Spiel-)Übersicht und zweitligakonformen Robustheit sind gefragt. Eine echte Stütze für die Mannschaft eben.
Werder braucht als Typ den nächsten Max Kruse. Jemand, der seinen Mitspielern den Siegeswillen injiziert. Jemand, der alle mitreißt. Jemand, der eine gesamte Mannschaft verbessert. Denn ohne eine solche Stütze sind schon bald die Individualqualitäten vieler Spieler (so gut sie auch sein mögen) nichts mehr wert. Aufsteigen kannst du nur als Team. Ein wirklicher Leader und Fighter auf der wohl wichtigsten Position des Aufbauspiels fehlt gänzlich. Und das kann und wird sich - sofern man nicht handelt - noch bemerkbar machen.
Natürlich sind Werders Youngster wie etwa Ilia Gruev und Niklas Schmidt enorm talentiert und besitzen weiteres Potenzial, sich zu entwickeln. Aber: Niemand nimmt das Zepter in die Hand und fungiert als wirklich lautstarker, cleverer und abgezockter Leader im Bremer Mittelfeld. Es bedarf eines Ömer Toprak für die Zentrale - ohne dabei auch nur annähernd so oft verletzt zu sein wie er, versteht sich. Bei Werders Talenten passiert zu viel via Glück oder Unvermögen des Gegners. Eine klare Routine und Marschroute in ihrem Spiel lässt sich nicht erkennen.
Warum nicht vertragslos? Kryeziu eine Option?
Dass die Kaderplaner partout keinen vereinslosen Akteur verpflichten möchten, ergibt nur wenig Sinn. Der Bremer Elf fehlt es an Kadertiefe. An einigen Spieltagen stellte sie sich gewissermaßen von selbst auf. Es fehlen die Optionen. Ein (noch immer) vereinsloser Akteur brächte sowohl Erfahrung als auch Tiefe in den Kader. Ein erstes Beispiel für einen solchen Spieler: Hekuran Kryeziu. Der 28-Jährige spielte zuletzt für Zürich und hat bereits 224 Spiele in der Schweizer Super League auf dem Buckel.
Aber noch hat Werder etwas Zeit. Die Tendenz bis zum Winter gilt es abzuwarten. Auch potenzielle Abgänge von Spielern wie Jiri Pavlenka und Marco Friedl könnten sich anbahnen. Dann hätte man noch ein wenig mehr Geld zur Verfügung, um endlich den passenden Mann für das Zentrum zu finden.