Wer bleibt, wer geht? Das Transferupdate bei Werder Bremen
Von Marc Knieper
Markus Anfang fordert Zweitliga-Erfahrung. Ein Kriterium, das Sportdirektor Frank Baumann beim ersten Neuzugang für die kommende Spielzeit direkt einmal erfolgreich umsetzte. Anthony Jung kommt mit 64 Zweitliga-Spielen im Gepäck.
Auch weitere, aktuelle Akteure des Klubs blicken auf eine Vergangenheit im Fußball-Unterhaus. Doch wer von ihnen bleibt Werder trotz des Abstiegs erhalten? Wer will gehen, wer muss gehen? Wer bleibt? 90min liefert den Status quo samt Einschätzung.
Verbleib: Füllkrug und Möhwald überzeugen mit Erfahrung
Natürlich bedarf es angesichts der finanziellen Notlage eines großen Ausverkaufs im Sommer. Doch auch potenziell interessierte Klubs sind finanziell gebeutelt und aufgrund der sportlichen Talfahrt vieler Werder-Akteure gewiss nicht derart interessiert an Spielern wie Milot Rashica und Maximilian Eggestein wie noch in den Jahren zuvor.
Werder will und muss einige Top-Stars verkaufen, aber eben auch mögliche Leistungsträger für die kommende 2. Bundesliga halten. Aktuelle Spieler sollen überzeugt werden, "den Weg weiterzugehen" um "eine gewisse Achse zu halten", so Baumann (via kicker).
Darunter fallen vor allem Mittelstürmer Niclas Füllkrug und Mittelfeld-Motor Kevin Möhwald. Beide passen perfekt in das Anforderungsprofil von Markus Anfang. Sie befinden sich mit 27 und 28 Jahren im besten Fußballer-Alter und kommen in ihrer Vita auf 87 (Möhwald) sowie 102 (Füllkrug) Zweitliga-Spiele.
Ein Verbleib beider Akteure gilt derzeit als wahrscheinlich. Nun hoffen die Werder-Fans, dass 'Lücke' endlich über weite Strecke verletzungsfrei bleibt und die Grün-Weißen mit einigen Buden in Richtung Wiederaufstieg schießt.
Rashica und Sargent Verkaufskandidaten im Offensivbereich
Von Milot Rashica und Josh Sargent dürfte Füllkrug derweil nicht bedient werden. Vor allem Werders Kosovo-Rakete gilt seit geraumer Zeit als Verkaufskandidat Nummer eins und wird in diesem Transferfenster schließlich zu einem retrospektiv betrachtet lächerlichen Preis die Fronten wechseln. Doch die Pandemie und die schlechten Leistungen des 24-Jährigen drücken gewaltig auf seinen Marktwert. Ende 2019 noch für rund 35 Millionen Euro gehandelt, ist Rashica derzeit schlappe neun Millionen Euro wert.
Der Entwicklung von Sargent täte Liga zwei sicherlich gut. Doch Werder braucht Geld und scheint in Bälde einen lukrativen Abnehmer für den US-Amerikaner zu finden. Sargent wurde zuletzt mit Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen, VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt in Verbindung gebracht. Sein Marktwert liegt bei acht Millionen Euro. Knapp fünf Millionen dürfte der 21-Jährige im Falle eines Wechsels mindestens in die Bremer Kassen spülen.
Was wird aus Werders Jungspund-Trio?
Nick Woltemade bleibt zu 100 Prozent bei den Grün-Weißen. Das versicherte der gebürtige Bremer nach Saisonende via Instagram. Dass auch Jungspund-Kollege Eren Dinkci bleibt, ist angesichts der zahlreichen Gerüchte zwar fraglich, aber nichtsdestotrotz wahrscheinlich. Auch der Verbleib von Oscar Schönfelder ist sehr wahrscheinlich. Benjamin Goller hingegen könnte laut kicker ein weiteres Jahr an den Karlsruher SC verliehen werden..
Während Offensiv-Allrounder Leonardo Bittencourt die Hanseaten womöglich verlässt, darf Romano Schmid sich in der kommenden Spielzeit angesichts seines aufstrebenden Spielstils vermutlich auf eine Menge Spielpraxis als Spielmacher der Grün-Weißen freuen. Was mit Yuya Osako passiert, ist wiederum ungewiss. Ein Wechsel in die japanische Heimat kommt ein bis zwei Jahre zu früh. 90min rechnet mit einem Verbleib des Asiaten.
Das gesamte Jungspund-Trio aus Woltemade, Dinkci und Schmid würde demnach am Osterdeich bleiben. Gemeinsam mit älteren, zweitligaerfahrenen Profis würde sich eine optimale Synergie aus erprobten Routiniers und den "jungen Wilden" bilden. Eine perfekte Mischung für die Mission "Wiederaufstieg".
Eggestein-Brüder: Jojo bleibt, Maxi geht?
Dann wäre da noch Johannes Eggestein. Anders als sein Bruder bleibt die erfolgreiche Stürmer-Leihgabe (20 Tore und 9 Vorlagen für LASK) den Bremern im Falle der Darbietung einer sinnvollen Perspektive aller Voraussicht nach erhalten. Eggestein möchte nach einem erfolgreichen Jahr in Österreich den finalen Durchbruch bei seinem Jugendklub wagen.
Mit Maximilian Eggestein könnte er dann aber nicht mehr zusammenspielen. Der Mittelfeld-Anführer hat trotz Formtief mehrere Anfragen aus der Bundesliga sowie einen namhaften Interessenten aus dem Ausland. Das berichtet die BILD, die genau wie wir von einem Wechsel im Sommer ausgeht. Auch für den älteren Eggestein-Bruder winkt nicht mehr das große Geld. Sein Marktwert ist in den letzten zwei Jahren von 30 Millionen auf 7,5 Millionen Euro geschrumpft.
Spielt Erras bald eine Rolle?
Neben dem bereits angesprochenen Möhwald wird auch Jean Manuel Mbom bei Werder bleiben, auch wenn der Youngster umworben wird. Philipp Bargfrede kehrt erst einmal zurück zur U23, könnte im Verlauf der Saison aber je nach Bedarf wieder zu den Profis beordert werden. Was mit Christian Groß und Ilia Gruev geschieht, ist noch ungewiss. Patrick Erras könnte indes endlich eine größere Rolle im Klub einnehmen.
Der defensive Mittelfeldhüne kam im vergangenen Sommer vom 1. FC Nürnberg zu Werder und blickt bis dato auf mickrige 87 Einsatzminuten im grün-weißen Hemd. Für die zweite Liga scheint Erras derweil - zumindest als ordentlicher Ergänzungsspieler - geeignet. Für den Glubb hat der 26-Jährige bereits 61 Zweitligaspiele auf dem Buckel. Das Kriterium von Coach Anfang erfüllt er damit allemal.
Augustinsson geht - Kann Werder Top-Verdiener Toprak halten?
Die Verteidigung ist durch die Abgänge der beiden Leistungsträger und Spielführer Theodor Gebre Selassie und Niklas Moisander bereits geschmälert. Mit Anthony Jung rückt ein adäquater Ersatz nach. Jung kann sowohl als Innenverteidiger als auch Linksverteidiger auflaufen - und ist damit der perfekte Ersatz für den sicher abwandernden Ludwig Augustinsson.
'Ludde' betonte auf einer Pressekonferenz der schwedischen Nationalmannschaft kurz vor Beginn der EM, er habe "höhere Ambitionen, als in der zweiten Liga zu spielen." Damit ist klar: Der Linksverteidiger wird Werder verlassen und könnte dabei als wertvollster Profi im Kader (Marktwert: 10 Mio. Euro) ordentlich Kohle in die Kassen spülen.
Auch bei Marco Friedl geht man derzeit von einem Abgang aus. Ärgerlich nur, dass der 23-Jährige sich bei der österreichischen Nationalelf noch nicht ins Schaufenster spielen konnte. Gegen Nordmazedonien schaffte er es gar nicht erst in den Spieltagskader von Nationalcoach Franco Foda.
Außenverteidiger Felix Agu, der bereits auf 28 Zweitligaspiele für seinen Ex- und Heimatklub VfL Osnabrück kommt, bleibt den Bremern aller Voraussicht nach erhalten. Ob Werder das Risiko mit dem verletzungsanfälligen, wenngleich wichtigen Top-Verdiener Ömer Toprak eingeht, ist ebenso fraglich wie der Verbleib von Milos Veljkovic. Toprak würde allerdings eine enorm wichtige Stütze in der defensiven Viererkette der Norddeutschen bilden.
Tor: Zweikampf zwischen Kapino und Zetterer
Auf der Position zwischen den Pfosten hat sich für die kommende Spielzeit eigentlich nichts getan. 90min rechnet - auch nach dem Interview mit Michael Zetterer - weiterhin mit einem spannenden Fight zwischen Stefanos Kapino (zuletzt erfolgreich an Sandhausen verliehen) und Zetterer.
Dass Jiri Pavlenka die EM wegen Rückenproblemen vorzeitig verlassen musste, spielt Frank Baumann zwar nicht wirklich in die Karten. Ein Abgang des tschechischen Keepers ist dennoch wahrscheinlich.