"Beste daraus gemacht": Werder-Wirbel lässt Mannschaft kalt
Von Marc Knieper
Schlappe zehn Stunden vor Anpfiff bekamen die Werder-Spieler Bescheid: Chef-Coach Markus Anfang verlässt den Klub wegen der Fälschungsvorwürfe seines Impfzertifikats mit sofortiger Wirkung. Ein ordentlicher Schlag, den man erst einmal wegstecken muss. Doch die Hanseaten ließen sich nicht beirren und blieben auch gegen Schalke weiter ungeschlagen.
Da schreibt man gerade von einer potenziellen Euphorie-Welle samt Positiv-Aufschwung am Osterdeich und schon kommt die nächste Negativ-Schlagzeile um die Ecke. Während die Impfpass-Affäre um Markus Anfang Formen annimmt, befinden sich Frank Baumann und Co. längst auf der Suche nach einem neuen Cheftrainer.
Hintergrund-Arbeit, mit der sich die Profis des SV Werder herzlich wenig beschäftigen. Für die Grün-Weißen gilt es, auf dem Platz die nötigen Ergebnisse für einen potenziellen Wiederaufstieg in die Bundesliga zu liefern. Nach zwei Unentschieden und dem beflügelnden Last-Minute-Sieg in Nürnberg stand am Wochenende der Ligakracher gegen Schalke 04 (1:1) auf dem Programm.
Trotz "Scheißtag": Füllkrug lobt sein Team
Trotz des Wusels habe die Mannschaft eine starke Reaktion gezeigt, fand Elfmeter-Schütze Niclas Füllkrug: "Das war meiner Meinung nach heute ein richtiger Scheißtag", so 'Lücke' gegenüber Sport1. "Man kann es uns, denke ich, nicht verdenken, dass das heute den ganzen Tag im Hinterkopf war. Daher Lob an die Mannschaft."
Auch Teamkollege Leonardo Bittencourt sprach im NDR-Sportclub von einem "Schock", den man als Mannschaft erst einmal so wegstecken müsse. "Man hat schon viele Trainerentlassungen erlebt, die vielleicht drei, vier Tage vor dem Spiel waren. Zehn Stunden vor dem Spiel war das aber schon ein Schock", berichtete der Deutsch-Brasilianer und war ebenfalls voll des Lobes: "Die Mannschaft war von der ersten Minute da."
Bittencourt: "Haben das Beste daraus gemacht"
Woran das lag? "Heimspiel, ausverkauftes Haus, dann noch gegen Schalke, Samstagabend. Jedem Fußballer fällt es dann leichter, wenn er auf den Platz geht, die Dinge ein Stück weit zu vergessen." Zudem sei man durch den 2:1-Sieg gegen Nürnberg noch enger zusammengerückt. "Viele verletzte Spieler sind zurückgekommen. Wir haben einen kleinen Aufschwung gemerkt und die ganze Woche super gearbeitet. Wenn dann zehn Stunden vor dem Spiel so etwas passiert, macht das natürlich etwas mit einem. Wir haben das Beste daraus gemacht."
Der kommende Trainer dürfe sich auf eine geschlossene Mannschaft freuen und werde es "einfach haben, mit uns zu arbeiten". Die vergangenen Situationen haben das Team "zusammengeschweißt", so Bittencourt. "Wie die Mannschaft so kurz vor dem Spiel mit der Situation umgegangen ist, zeigt, dass sie sehr intakt und geschlossen ist."
Nun wolle man "schnellstmöglich" aufsteigen. "Wir sind alle Jungs, die erfolgreich sein wollen. Wir gehen raus und wollen jedes Spiel gewinnen." Auch Bittencourt selbst möchte "direkt wieder hoch." Man müsse dahin, wo Werder eigentlich hingehört: in die Bundesliga. Doch die kommenden Wochen und Monate werden für Grün-Weiß nicht einfacher. Aktuell rangiert Werder auf Platz neun, fünf Punkte hinter Tabellenplatz drei.