Rückkehr zur Werder-Raute? Diese Spieler könnten profitieren
Von Marc Knieper
Thomas Schaaf ist zurück, Wolfgang Rolff im Gepäck. Am Osterdeich herrscht Nostalgie-Atmosphäre. Werder Bremen, von vielen abermals tot geglaubt, hat es im letzten Saisonspiel selbst in der Hand und kann mit einem Sieg gegen Gladbach zumindest den direkten Abstieg verhindern. Folgende Spieler könnten vom Trainerwechsel - und der erwartbaren Raute - profitieren.
Abseits des Spielfeldes ist er bereits gesetzt, der vielseits zitierte Impuls eines Trainerwechsels. Wenn auch zu spät, so kehrt die Bremer Hoffnung vor dem Saisonfinale am Samstagnachmittag doch noch zurück. Ob sich dieser Impuls auch auf das Spielfeld übertragen lässt, das entscheiden nicht zuletzt die elf Akteure, denen Thomas Schaaf nach nur fünf gemeinsamen Trainingstagen sein Vertrauen schenkt.
Der Wunsch aller Werder-Fans: 4-4-2 mit Raute. Denn genau diese Formation mit klassischer Viererkette, Vier-Mann-Mittelfeld samt Sechser und Zehner sowie Doppelsturm hat unter Schaaf absolute Tradition. Es ist die Lieblings-Grundordnung der Bremer Trainerlegende, mit der er die Grün-Weißen 2004 zum vereinshistorischen Double coachte. Während 2004 klangvolle Profis wie etwa Micoud, Ailton und Klasnic die torreiche Offensive des derzeit stark abstiegsbedrohten Klubs zierten, muss sich Schaaf heutzutage mit wahrlich limitierten Kadermitteln zufrieden geben.
Um die bestmögliche Konstellation ausfindig zu machen, möchte der 60-Jährige alle Spieler genauestens beleuchten. "Ich gucke mir jeden Spieler an. Wie trainiert er, wie bewegt er sich, was zeigt er auf?", erklärte Werders Interimscoach in seinem ersten Mediengespräch am Montagnachmittag und betonte: "Am Samstag müssen wir dann eine Formation finden, die sich aus diesen Eindrücken ergibt."
Das klare Plus für Werder: Gladbach kann die Norddeutschen nur schwierig einschätzen, muss in jedem Fall mit einer deutlich positiver gestimmten und selbstbewussteren Truppe rechnen. Spieler wie etwa Milot Rashica dürften unter Schaaf noch einmal eine erhebliche Motivationsspritze erlangen und ihre individuelle Klasse nach langer Durststrecke endlich wieder zum Vorschein bringen.
Die Zeichen stehen auf Werder-Raute
Für ein vorzeitiges Happy End in Episode 34 benötigt der SVW vor allem eines: Tore! Genau deshalb wird Schaaf versuchen, die Bremer Stürmer stärker zu integrieren und entsprechend auf die von Florian Kohfeldt häufig gewählte Fünferkette verzichten. Ein weiterer Hinweis auf die erwartbare Rauten-Formation ist, dass Schaaf im derzeitigen Trainingslager großen Wert auf schnelle Pässe und viel Bewegung ohne Ball setzt - zwei Hauptkriterien der Raute.
Wichtig dafür sind wiederum Spieler mit einer ruhigen und sicheren Ballbehandlung sowie Spieler, die das System gegebenenfalls schon kennen. Als alter Werder-Coach und derzeitiger Technischer Direktor von der Profi- sowie allen Jugendmannschaften wird Schaaf sowohl auf Routine und Erfahrung als auch frischen Zeitgeist setzen. Zwei Profiteure könnten entsprechend Philipp Bargfrede und Romano Schmid sein.
Bargfrede und Schmid: Routine samt Jungspund-Esprit
Bargfrede würde als zweikampfstarker sowie ballsicherer Sechser an den Start gehen und sich - so weit die Fitness ihn treibt - für "seinen" Verein den Allerwertesten aufreißen. Er kennt das System, er kennt die Bedeutung des Klubs und er kennt die Bedeutung, diesen Klub in der Bundesliga zu halten. Im Sommer zur Reserve abgeschoben, kehrt Bargi in feinster Manier eines Altherrenspielers noch einmal zurück in die erste Mannschaft und versucht mit seiner Routine andere Spieler (auch psychisch) zu entlasten. Schmid könnte sich gegen Yuya Osako durchsetzen, auf der kreativen Zehnerposition Unruhe im Gladbacher Sechzehner stiften und dabei auch mal aus der Distanz abziehen.
Zu guter Letzt könnte Rashica unter Schaaf noch einmal zu alter Stärke zurückfinden und mit seiner durchaus vorhandenen - wenngleich verstaubten - individuellen Klasse den gewissen Unterschied in Werders Offensive ausmachen. Der Kosovare - zuletzt vor einem Monat in der Startelf - wäre entsprechend der dritte Profiteur unter Schaaf. Wer neben Rashica in der Spitze startet, ist äußerst ungewiss. Niclas Füllkrug scheint nicht wirklich fit, sein Einsatz bleibt fraglich. Davie Selke kämpft zwar ordentlich, ist für eine technisch versierte und auf ein schnelles Passspiel orientierte Raute aber nicht zwingend der richtige Mann. Gut möglich, dass es erneut auf Josh Sargent hinausläuft.
Die bestmögliche Schaaf-Elf im Überblick
Pavlenka - Gebre Selassie, Toprak, Friedl, Augustinsson - Bargrede - Eggestein, Möhwald - Schmid - Rashica, Sargent