Werder Bremen plant keine Kruse-Rückkehr - Warum ein Comeback keinen Sinn ergeben würde
Von Florian Bajus
Am Donnerstag hat Max Kruse seinen Vertrag bei Fenerbahce Istanbul einseitig gekündigt. Wird die Kündigung anerkannt, kann sich der Angreifer auf Klubsuche begeben, Werder Bremens Sportchef Frank Baumann schließt eine Rückkehr des 32-Jährigen allerdings aus. Eine nachvollziehbare Entscheidung - sowohl finanziell als auch sportlich.
Max Kruse hatte einen großen Verdienst daran, dass Werder Bremen die Saison 2018/19 auf Platz acht beendete. Elf Tore und zehn Vorlagen lieferte der ehemalige deutsche Nationalspieler in 31 Bundesligaspielen, allen voran in der starken Rückrunde war er der Dreh- und Angelpunkt im Bremer Offensivspiel.
Sein Vertrag an der Weser lief aus, und die Verantwortlichen hätten gerne mit ihm verlängert. Doch angeblich wollte Kruse gleich sechs Millionen Euro verdienen. Für die klammen Bremer war diese Summe nicht zu stemmen, auch Eintracht Frankfurt soll deshalb Abstand genommen haben.
Also wechselte Kruse zu Fenerbahce. Nach nur einem Jahr in Istanbul stehen die Zeichen aber wieder auf Abschied. Am Donnerstag wurde bekannt, dass der 32-Jährige seinen Vertrag einseitig gekündigt hat. Der Grund: Ausstehende Gehaltszahlungen. Fenerbahce bezeichnete die Kündigung als "unfair und unbegründet" und kündigte rechtliche Schritte an.
Baumann: Kruse-Rückkehr kein Thema
Prompt wurde beim SV Werder nachgefragt: Kehrt Kruse wieder zurück? Nein, machte Sportchef Frank Baumann deutlich: "Dass Max Kruse seinen Vertrag bei Fenerbahce gekündigt hat war überraschend, in der Türkei aber auch nicht so ganz ungewöhnlich. Eine Rückkehr ist für uns kein Thema."
Die klammen Bremer wurden schwer von der Corona-Krise getroffen, im April mussten neue Schulden aufgenommen werden, um weiter zahlungsfähig zu bleiben. Geisterspiele verschärfen die Situation trotz der TV-Einnahmen; in Anbetracht dessen wären Kruses Gehaltsforderungen nicht einmal im Ansatz zu erfüllen.
Des Weiteren beteuerte der 32-Jährige vor einem Jahr, europäisch spielen zu wollen. Das blieb ihm am Bosporus allerdings verwehrt, und auch in Bremen wird er sich seinen Traum von der Champions oder Europa League nicht erfüllen können. Zwei Spiele vor Schluss steht die Mannschaft von Florian Kohfeldt auf einem direkten Abstiegsplatz, im Zweikampf mit Fortuna Düsseldorf kämpft sie um die Relegation. Der direkte Klassenerhalt wäre nur dann möglich, wenn Werder beide Spiele gewinnt, Düsseldorf überholt und der kommende Gegner Mainz 05 beide Spiele verliert und in der Endabrechnung ein schlechteres Torverhältnis aufweist.
Der drohende Abstieg macht Werder Bremen unattraktiv
Die 2. Bundesliga dürfte für Kruse alles andere als attraktiv sein. Wenn er seine Ambitionen noch nicht aufgegeben hat, wird auch er keine Rückkehr nach Bremen anstreben. Es sei denn, er will seine Karriere unbedingt bei seinem Herzensverein beenden. Außerdem ist ungewiss, wer in der kommenden Saison an der Seitenlinie stehen wird. Kohfeldt hat seine Spielidee um Kruse herum entwickelt und die Mannschaft entsprechend geformt. Doch schafft es auch ein anderer Trainer, ihn so gekonnt einzusetzen?
Aus Fan-Sicht wäre Kruse ein emotionaler und sportlicher Gewinn, mit dem es auch in der Tabelle bergauf gehen würde. Allerdings darf angezweifelt werden, ob sowohl er als auch der Verein es nach zwei Anläufen noch ein drittes Mal versuchen wollen. Vielleicht setzt er seine Karriere auch im Ausland fort - schließlich wollte er seine Qualitäten ja auch außerhalb der Bundesliga beweisen. Ein Jahr in der Türkei reicht dafür nicht aus - doch Kruse hat noch genügend Zeit.