Werder Transferzeugnis: Die Noten der Neuzugänge
Von Marc Knieper
Bei Werder Bremen stand im Sommer wegen des Abstiegs in die 2. Bundesliga ein ordentlicher Kader-Umbruch auf dem Programm. Trotz Verjüngungskur bilden die sechs Neuzugänge einen Altersdurchschnitt von 25,8 Jahren. Doch wie schlagen sich die erfahrenen Neulinge im Bremer Dress?
1. Nicolai Rapp
Seine Eingewöhnung auf- und abseits des Feldes erfolgte blitzschnell. Kein Wunder, denn Nicolai Rapp und Markus Anfang kennen sich bereits aus Darmstadt. Hier avancierte der 24-Jährige zu einer festen Säule im Mittelfeld. Eine Funktion, die er auch in Bremen pflichtbewusst übernimmt.
Rapps individuelle Stärke ist dabei seine Passgenauigkeit und damit einhergehende Spielübersicht. Er reißt das Spiel und die Gegner an sich, um im selben Moment die Murmel wieder patschen zu lassen. 85,23 Prozent seiner Pässe in der eigenen Hälfte finden den passenden Nebenmann.
Obendrein war seine Verpflichtung in Höhe von gerade einmal 200 Tausend Euro selbst für die allzu klammen Bremer ein passables Schnäppchen. Mit 112 Zweitliga-Spielen bringt 'Rappo' wichtige Erfahrung in das Team. Trotzdem ist er nicht die Lösung für die spätestens seit dem Klaassen-Abgang immer größer werdende Kluft im defensiven Mittelfeld.
6,5/10
2. Lars Lukas Mai
Als Leihgabe vom FC Bayern sollte man im Unterhaus eigentlich mit ordentlich Spielpraxis rechnen. Bei 496 gespielten Minuten (810 waren möglich) scheint noch Luft nach oben. Das Problem: 'Lasse' Mai fungiert nur allzu selten als Ruhepol in Werders Hintermannschaft.
Mai wirkt häufig wie versteinert, schon in der nächsten Sekunde galoppiert er wie ein wildes Pferd durch die Abwehrreihen. Konstanz und Ruhe sehen anders aus. Aufstellen sollte man den Innenverteidiger nur, wenn zwei aus Toprak, Friedl und Veljkovic ausfallen. Um über eine Reservistenrolle hinaus zu kommen, muss er gehörig an sich arbeiten.
4,5/10
3. Mitchell Weiser
Mit der Erfahrung von 140 Bundesliga-Spielen im Gepäck sowie der Flexibilität, gleich drei Positionen auf der rechten Außenbahn beackern zu können, war und ist Weiser ein starker Last-Minute-Coup von Manager Frank Baumann.
Bei der Leihgabe aus Leverkusen reicht es wegen mangelnder Spielpraxis noch nicht für 90 Minuten, dennoch bewies der 27-Jährige schon jetzt, wie wichtig er für die Vor- und Rückwärtsbewegung des Bremer Spiels sein kann.
Offensiv etwas besser aufgehoben, kann Weiser die aktuelle Länderspielpause hervorragend als Chance nutzen, weiter an sich zu arbeiten, um mittel- und langfristig (auch defensiv) noch agiler zu werden.
8/10
4. Roger Assalé
Die nächste Last-Minute-Leihgabe droht aktuell in Richtung Tahith Chong zu schwenken. Roger Assalé konnte sich im grün-weißen Dress noch überhaupt nicht beweisen. Eine Rückkehr nach Frankreich bereits im Winter möchten aber alle Beteiligten vermutlich verhindern.
Das klappt allerdings nur, wenn sich der Ivorer im Training voll und ganz reinhängt, an Werders Talenten (rund um Dinkci, Schmid und Co.) vorbeizieht und sich somit einen Startelf-Platz erarbeitet. Derzeit machen dem 27-Jährigen gewiss noch die Eingewöhnung sowie die Sprachbarrieren zu schaffen. Es ist Geduld gefragt.
3,5/10
5. Anthony Jung
Anthony Jung übernimmt mit seinen 29 Jahren ein wenig die Papa-Rolle im Defensiv-Verbund. Während Mitch Weiser auf der rechten Seite wie ein junges Küken auf und ab sprintet, bleibt der Deutsch-Spanier zum Großteil hinten stehen - und sorgt damit für defensive Sicherheit.
Das belegt auch seine Statistik: 89,01 Prozent all seiner Pässe kommen erfolgreich beim Mitspieler an. Getreu dem Motto "Macht ihr mal da vorne", schaut sich der stets defensiv orientierende Jung das Schauspiel seiner offensiven Vordermänner an und greift erst dann ein, wenn die Gegner per Konter nach vorne stürmen. Beim Spielaufbau sorgt er mit ruhigen und klaren Pässen erst einmal für Ruhe. Hektik ist ein Fremdwort des Bremer Neuzugangs.
7/10
6. Marvin Ducksch
"Duckschi garantiert dir eine gewisse Anzahl an Scorerpunkten, dafür kann man sogar seine Hand ins Feuer legen. Er ist ein cleverer Spieler, der weiß, wie es in der Liga funktioniert", sagte Sturmkollege Niclas Füllkrug kürzlich im Gespräch mit der Deichstube.
Damit ist eigentlich alles gesagt. Wenn ein Konkurrent, der wegen dir aktuell auf der Bank schmort und alles andere als glücklich ist, trotzdem diese Worte findet, weißt du, du machst alles richtig. Allzu selten gab es in der Vergangenheit eine derartige Giftigkeit und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Ducksch will den Kasten treffen - egal wie und egal aus welcher Lage.
Mit seinem unglaublichen Zug zum Tor - und den teils bösen, ehrgeizigen Blicken - erinnert der Angreifer gar an BVB-Juwel Erling Haaland. Einen gewissen Qualitätsunterschied zwischen den beiden gibt es dann aber doch noch. Trotzdem hilft Ducksch dem SVW in der zweiten Liga ungemein.
9/10