Werders trügerisches Mittelmaß: Anfang bittet um Zeit, die er gar nicht hat

Markus Anfang bittet um Zeit, die er eigentlich nicht hat
Markus Anfang bittet um Zeit, die er eigentlich nicht hat / Martin Rose/GettyImages
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Werder Bremen schlittert nach der nächsten herben Pleite ins Zweitliga-Mittelmaß. Trainer Markus Anfang hadert mit seiner Mannschaft und bittet um Zeit. Zeit, die er eigentlich nicht hat.


Wenn man zwischen der einen und der anderen Extremen hin- und herpendelt, liegt man im Schnitt genau dazwischen. So lässt sich die bisherigen Saison von Werder gut zusammenfassen: Willkommen im Zweitliga-Mittelmaß, SVW!

Die nackten Zahlen verdeutlichen die mittelmäßige Saison, die Werder nach zehn Spieltagen absolviert hat. Tabellenplatz zehn, 14 Punkte, 14 Tore, 15 Gegentore, vier Siege, vier Niederlagen und zwei Remis.

Blickt man auf die einzelnen Ergebnisse, ist man jedoch weit von Mittelmaß entfernt. Entweder zu Tode betrübt, oder himmelhoch jauchzend. Viel dazwischen gab es bislang noch nicht bei Werder. Grün-Weiß mutiert zu Schwarz und Weiß - ohne Graubereich.


Werders letzte sechs Zweitliga-Ergebnisse:

  • 3:0 vs. Rostock
  • 3:0 vs. Ingolstadt
  • 0:2 vs. HSV
  • 0:3 vs. Dresden
  • 3:0 vs. Heidenheim
  • 0:3 vs. Darmstadt

"Mensch, Jungs! Spielt doch mal nach vorne!" - Werders Ratlosigkeit nimmt zu

Die Ratlosigkeit war nach der nächsten deutlichen Pleite (0:3 in Darmstadt) greifbar. "Das müssen wir schnellstmöglich ändern. Sonst wird es eine Saison, in der wir wieder unsere Ziele nicht erreichen. Wir haben jetzt schon zu viele Punkte hergeschenkt und hatten zu viele Spiele, in denen die Leistung nicht stimmte", brachte es Manager Frank Baumann nach der Pleite bei den Lilien auf den Punkt (via Deichstube).

"Wir sind aktuell kein Spitzenteam, denn sonst würde uns so etwas wie heute nicht passieren."

Nicolai Rapp

Nach dem bitteren Abstieg sollte mit Neu-Trainer Markus Anfang ein Team aufgebaut werden, das in der 2. Liga fußballerisch dominieren kann. Und mit dem am Ende die angepeilte Rückkehr ins Oberhaus erreicht wird.

Stattdessen zeigt sich der SVW spielerisch viel zu häufig unter den eigenen Möglichkeiten. Anfang kommt in Erklärungsnöte: "In der ersten Halbzeit habe ich mich oft abgedreht und gedacht: 'Mensch, Jungs! Spielt doch mal nach vorne!' Da gab es so viele Räume, da hätten wir ganz viel Druck machen können. Aber wir haben den Ball zurückgespielt. Da hat mir die Überzeugung gefehlt, Torchancen zu kreieren", gab er zu Protokoll.

"So kann man in der 2. Liga keine Spiele gewinnen."

Marvin Ducksch

Anfang will etwas aufbauen - hat dafür aber kaum Zeit

Stattdessen wirkte seine Elf behäbig und gehemmt. "Du kannst es dir nicht erlauben, so ins Spiel zu gehen und zu schauen, was da kommt", meinte Anfang. Einen Widerspruch zu den eigenen Zielen und Ansprüchen sieht er aber nicht. Vielmehr brauche der "Neustart" Zeit: "Wir haben gesagt, dass wir etwas aufbauen müssen - und das Spiel heute hat das auch gezeigt", fühlte sich Anfang eher bestätigt.

Doch der Werder-Coach hat ein großes Problem: Viel Zeit bleibt ihm nicht, um etwas aufzubauen. Denn in Bremen will man direkt wieder hoch. Der Rückstand auf die Spitze ist bereits beachtlich - viel schwerer wiegen aber die manisch depressiven Auftritte der Mannschaft. Anfang muss so schnell wie möglich mehr Konstanz schaffen. Es braucht eine Grundlage, mit der Werder regelmäßig punkten kann. Andernfalls rücken die Aufstiegsränge in immer weitere Ferne. Zwangsläufig würde dann auch Anfangs Trainerstuhl wackeln.