Möglicher Verbandswechsel und neue FIFA-Regeln: Deshalb musste Kuntz auf Mbom verzichten
Von Simon Zimmermann
Werders Manuel Mbom hat auf Einsätze für die deutsche U21-Nationalmannschaft verzichtet. Grund dafür ist ein möglicher Verbandswechsel und die neuen Bestimmungen der FIFA - von denen Mbom wohl erst beim Lehrgang erfahren hatte.
Seit der U15 trägt Werder-Eigengewächs Manuel Mbom den DFB-Adler. Der 21-Jährige durchlief sämtliche Junioren-Auswahlteams und ist aktuell zweifacher U21-Nationalspieler. Bei den jüngsten EM-Qualifikationsspielen kam Mbom aber als einziger deutscher Feldspieler nicht zum Einsatz.
Mbom denkt über Verbandswechsel nach
Offenbar auf eigenen Wunsch. "Er fühlte sich nicht in der Lage. Es war eine gemeinschaftliche Absprache, dass wir auf einen Einsatz verzichten", erklärte U21-Bundestrainer Stefan Kuntz gegenüber dem kicker.
Der Grund, warum sich Mbom nicht in der Lage fühlte zu spielen, liegt wohl bei einem möglichen Verbandswechsel. Der 21-Jährige hat Wurzeln in Kamerun und will sich offenbar die Möglichkeit offen halten, künftig für die A-Nationalmannschaft Kameruns aufzulaufen.
Neue FIFA-Bestimmungen zum Verbandswechsel mit kuriosen Folgen
Ein Einsatz in den jüngsten Quali-Duellen hätte dies nicht mehr möglich gemacht. Die FIFA hatte im vergangenen Jahren die Regularien bezüglich eines Verbandswechsels geändert. Unter "III Spielberechtigung für Verbandsmannschaften, Artikel 9 Punkt 2 b" sind die Voraussetzungen für einen Verbandswechsel seit September 2020 klar geregelt: "Der Spieler war zum Zeitpunkt seines letzten Einsatzes in einem Spiel eines offiziellen Wettbewerbs irgendeiner Fußballsparte für seinen jetzigen Verband noch nicht 21 Jahre alt."
Durfte man zuvor als Spieler den Verband altersunabhängig wechseln, solange man noch kein Pflichtspiel für eine A-Nationalmannschaft absolviert hatte, ist dies nun nur möglich, wenn man ab 21 Jahren kein Spiel mehr für eine andere Landesauswahl absolviert - unabhängig davon, ob es sich dabei um eine A-Auswahl oder ein Junioren-Team handelt.
Sosa und Klimowicz ebenfalls betroffen
In der Bundesliga gibt es für diese neue Regel bereits Beispiele. Stuttgarts Borna Sosa wollte nach seiner Einbürgerung für Deutschland auflaufen, hatte aber im Alter von 22 Jahren Spiele für die kroatische U21 absolviert. Ähnlich wie bei Mbom ist der Fall bei VfB-Youngster Mateo Klimowicz, der im Sommer mit Deutschland noch U21-Europameister geworden war. Seit seinem 21. Geburtstag will er aber vorerst auf Junioren-Länderspiele verzichten, bis er sich endgültig zwischen Deutschland und Argentinien entschieden hat.
Für den DFB ist der "Fall Mbom" vor allem deshalb ärgerlich, weil der Werder-Youngster wohl erst beim aktuellen Lehrgang von der neuen Regelung erfahren hatte. Andernfalls wäre er nicht nominiert worden.
"Ich fand die alte Regelung nicht schlecht, weil man einen Zyklus mit der U 21 abschließen konnte, aber das muss man im Einzelfall beurteilen. Klimowicz hätte wahrscheinlich in diesem Jahr noch sechs Länderspiele gemacht, was ihm sicherlich gutgetan hätte", äußerte sich Kuntz zu den neuen Bestimmungen.
Ähnliches gilt von nun auch für Mbom - bis sich der 21-Jährige sicher ist, für welche Landesauswahl er künftig auflaufen möchte.