Werder: "Sündenbock" Baumann bleibt im Amt
Von Jan Kupitz
Bei Werder Bremen ist die Stimmung aktuell auf dem Tiefpunkt. Grund sind neben dem DFB-Pokalaus und der derben 1:4-Heimpleite gegen Paderborn vor allem die Transferaktivitäten, die viele Werder-Fans in den Wahnsinn treiben. Frank Baumann steht dennoch nicht zur Debatte.
Auch zwei Wochen vor der Schließung des Transferfensters gleicht der Werder-Kader einer Großbaustelle. Die von Baumann für die vergangenen Woche angekündigte Verstärkung für den Sturm kam nicht - überhaupt liegt der letzte Neuzugang des SVW bereits eineinhalb Monate (!) zurück.
Im Rahmen der peinlichen Niederlage gegen den SC Paderborn gab es daher viele Fans im Weserstadion, die einen Rauswurf von Baumann forderten. Dem Werder-Urgestein wird ein großer Anteil am sportlichen Abstieg der letzten Monate vorgeworfen - dass er auch nach dem Abstieg noch keinen schlagfertigen Kader auf die Beine gestellt hat, stößt vielen Grün-Weißen sauer auf.
"Die Fans sollen ruhig 'Baumann raus' rufen, dann bin ich eben der Sündenbock. Ich stelle meine persönliche Reputation nicht über das wirtschaftliche Wohl des Vereins", erklärte der 45-Jährige, nachdem er zur Zielscheibe der Werder-Anhänger wurde.
Im Verein genießt er dagegen weiterhin volle Rückendeckung. Von der Deichstube gefragt, ob eine sofortige Trennung von Baumann denkbar wäre, antwortete Werder-Boss Marko Bode: "Nein, das werden wir nicht machen."
Bode findet es "nicht fair, wenn sich die Fans jetzt einen Schuldigen herauspicken. Wir alle, die gesamte Geschäftsführung und der Aufsichtsrat, bestimmen den Kurs des Klubs." Der ehemalige Angreifer verwies auf die Zwänge durch die Coronapandemie und stellte klar: "Das ist ja nichts, was Frank sich ausgedacht hat."
Mal ganz abgesehen davon, dass es überhaupt nicht klug wäre, zum aktuellen Zeitpunkt den Manager auszutauschen.
Das Transferfenster sei noch zwei Wochen geöffnet. "Danach können alle Entscheidungen abschließend beurteilt werden", so Bode weiter.
Nachdem Baumann auf der Abgabeseite seinen Job erledigt hat und durch Verkäufe von Josh Sargent, Milot Rashica, Ludwig Augustinsson über 27 Millionen Euro einnehmen konnte, darf man aber nun zurecht erwarten, die dringend benötigten Verstärkungen an Land zu ziehen.
Dass der aktuelle Kader nicht stark genug für das obere Drittel der zweiten Liga ist, haben die letzten beiden Spiele eindrucksvoll gezeigt - vor allem in der Offensive und auf der Sechs muss der Manager nachrüsten! Da gibt es keine weiteren Ausreden.