Chiarodia-Verbleib in Bremen: Anfang trumpft mit Havertz auf
Von Marc Knieper
Werder Bremen konnte mit der Verlängerung von Fabio Chiarodia ein enorm wichtiges Talent halten - auch dank Markus Anfang und Kai Havertz. Wie die Überzeugungskraft des Trainers den SVW zu seiner längst verstaubten Eigenschaft eines Ausbildungsklubs zurückführen könnte.
Achtung, Ausnahmetalent! Frank Baumann kürte Chiarodia erst kürzlich zum "talentiertesten Spieler Europas in seinem Jahrgang". Top-Klubs wie Juventus Turin und Chelsea sollen ihre Fühler ausgestreckt haben. Doch das Bremer Eigengewächs entschied sich für eine grün-weiße Zukunft. Chiarodia verlängerte seinen Kontrakt langfristig und gehört nun zum Profikader des Zweitligisten.
Mit gerade einmal 16 Jahren steht ihm die Welt offen. Erst einmal möchte er aber weiter bei Werder kicken. Warum? Weil Werder für den in Oldenburg geborenen Italiener "zu einer zweiten Heimat geworden" ist. Seit 2014 kickt Chiarodia in der Jugendabteilung der Hanseaten und fühlt sich dabei insbesondere in der Innenverteidigung heimisch. Ab sofort trainiert er mit den Profis und spielt am Wochenende für die A-Junioren in der Bundesliga Nord/Nordost.
Ein Wechsel kommt für den Jungspund auch deshalb nicht infrage, weil er das gesamte Vertrauen der Verantwortlichen spürt. Denn neben Björn Schierenbeck und Thomas Wolter, den Leitern des Bremer NLZ, kämpften auch Frank Baumann und Clemens Fritz sowie Chef-Coach Markus Anfang um einen Verbleib des Deutsch-Italieners.
Anfang konnte Chiarodia mit Havertz-Vergleich überzeugen
Letzterer soll sich bereits bei Amtsantritt über das enorme Talent des Verteidigers informiert und zeitnah Spieler und Familie besucht haben. Eine clevere Taktik, um (vermeintliche) Talente zu halten und nicht gleich an die große Konkurrenz im Fußball herzugeben. Geholfen hat dabei übrigens kein Geringerer als Kai Havertz. Nicht etwa persönlich, aber in Form eines Paradebeispiels. Der Siegtorschütze im Champions-League-Finale diente als Vorbild für einen erfolgreichen Weg, wie ihn auch Chiarodia bestreiten könnte.
"Ich habe mich am Ende eingeklinkt und ihm und der Familie positive Beispiele genannt. Auch das Beispiel Kai Havertz", bestätigte Anfang via BILD. "Ich weiß aus der Arbeit in einem NLZ, wie es ist, wenn man von der Schule befreit ist, auf Reisen ist und trotzdem lernen muss und es am besten hinbekommt." Havertz und Anfang kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei Bayer Leverkusen, gewannen 2016 die B-Jugend-Meisterschaft und stehen auch heute noch in Kontakt.
Anfang kann sich gut daran erinnern, dass Havertz bereits damals wegen seines unglaublichen Talents von vielen Klubs umworben wurde. Dennoch entschied sich der heutige Shootingstar trotz zahlreicher Möglichkeiten für einen Verbleib bei der Werkself und bestritt seine ersten 150 Profispiele, ehe er vor etwa einem Jahr als gereifter Klub- und Nationalspieler für satte 80 Millionen Euro zu Chelsea FC wechselte.
Werder bald wieder profitierender Ausbildungsklub?
Ein Weg, der sowohl dem Verein als auch dem Spieler gut tat. Bayer bot Havertz seine Freiheiten, der konnte sich entfalten, sportlich enorm weiterhelfen und ließ mit seinem Abschied die Kasse des Klubs klingen. Ähnlich wünschen sich das wohl auch Chiarodia und Werder. Fakt ist: Die Grün-Weißen haben einen Abwehrmann gehalten, der das Potenzial hat, zumindest langfristig in die Elite des Fußballs aufzurücken.
Stars "machen", vom Talent der Spieler profitieren und zum richtigen Zeitpunkt für dickes Geld verscherbeln - eine einstige Vision des (Ausbildungs-)Klubs, die leider schon seit Jahren mehr und mehr entgleist. Doch genau da muss Werder wieder hinkommen. Die Verlängerung mit Chiarodia ist ein Anfang.