11 Freunde müsst ihr sein: Wie Werder im Saisonendspurt auflaufen sollte
Von Marc Knieper
Die Bremer kämpfen auch in dieser Saison bis zum bitteren Ende gegen den Abstieg. Dabei hat es die Mannschaft von Cheftrainer Florian Kohfeldt dieses Mal selbst in der Hand. Auf Werder warten zwei einschneidende Endspiele. 90min listet die bestmögliche Werder-Elf für den Saisonendspurt.
Auswärts in Augsburg und zu Hause gegen Gladbach - eigentlich machbar, oder? Zumindest ein Spiel müssen die Hanseaten gewinnen, um sich mit 34 Punkten womöglich haarscharf zu retten. Nach acht sieglosen Spielen in Folge wird das aber definitiv kein Zuckerschlecken.
Werder muss dreckig spielen, sich im Stile einer Kreisliga-Mannschaft auf das Wesentliche konzentrieren, die Zweikämpfe annehmen und jede Standard-Situation zu einer brandgefährlichen machen. Gegen Leipzig und Leverkusen gingen viele Führungsspieler mit gutem Beispiel voran.
Davie Selke etwa fungierte als absoluter Motivator seiner Kollegen, Christian Groß und Maxi Eggestein liefen sich die Füße wund und Niklas Moisander schmiss sich in jeden Abschluss, der nur ansatzweise Richtung Jiri Pavlenka flog.
Werder braucht elf Routine-Biester
Echter Teamgeist, den es nun auf die letzten beiden Spiele zu übertragen gilt und der endlich auch Früchte tragen muss - in Form eines Bremer Sieges. Auf dem Feld bedarf es dafür weiterhin elf Freunde, die Verantwortung übernehmen, die sich auf- und abseits des Platzes verstehen - und ganz wichtig: die mit Erfahrung und Routine glänzen.
Schönspielen ist in dieser Situation gänzlich egal, die Entwicklung einzelner Spieler rückt in den Hintergrund. Genau deshalb müssen Youngsters wie Felix Agu, Jean Manuel Mbom und Romano Schmid auf der Bank Platz nehmen. Obwohl sie bereits vieles richtig gemacht haben, fehlt ihnen der letzte Spirit für eine derart enorme Drucksituation. Leistungsträger wie Moisander, Ludwig Augustinsson und Theodor Gebre Selassie, aber auch Selke und Niclas Füllkrug stehen in der Verantwortung.
Aber hat die Bremer Mannschaft überhaupt genügend Charaktere, um im Abstiegskampf abermals zu bestehen? 90min sagt ja - und listet in der Folge die bestmögliche Werder-Elf für die Spiele in Augsburg und gegen Borussia Mönchengladbach.
1. Tor: Jiri Pavlenka
Eins ist sicher: Ohne Pavlas stünden die Grün-Weißen noch tiefer unten drin. Wenngleich der Tscheche mit dem Ball am Fuß wahrlich kein Künstler ist, pariert er auf der Linie wie eine Krake.
Auf Pavlenka ist stets Verlass! Auch in den letzten beiden Spielen wird er alles Erdenkliche geben, um seinem Team die Punkte festzuhalten. In der laufenden Saison spielte der 29-Jährige bis dato zehn Mal zu Null, darunter vier Mal im DFB-Pokal.
2. Abwehr: IV-Duo bleibt bestehen
Während Marco Friedl ziemlich sicher in den Kader zurückkehrt, steht hinter der schnellen Rückkehr des an der Wade verletzten Ömer Toprak noch ein Fragezeichen. Die Chance besteht, den Routinier abermals zu früh zurück zu beordern und somit im Falle eines erneuten Rückschlages einen potenziellen Einsatz in der Relegation zu versemmeln.
Da das aktuelle Innenverteidiger-Duo aus Kapitän Moisander und Veljkovic in den vergangenen beiden Spielen zumindest über die vollen 90 Minuten keinen einzigen Gegentreffer zuließ, sollte sich an dieser Konstellation auch gegen Augsburg und Mönchengladbach nichts verändern.
Moisander und Veljkovic spielen seit Sommer 2016 zusammen beim SVW, kennen die Abläufe des jeweils anderen somit in- und auswendig und werden sich auch gegen die Fuggerstädter und Fohlen in alles reinschmeißen, was ihnen in die Quere kommt.
Neben den beiden Routiniers verteidigen links Augustinsson und rechts Gebre Selassie. Zwei echte Leistungsträger im Team von Florian Kohfeldt. Dass sich daran nichts ändert, sollte klar sein. Für Theodor Gebre Selassie ist es die letzte Saison im grün-weißen Dress. Alle Spieler - und ganz besonders auch er selbst - werden alles in die Waagschale werfen, denn #TheoSteigtNichtAb.
3. Mittelfeld: Groß als Abräumer, Bittencourt mit neuem Schwung
Never change a running system: Werder sollte auch in den kommenden zwei Ligaspielen mit der gleichen Formation wie zuletzt gegen Leipzig und Leverkusen auflaufen - sprich: 4-3-3.
Um für die nötige Kompaktheit im Zentrum zu sorgen, gerne zu Beginn als urtypische Werder-Raute. Auf der Sechs räumt dabei wieder einmal Christian Groß alles zur Seite. Er ist mitunter der wichtigste Defensivspieler im Bremer Kader.
Auf der Achter-Position wirbelt neben dem selbstverständlich gesetzten Maximilian Eggestein der Torschütze aus dem Pokal-Fight: Leo Bittencourt. Mit seinen 27 Jahren bringt der quirlige Deutsch-Brasilianer einen Mehrwert in die Mannschaft, den ein Romano Schmid in dieser Phase der Saison einfach noch nicht erbringen würde. Außerdem harmoniert Bittencourt auf und abseits des Platzes sehr gut mit Davie Selke - Stichwort: Elf Freunde müsst ihr sein.
Auf der Zehner-Position bzw. im Schatten der Sturmspitze ackert Kohfeldt-Liebling Sargent. Dadurch, dass Kohfeldt ihm bereits seit Saisonbeginn eine Startelf-Garantie lieferte, weiß der US-Boy mittlerweile sehr gut, wie er sich im Raum zu bewegen hat, wie er die Bälle des Gegners ergattert und mit Zug zum Tor spielt. Darüber hinaus wird es aber knifflig. Das Toreschießen wird der 21-Jährige deshalb womöglich weiterhin anderen Akteuren überlassen.
4. Sturm: Selke und Lücke müssen's richten
Vorne warten Selke und Füllkrug. Ob die beiden endlich mal wieder treffen darf zwar angezweifelt werden, aber: sie müssen! Die Devise für das Bremer Mittelfeld und die Verteidigung lautet ab sofort ganz klar "lange Bälle schlagen".
Beide Mittelstürmer zählen zu den Leuchttürmen der Bundesliga. Unter den Stürmern mit den meisten gewonnen Kopfbällen pro Spiel landet Selke auf Rang sieben und 'Lücke' gleich dahinter auf Rang acht (via fussballstats). Beide gewinnen im Schnitt 3,2 Kopfbälle pro Spiel.