Werder-Profi Ludwig Augustinsson: "Ich hatte keinen Plan B"
Von Marc Knieper
Ludwig Augustinsson gilt in der Bundesliga als starker Flankengeber, schnürt seit 2017 für Werder Bremen seine Fußballschuhe, gewann mit Schweden 2015 überraschend die U21-Europameisterschaft und avancierte bei der Weltmeisterschaft 2018 zum Torschützen der A-Nationalmannschaft. Warum Augustinsson in der Schule einst Spanisch lernte, als "24/7-Pro" gilt und wieso er den Fußball besser versteht, seitdem Florian Kohfeldt sein Trainer ist, verriet der 26-Jährige im 11FREUNDE - Wilde Liga-Podcast.
Ball statt Puck - Augustinssons Weg in die Beletage
Mit fünf Jahren betrat Augustinsson erstmals den Fußballplatz. Die Partie verlor der kleine Schwede zwar, zwei Tore konnte er dennoch erzielen. Im Alter von zwölf Jahren entschied er sich schließlich gegen seine zweite Leidenschaft - Eishockey - und für einen Weg in den Profifußball. Dass es überhaupt etwas werden könnte mit dem Profi-Dasein, bemerkte der Jungspund erstmals in der U15-Nationalmannschaft. "Ich hatte plötzlich das Gefühl: 'Okay, nun gehöre ich zu den besten Linksverteidigern Schwedens in meiner Altersgruppe.'"
Dann ging plötzlich alles ganz schnell: Über die starke Talentschmiede seines Heimatklubs IF Brommapojkarna wechselte der Linksverteidiger im Januar 2013 zum IFK Göteborg, ehe es 2015 zum FC Kopenhagen nach Dänemark ging. Einige Champions- und Europa-League-Spiele später ging es für den talentierten Linksfuß 2017 in die Bundesliga zu Werder Bremen. Hier hat sich Ludde längst einen prominenten Namen gemacht, gilt als absoluter Leistungsträger und hielt den Klub mit seinem Treffer im Relegationsrückspiel gegen den 1. FC Heidenheim zuletzt gar in der Beletage des deutschen Fußballs.
Niederlagen sind "scheiße"
Sein eigentliches Ziel, im grün-weißen Dress international zu spielen, scheint in weiter Ferne. Niederlagen überschütten den Arbeitsalltag des Schweden. "Nach einer Niederlage zu schlafen, ist unmöglich", berichtet er im Podcast und weist daraufhin, dass das wohl ein allgemeines Fußballer-Problem sei. "Ich persönlich schlafe nur einige Stunden. Vor allem meine eigenen Situationen, Zweikämpfe, individuelle Fehler, schlechte Ecken und Flanken halten mich knapp 24 Stunden auf." Auch die Badewanne oder Netflix lenken da nicht ab. Sobald das nächste Training startet, schaue man jedoch nach vorne.
Nach einem schlechten Spiel fühle man sich aber einfach länger schlecht, als nach einem guten Spiel gut - und "das ist scheiße", so Ludde. Augustinsson gilt ohnehin als sehr verbissen, als absoluter Musterprofi oder gar "24/7-Profi", wie Mitspieler Thomas Delaney ihn einst in Kopenhagen taufte. "Als ich jung war, war ich nicht der beste Spieler, aber ich habe gelernt, dass ich umso professioneller sein muss", erklärt der Werderaner sein Musterverhalten auf und abseits des Platzes. Dabei setzte er stets alles auf eine Karte. "Ich hatte eigentlich keinen Plan B, vielleicht würde ich jetzt studieren – oder Eishockey spielen. Aber so einfach ist das nicht", meint Ludde, der seinen alleinigen Plan A, Fußballprofi zu werden, erfolgreich umsetzte. "Ich denke ich habe die richtige Entscheidung getroffen, da ich jetzt Bundesliga spiele."
Spanisch lernen für Real Madrid
Große Ziele hatte Augustinsson schon immer vor Augen. Über ein Engagement an der Weser dachte er vor einigen Jahren aber sicher noch nicht nach. Das erklärt auch, warum er in der Schule einst Spanisch lernte. "Ich war auf einer Fußballschule und da denkt sich jeder schon ein bisschen: 'Ich muss jetzt Spanisch lernen, weil ich für Real Madrid spielen möchte'", schmunzelt er rückblickend.
5 schnelle Fragen an Ludwig Augustinsson:
- Vorbild: David Beckham - "Ich hatte ein Trikot mit der Nummer sieben von Manchester United."
- Bester Linksverteidiger: "Damals sicherlich Marcelo von Real, mittlerweile aber Andrew Robertson vom FC Liverpool."
- Bester Linksfuß: Lionel Messi
- Bester Mitspieler: Zlatan Ibrahimovic - "Ich habe viel von Zlatan gelernt mit seiner Mentalität und seinem Hunger."
- Welches Spiel möchtest du wiederholen? - "Das WM-Viertelfinale gegen England. Wir haben 2:0 verloren und nicht gut gespielt. Da war mehr drin."
(via 11FREUNDE- Wilde Liga-Podcast)
Mit seinem Stammplatz in Bremen ist der Schwede aber sichtlich zufrieden. Und wer weiß, vielleicht folgt ihm eines Tages auch sein Bruder in die Hansestadt. Erst einmal wechselt der 24-Jährige Jonathan Augustinsson im Januar allerdings zu Rosenborg Trondheim nach Norwegen. Jonathan spielt ebenfalls auf der linken Verteidiger-Position, absolvierte im Januar letzten Jahres sein erstes Nationalspiel für Schweden und stellt somit eine echte Alternative für Nationalcoach Janne Andersson dar. Über einen Konkurrenzkampf habe man im Hause Augustinsson aber noch nicht gesprochen. "Ich hoffe wir können in Zukunft zusammenspielen, mein Bruder kann nämlich auch in der Innenverteidigung spielen. Ein guter Plan, finde ich", entgegnet Ludde im 11FREUNDE-Podcast.
Augustinsson: Kohfeldt brachte mich dazu "den Fußball besser zu verstehen"
Ein Engagement am Osterdeich würde Ludwig seinem Bruder sicherlich ans Herz legen - zumindest unter der Leitung von Cheftrainer Florian Kohfeldt. Ihm hat der 26-Jährige eine Menge zu verdanken. Der Bremer Übungsleiter formte ihn zu einem gestandenen Bundesliga-Profi. Mittlerweile verstehe er den Fußball schlicht besser. "Vorher habe ich nur gemacht, nicht gedacht", erklärt Augustinsson. "Flo hat mir erklärt, warum es gut ist, wie ich was mache. Wie ich stehe, Höhe, Tiefe und so weiter. Und das für alle Positionen. Falls ich Trainer werden möchte, rufe ich nach meiner Karriere Flo an. 100 Prozent!"