Kollegial, medial und sportlich: Werder stellt sich selbst ein Bein
Von Marc Knieper
Werder Bremen gerät nach der ideenlosen 0:3-Pleite in Darmstadt ins Kreuzfeuer der Kritik - und beschießt sich dabei auch noch selbst. Die Situation annehmen, geduldig bleiben und gemeinsam angreifen? Nicht beim SVW. Wie sich die Grün-Weißen höchstpersönlich in ihre derzeitige Abwärtsspirale reiten.
Dass die 2. Bundesliga kein Zuckerschlecken würde, war und ist in Bremen allen Beteiligten bewusst. Der Umbruch erfordert Geduld, die den Klub mehr denn je auf die Probe stellt. Hier und da zittern die Knie: Kann Werder überhaupt noch aufsteigen? Und wie schlimm ist es, wenn es nichts wird? Fragen um Fragen, die den Fokus auf das Hier und Jetzt beiseite schieben.
Anstatt die Dinge anzupacken, stellen sich die Hanseaten selbst ein Bein und streuen das Salz in die eigene Wunde. Drei Punkte, die diese Tendenz bestätigen:
1. Wo ist Werders Teamspirit?
Schreien, grölen, kämpfen (und siegen!): Wo ist Werders Teamspirit? Am Böllenfalltor huschte ein ideenloses, kampfloses und mucksmäuschenstilles "Team" über den Rasen. "Team" in Anführungszeichen, denn vom allgegenwärtigen "Einer für alle, alle für einen" war weit und breit keine Spur.
Zu allem Überfluss sei Niclas Füllkrug nach der Partie gleich mehrfach gegenüber Clemens Fritz ausfällig geworden. Die Konsequenz: Drei Tage trainingsfrei für den Stürmer. Auch ansonsten wächst laut Deichstube innerhalb der Mannschaft der Frust gegenüber Markus Anfang. Der Bremer Cheftrainer droht seine Jungs zu verlieren.
2. Werder hängt Füllkrug-Suspendierung an große Glocke
Mit der medialen Veröffentlichung der dreitägigen Füllkrug-Suspendierung weist Werder noch offensichtlicher auf die angesprochenen kollegialen Probleme innerhalb der Mannschaft hin - und wühlt damit die öffentliche Unruhe weiter auf.
Dass Füllkrug eine Geldstrafe bekommt und nicht am Training teilnehmen darf, mag richtig sein. Das Ganze aber extra an die große Glocke zu hängen, tut dem ohnehin schiefen Haussegen aber alles andere als gut.
Die Probleme sollten intern gelöst werden. Mit dem externen Feuer dürfte sich der geschwächte Torriecher des Bremer Angreifers gewiss nicht verbessern. Auf die (erwartbare) Frage eines Journalisten, warum Füllkrug nicht beim Training sei, hätte eine Notlüge à la "Er ist angeschlagen" folgen müssen.
3. "Da spielt der doch eigentlich gar nicht..."
"Da spielt der doch eigentlich gar nicht." Ein Satz, der zuletzt häufiger in Bremer Fankreisen fiel. Anfang besteht auf ein 4-3-3-System. Und das, obwohl viele Akteure dadurch auf ihnen (teils) fremden Positionen agieren.
So beackerte etwa Jean Manuel Mbom (alleine wegen seiner Statur eigentlich klarer Zentrum-Spieler) zuletzt die rechte Verteidigerseite, während Mitchell Weiser, der gerne auch verteidigt, gänzlich auf dem rechten offensiven Flügel wirbelte.
Mit dem modernen 3-5-2-System wären zahlreiche Positionsprobleme gegessen. Dann könnte neben Marvin Ducksch vorne zum Beispiel Eren Dinkci als ohnehin gelernter Mittelstürmer in die von Anfang geforderten Eins-gegen-eins-Situationen auf engem Raum gehen und als zweite Sturmspitze mehr Torgefahr ausstrahlen.