Schiri-Chaos beim Nordderby: Die hitzigsten Szenen im Weserstadion
Von Tal Lior
Fußballfans in ganz Deutschland haben am gestrigen Samstagabend erneut erfahren, wieso das Nordderby zu den größten Highlights des Fußballsports gehört. Beim chaotischen 2:0-Sieg der Hamburger gegen Werder Bremen sorgten vor allem die Schiedsrichterentscheidungen von Sascha Stegemann für Diskussionsstoff. Hier gibt es die kontroversesten Szenen der gestrigen Partie im Überblick.
1. Groß sieht Rot
Christian Groß wollte kurz nach dem Blitztor der Hamburger nach Anpfiff wieder seine Mannschaft an den Ernst der Lage erinnern, indem er einen Gegenspieler aggressiv foulte und sich dafür schon in der fünften Minute die gelbe Karte abholte.
Danach kam der große Schock: Groß versuchte mit einer Fluggrätsche HSV-Keeper Heuer-Fernandes am langen Ball zu hindern und traf den Hamburger am Fuß. Für das gefährliche Foul sah der Werder-Akteur dann in der 31. Minute die zweite gelbe Karte. Ein völlig unnötiger Bärendienst, den Groß seiner Mannschaft da erwiesen hat.
Werder-Fans sahen diese Entwicklung kritisch, aus neutraler Sicht kann man aber Stegemann dafür keinen Vorwurf machen.
2. Ducksch-Treffer aberkannt
Eine weitere Entscheidung, bei der der Schiedsrichter die richtige Entscheidung getroffen hat.
Zur Verwunderung der Werder-Spieler und heimischen Fans wurde Marvin Duckschs Traumtor zum 1:1 nach einem Freistoß aberkannt. Anfangs dachte man noch, dass Stegemann den Schuss noch nicht freigegeben hat, doch nach wenigen Momenten war klar, dass Mitchell Weiser für den zurückgenommenen Treffer verantwortlich war.
Die Leihgabe aus Leverkusen befand sich während der Ausführung des Freistoßes direkt an der Hamburger Mauer, was nicht regelkonform ist und direkt auch von HSV-Spieler Moritz Heyer signalisiert wurde. "Ich habe direkt auf den Schiri gezeigt, ich kannte die Regel. Ich hätte aber nicht damit gerechnet, dass er abpfeift", sagte er laut Mopo.
Die Regel kannten auch Sport1-Analyst Martin Harnik und Werder-Stadionsprecher Arnd Zeigler, der dann auch in der Halbzeit den erzürnten Fans erklärte, dass die Entscheidung des Schiedsrichters korrekt war.
Am Ende blieb also nur bei Weiser die Schuld. "Ich wusste es einfach nicht, was soll ich sagen?", erklärte der Rechtsverteidiger nach dem Spiel laut Deichstube. "Es tut mir leid für Marvin Ducksch und für die Mannschaft. Das wäre ein Riesen-Tor gewesen für uns, es ist traurig. Das tut weh."
Ducksch sagte jedenfalls laut dem kicker, dass die Spieler in der Vergangenheit auf diese Regel hingewiesen wurden: "Wir hatten die Schulung."
3. Kein Elfer nach Schonlau-Foul
Nach dieser Szene gab es besonders viel Ärger. In einer gefährlichen Situation im Hamburger Strafraum war in der Zeitlupe klar sichtbar, wie Sebastian Schonlau Werder Bremens Marvin Ducksch festhält und anschließend mit dem Knie zu Fall bringt. Das wäre eigentlich in den Augen vieler Fans ein Elfer und die Chance auf den 1:1-Ausgleich gewesen.
"Für mich ist das ein ganz klarer Elfmeter, denn ich glaube, dass ich zu 100 Prozent noch an den Ball gekommen wäre. Ich bin vor ihm, er klemmt meinen Arm ein und trifft mich auch mit dem Fuß. Ich weiß nicht, was es heutzutage noch für einen 100-prozentigen Elfmeter braucht. Mittlerweile scheint es nur noch für eine Notbremse oder für Fouls von hinten in die Beine Elfmeter zu geben", sagte Ducksch hierüber bei Sky (via Deichstube).
HSV-Coach Tim Walter sah dies jedoch völlig anders: "Er will nur den Elfmeter. Für mich einfacher Körperkontakt, er hakt sich selber dann ein. Für mich zu wenig für einen Elfmeter."
Man sieht also, dass diese Szene in beide Richtungen interpretiert werden kann. Deshalb griff auch der Videoschiedsrichter nicht ein.
4. Schonlau sieht Rot
Ein Platzverweis, den HSV-Coach Walter nach den vorherigen strittigen Szenen als "Konzessionsentscheidung" bezeichnete. Schonlau wurde in der zweiten Hälfte mit der zweiten gelben Karte des Feldes verwiesen, nachdem Werder-Spieler Romano Schmid in ihn hineinrannte - so sah es zumindest Walter (via kicker): "Er geht zur Seite...Wenn das eine Gelbe Karte ist, dann weiß ich auch nicht."