Werder Bremen: Eine Einordnung der derzeitigen Transfergerüchte
Von Marc Knieper
Beim SV Werder Bremen tut sich auf der Suche nach einer Verstärkung im zentralen defensiven Mittelfeld herzlich wenig. Auch der Rashica-Poker dauert weiter an. Dennoch schwirren einige Namen umher. Ein Überblick samt Einordnung aller Transfergerüchte in der Hansestadt.
1. Milot Rashica
Bevor wir zu den potenziellen Verpflichtungen des SV Werder kommen, widmen wir uns erst einmal dem endlosen Wirrwarr um Flügelflitzer Milot Rashica. Der Kosovare möchte im Falle eines Abgangs gerne bei einem Champions-League-Klub spielen.
Deshalb war er sich mit Bundesligist RB Leipzig bereits einig. Die Verhandlungen zwischen den Klubs gerieten zuletzt aber gänzlich ins Stocken. Werder verlangt 25 Millionen Euro - zu viel für die Roten Bullen.
Stattdessen klopft nun Aston Villa aus der Premier League an. "Die haben sich gemeldet, ja, das kann ich bestätigen", verriet Clemens Fritz, Werders Leiter Scouting und Profifußball, im NDR-Sportclub. Ein unmittelbarer Transfer stehe dennoch nicht bevor: "Es gibt nichts Konkretes. Es gibt ein paar Anfragen für ihn. Wir sind in intensivem und engem Austausch mit seinem Management."
Das Problem bei Aston Villa: Die Engländer haben in der vergangenen Saison nur um ein Haar die Klasse gehalten, spielen dementsprechend nicht international und bieten laut kicker lediglich 18 Millionen Euro. Für Spieler und Klub macht der Transfer somit keinen Sinn.
Zudem stehen sie unmittelbar vor der Verpflichtung von Bertrand Traoré. Für den Außenstürmer überweisen die Verantwortlichen rund 20 Millionen Euro an Olympique Lyon. Es scheint, als hätte der Klub aus Birmingham, ähnlich wie bereits RB, in der Causa Rashica umgeplant.
Wechselwahrscheinlichkeit zu Aston Villa: 30 Prozent
2. Idrissa Doumbia
Nach der ablösefreien Verpflichtung von Patrick Erras aus Nürnberg war es um eine zweite Verstärkung auf der Sechser-Position im Bremer Mittelfeld recht ruhig geworden. Dabei ist es Kohfeldts klarer Wunsch, ein offensives Pendant zu Erras, an die Weser zu lotsen.
"So wie der Kader jetzt hier steht, sind wir nahezu vollständig. Wir würden nur noch gerne auf der Sechs jemanden dazuholen", erläuterte Werders Cheftrainer am Ende des Trainingslagers im Zillertal in einer Medienrunde. "Jemand, der Dynamik mitbringt, der sozusagen nicht nach hinten gedacht werden kann, sondern auch nach vorne."
Ein neues Gerücht aus der Türkei brachte am vergangenen Montag endlich mal wieder einen neuen defensiven Mittelfeldspieler bei den Grün-Weißen ins Rennen. Laut der türkischen Tageszeitung Sabah ist Werder neben zahlreichen Klubs wie Gladbach, Anderlecht und Brügge an Idrissa Doumbia von Sporting Lissabon interessiert.
Die Portugiesen wollen ihren 22-jährigen Ivorer verleihen - allerdings nur mit anschließender Kaufpflicht. In der klaren Pole-Position befinde sich derzeit Galatasaray Istanbul.
Der defensive Mittelfeldspieler kam im Januar letzten Jahres aus Russland in die Liga NOS und bestritt seither 49 Pflichtspiele im Sporting-Dress. Seine Ausstiegsklausel im bis 2024 datierten Kontrakt liegt laut transfermarkt.de bei 60 Millionen Euro.
Eine Kaufpflicht, die der SVW nach dem Dilemma mit Toprak, Bittencourt und Selke ohnehin nur ungern eingehen würde, fiele für Bremer Verhältnisse definitiv zu hoch aus. Obendrein passt Doumbia mit seiner defensiven Ausrichtung nicht in das von Kohfeldt geforderte Profil.
Wechselwahrscheinlichkeit: 10 Prozent
3. Idriz Voca
Bereits vergangene Woche berichtete Kosovo Football News über ein Interesse an den kosovarischen Nationalspieler Idriz Voca vom FC Luzern. Mit seinen gerade einmal 23 Jahren hat der defensive Mittelfeld-Motor des Schweizer Erstligisten schon ganze 82 Spiele in der Super League auf dem Buckel.
Zudem bekleidete das Luzerner Eigengewächs (seit 2008 im Klub) bereits das Amt des Vizekapitäns. Im kommenden Sommer läuft sein Vertrag aus. Zeit für eine neue Herausforderung. Seine Ablösesumme wird auf 1,5 Millionen Euro geschätzt - für Werder passabel und durchaus stemmbar.
Mit Voca bekämen die Grün-Weißen einen zweikampfstarken, passsicheren, technisch versierten und Sechser. Damit würde zwar auch der Defensivmann nicht gänzlich in das Bremer Anforderungsprofil eines offensiven Pendant-Spielers zu Erras passen, ist mit seiner Veranlagung aber dennoch ein vielversprechender Transfer.
Sofern Frank Baumann keinen offensiven Sechser findet, müssen Abstriche gemacht werden. Dabei käme entweder ein schlechterer Spieler, der das Profil erfüllt, in Frage oder aber jemand wie Voca, der das Profil nicht ganz erfüllt, aber dennoch eine Verstärkung und Zukunftsvision ist. Option zwei klingt da deutlich schlauer, oder?
Sofern Rashica in Bremen bleibt, trifft Voca zudem auf einen Teamkollegen aus der Nationalmannschaft und hätte es mit der Eingewöhnung am Osterdeich sicherlich recht einfach.
Wechselwahrscheinlichkeit: 30 Prozent
4. Álex Fernández
Ende August mehrten sich die Gerüchte über ein angebliches Interesse der Norddeutschen an Cádiz-Goalgetter Álex Fernández. Der offensive Mittelfeldspieler wurde sicherlich gescoutet, eine Verpflichtung ist allein aufgrund der zu hohen Ablösesumme von rund 4,5 Millionen Euro äußerst unwahrscheinlich.
Zudem ist bei seinen 27 Jahren nicht mehr allzu viel Fantasie für einen Weiterverkauf gegeben. Auch im Falle eines Rashica-Geldregens würden die Hanseaten hier nicht zuschlagen. Fernández befindet sich mit seinem Klub als Aufsteiger bereits in der neuen La Liga-Saison und hat als Leistungsträger große Ambitionen. Ins Profil der Hanseaten passt der Achter aktuell keinesfalls.
Wechselwahrscheinlichkeit: 0 Prozent
Das Hauptaugenmerk beim SV Werder liegt weiterhin auf den Verkauf von Milot Rashica. Erst dann kommt Bewegung ins Bremer Transfer-Karussell. Aktuelle Gerüchte um Zugänge sind rar und vage. Die Wechselwahrscheinlichkeiten dementsprechend gering. Bis zum 5. Oktober hat Manager Frank Baumann noch Zeit einen weiteren Sechser an Land zu ziehen und seinen kosovarischen Shootingstar gegen eine gehörige Portion Geld einzutauschen.