Werder Bremen: Die Erkenntnisse nach der Pleite gegen Stuttgart
Von Janne Negelen
Mit dem siebten Spiel ohne Sieg ist Werder Bremen so langsam wieder im Krisenmodus. Gegen den VfB Stuttgart setzte es im heimischen Weserstadion ein 1:2, bei dem einige Teile der Mannschaft zu unglücklich agierten. Mit einigen Erkenntnissen muss sich Trainer Florian Kohfeldt beschäftigen.
1. Ohne Füllkrug fehlt der offensive Anker
Offensiv tat sich Werder gegen die stabilen Stuttgarter richtig schwer. Nach anfänglichen Chancen hatten die Bremer immer weniger Kontakte im gegnerischen Sechzehner. Dabei stellte Kohfeldt gleich vier Angreifer auf.
Doch weder Yuya Osako, Tahith Chong, Leonardo Bittencourt oder Josh Sargent übernahmen vollends die Verantwortung. Ohne den verletzten Niclas Füllkrug fehlt es dem SVW an einem Zielspieler und der Koordination. Zur Entfaltung kommen seine unglücklichen Vertreter aktuell kaum. Davie Selke fand nach seiner Einwechslung ebenfalls keine Bindung zum Spiel.
2. Groß als Musterprofi
Die Entwicklung von Christian Groß grenzt an ein Fußballmärchen. Bekanntlich stieß der Abräumer erst vor einem Jahr aus der zweiten Mannschaft zu den Profis. Nun ist er gesetzt und zeigt sich als einziger Grün-Weißer in konstant guter Form.
Dabei ist er durchaus als Musterprofi zu bezeichnen. Taktisch extrem diszipliniert, agiert er kühl und effektiv. Zwar hat er einige physische Defizite, doch in vielen Komponenten ist er seinen Kollegen weit voraus. Auch wenn es für den ein oder anderen ungewohnt ist, muss man sich nun einiges von ihm abschauen.
3. Individuelle Fehler nehmen zu
Dass die aktuelle Saison deutliche Parallelen zum Vorjahr aufweist, zeigt sich auch durch die zunehmende Anzahl an individuellen Fehlern. Sowohl der Elfmeter als auch die Vorentscheidung durch den Aufsteiger waren absolut vermeidbar.
Die ansonsten aufmerksame und überzeugende Defensivarbeit wurde damit nicht belohnt. Neben den fußballerischen Problemen schleichen sich nun also auch wieder mentale Blockaden ein. Die Anzeichen, dass sich alles wiederholen könnte, müssen längst ernst genommen werden.
4. Kohfeldt hat den Ernst der Lage erkannt
Ein Aspekt nach dem Sonntagsspiel ist, dass die Negativserie wieder in den Köpfen verankert ist. Übungsleiter Kohfeldt alarmiert seine Mannschaft nun aufs Neue und hat den Ernst der Lage längst erkannt. Der Fußball sei deutlich besser, die Punkte würden aber nicht mehr wie erhofft eintrudeln.
Im Verlauf der Saison nahm Werder also unterschiedliche Entwicklungen. Aus diesen bisherigen Spielen müssen die Grün-Weiße das Beste mitnehmen und vor dem Duell gegen Leipzig verknüpfen. Der Gegner könnte trotz aller Qualität zum richtigen Zeitpunkt kommen. Gegen die Schwergewichte zeigte Bremen in dieser Saison fast noch die besten Auftritte.
5. Werders Flanken und Standards ins Niemandsland
Eine riesige Schwäche des SVW sind seit Monaten die Standards und vielen Flanken. Meist von Ludwig Augustinsson getreten, verfehlen die hohen Bälle ihr Ziel komplett, oder sind zu nah an den Torhüter herangezogen. Damit ist jegliche Gefahr im offensiven Drittel verpufft und sofort muss der kräftezehrende Rückwärtsgang eingelegt werden.
Insgesamt beraubt sich Werder dadurch einer Stärke, die das Angriffsspiel weiter limitiert. Entweder muss deutlich an der Präzision gearbeitet oder andere Lösungen gefunden werden. Mit jeder abgefangenen Flanke gewinnt der Gegner ohnehin an Selbstvertrauen.