Werder Bremen: Die Erkenntnisse nach der Niederlage gegen Gladbach
Von Janne Negelen
Zum Ende der Hinrunde musste sich Werder Bremen gegen Borussia Mönchengladbach geschlagen geben. Die 0:1-Niederlage kam zwar nicht unerwartet, war nach dem Spielverlauf aber umso bitterer. Die Erkenntnisse machen Mut für die zweiten Saisonhälfte.
1. Defensiv fast makellos
Mit 25 Gegentoren schließt der SVW die Hinrunde ab. Nach dem vergangenen Jahr ist dies nicht nur eine deutliche Besserung, sondern sogar eine der besten Bilanzen außerhalb der Europa-Plätze. Auch gegen Gladbach sah es lange stabil aus.
Bis auf wenige Unsicherheiten im Spielaufbau war die Dreierkette rund um Milos Veljkovic, Ömer Toprak und Marco Friedl extrem zweikampfstark und aufmerksam. Nur ein Standard ruinierte den Abend der Bremer, die sich dennoch Selbstvertrauen für die Defensivaufgaben gesammelt haben dürften.
2. Vorne fehlt der Killer-Instinkt
Was Werder in der Offensive fehlt, ist ein torgefährlicher Knipser. Josh Sargent steht noch immer bei einem Saisontreffer. In den letzten Wochen avancierten die Verteidiger zu den Torschützen. Da auf Niclas Füllkrug verletzungsbedingt kaum Verlass ist, muss sich ein anderer Knipser finden.
Die Chancen waren zweifelsohne auch gegen Gladbach da. Romano Schmid scheiterte am starken Yann Sommer, Milot Rashica in der Nachspielzeit am Pfosten und Leonardo Bittencourt an den Nerven. Es fehlte nicht viel, doch erst mit einem Torgaranten wird Bremen die Gelegenheiten auch nutzen können.
3. Auf und neben dem Platz gibt es viel Potential
Mitten in der englischen Woche konnte Trainer Florian Kohfeldt quasi auf die formstärkste Elf zurückgreifen. Dass das Mannschaftsgefüge auf dem Platz stimmte, war von Beginn an zu erkennen. Anders als in den Monaten zuvor wartet nun aber auch auf der Bank wieder enorme Qualität.
Rashica deutete seine Fähigkeiten gleich wieder an. Doch auch Davie Selke, Tahith Chong, Bittencourt oder Yuya Osako bringen Potential mit sich. Die Gegner müssen sich zunehmend mit der Ausgewogenheit im Bremer Kader beschäftigen und einigen Stammkräften kann ohne Bedenken eine Pause gegeben werden. Was bei anderen Klubs der Standard ist, wird für Werder annähernd wieder zur Normalität.
4. Die Standards werden wieder zum Problem
Die angesprochene Schwäche bei Standardsituationen wurde in dieser Saison schon reichlich diskutiert. Zwar hat die Mannschaft auch in diesem Bereich deutliche Fortschritte gemacht, doch wieder fehlte die endgültige Präsenz und das Timing.
Bei eigenen Freistößen und Ecken kann Werder ebenfalls kaum Kapital schlagen. Lufthoheit zu generieren fällt genauso schwer wie die Hereingaben überhaupt gefährlich zu servieren. Mit Ludwig Augustinsson fehlte just der feinste Fuß. Die Norddeutschen täten nicht schlecht daran, sich etwas kreativere Lösungen einfallen zu lassen.
5. Das Verlassen auf eine bessere Rückrunde
Zu guter Letzt kann Werder auch auf die vergangenen Spielzeiten zurückblicken, um weiter Hoffnung zu schöpfen. Seit der Saison 2014/15 zeigte sich der SVW in der Rückrunde immer deutlich verbessert. Im Schnitt sind es ganze neun Zähler, die die Grün-Weißen in der zweiten Saisonhälfte mehr holten.
Zwar ist es nur ein Trend, doch er bestätigt im Gesamten die Situation des Bremer Kaders. Die meisten Nachwuchsstars brauchen eine gewisse Zeit, um sich an das Niveau und die Mannschaft zu gewöhnen. Über die Monate findet sich das Team vermutlich besser zurecht als manch andere Konkurrenten. Die großen Sorgen aus dem Vorjahr sollten also ausbleiben. Ausruhen darf sich Bremen natürlich trotzdem nicht.