Werder spielt wie ein Aufsteiger - und hätte auch in der Relegation eine gute Chance
Von Marc Knieper
Achtung, kleine Reise in die Zukunft. Werder Bremen scheint wie neu beflügelt. Plötzlich kann und darf man sich wieder Hoffnungen auf einen direkten Wiederaufstieg machen. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Wie sähe es aus, wenn Grün-Weiß in die Relegation müsste?
Werner-Werder performet wie ein Aufsteiger. Seit Amtsantritt von Neu-Coach Ole Werner sprechen die Zahlen des Global Soccer Network (GSN) Bände. 1,4 Tore schossen die Bremer im Durchschnitt in ihren ersten 15 Saisonspielen. Dann die Werner-Übernahme und die Verbesserung auf durchschnittlich 3,7 Tore.
4:0 gegen Aue, 3:2 gegen Regensburg, 4:1 gegen Hannover: Werder überzeugt mit tadelloser Offensiv-Power. Das liegt vor allem an der Systemumstellung - statt der 4-3-3-Formation unter Markus Anfang, lässt Werner seine Jungs in einem 3-1-4-2 auflaufen. Der Vorteil: Die technisch versierten Ballkünstler namens Romano Schmid und Leonardo Bittencourt können ihr Spiel aus dem bevorzugten Zentrum aufziehen.
Auf Außen übernehmen der pfeilschnelle Felix Agu und der etwas defensiver ausgerichtete Anthony Jung das Zepter und versorgen das intakte Sturmduo aus Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch mit scharfen Hereingaben.
Werder mit starker Offensive und Defensive
Plötzlich läuft es auch mit den Torchancen: Werder erspielt sich zwölf pro Spiel - auch, weil nun durchschnittlich acht Schlüsselpässe ankommen. Ein Plus gibt es zudem bei den Eckbällen von Stürmer Ducksch: Nach fast 70 Prozent aller Ecken kommen die Hanseaten zum Torabschluss.
Aber nicht nur vorne agieren die Norddeutschen wie ein potenzieller Aufsteiger. Dank des Ligabestwerts von 56,52 Prozent in der Pressing-Effizienz, kommen Werders Gegner auf mickrige 0,85 Expected Goals pro Partie. Zum Vergleich: Ducksch und Co. bringen es auf 2,5 Expected Goals.
Bundesligatauglich: Werder mit guter Chance in potenzieller Relegation
Klar, so weit ist Werder noch lange nicht. Aber wegen der namhaften Konkurrenz in der "schwersten Liga aller Zeiten" könnte es am Ende der Saison auch darauf hinauslaufen, dass Werder erneut in die Relegation muss. Dieses Mal nicht, wie noch gegen Heidenheim, als Bundesligist, sondern als vermeintlicher Underdog im Kampf gegen einen Bundesligisten.
Schaut man auf die Startelf der Grün-Weißen, so ist diese gespickt von einer Vielzahl bundesligatauglicher Profis. Denn Spieler wie Toprak, Füllkrug, Bittencourt, Veljkovic, Friedl und Pavlenka haben ihre Erstligatauglichkeit längst bewiesen. Bei Schmid und Agu deutet sich immer wieder das Potenzial an, eines Tages ebenfalls gestandener Bundesliga-Profi zu werden.
Jung und Ducksch ähneln Simon Terodde - sie sind zu gut für die 2. Bundesliga, schwämmen in Liga eins allerdings unterm Radar. Einzig und allein der erst spät zum Profi gewordene Groß scheint nicht mehr gänzlich bundesligatauglich.
Im Falle eines Relegationsspiels ist diese Bundesligatauglichkeit der Bremer Startelf ein großer Vorteil - auch im Gegensatz zu Schalke oder dem HSV, da diese fast ausschließlich Zweitliga-Spieler in ihren Reihen haben. Arminia Bielefeld, VfL Bochum und der FC Augsburg müssten sich da schon warm anziehen. Klarer Favorit wären die Bundesligisten gegenüber Werder jedenfalls nicht.