Anfang auf Raten? Werder Bremen wird zur Lachnummer
Von Marc Knieper
Die Wortspiele am Osterdeich stiegen bereits ins Unermessliche. Dass aller Anfang dermaßen schwer würde, damit hätte man in Bremen aber nicht gerechnet. Die Gespräche zwischen Werder und Darmstadt geraten ins Stocken. Frank Baumann blamiert sich und seinen Klub bis auf die Knochen. Ein Kommentar.
Wie der kicker am späten Montagabend aus "gut unterrichteten Kreisen in Darmstadt" erfuhr, sei der Wechsel von Trainer Markus Anfang zum SV Werder wegen unterschiedlichster Vorstellungen beider Klubs geplatzt. Demnach habe Baumann eine "absolute marktgerechte Forderung" der Darmstädter nicht akzeptiert und stattdessen 200.000 Euro als Ratenzahlung geboten - für die Lilien eine "Frechheit".
Die DeichStube tituliert diese Informationen zwar als "grundsätzlich richtig", verweist aber auch darauf, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sei und ein Wechsel damit weiterhin möglich ist. In puncto Ablöse spricht das werdernahe Portal von einer siebenstelligen Summe, die in Richtung Darmstadt fließen müsse, um Anfang aus seinen bis 2022 datierten Kontrakt herauszukaufen.
Der Anfang vo(r)m Ende?
Das Wirrwarr bei Werder bleibt riesig - und die Plan- und Orientierungslosigkeit von Sportdirektor Baumann nimmt kein Ende. Ob Schalke, Hamburg oder Bremen: Mittlerweile weiß niemand mehr, wer sich an peinlichen Situationen übertrumpft. Dabei galten die Grün-Weißen jahrelang als solide wirtschaftender Klub. Man hatte nie das große Geld, kam aber problemlos über die Runden.
Die große Frage ist: Wie viele (wenige) Fehlentscheidungen entfernt ist man vom totalen Absturz? Avanciert Werder dank Misswirtschaft zum neuen HSV oder aber (noch viel, viel schlimmer) zum neuen 1. FC Kaiserslautern? Ist sogar die Lizenz in Gefahr?
Denn wer einen Trainer für 200.000 Euro verpflichten und diese Summe in Raten zahlen möchte, der befindet sich nur Zentimeter vor dem Abgrund. Ist Werder tatsächlich so zahlungsunfähig, wie es der Poker um Markus Anfang aufzeigt? Sollten die Hanseaten Florian Kohfeldt zurückholen? Denn der bekommt in Bremen ohnehin noch eine Saison sein Geld.
Eigentlich sprach Baumann davon, er wolle für den neuen Cheftrainer (gerne) auch eine Ablösesumme zahlen. Nun geht es dem Vernehmen nach um eine mickrige Ratenzahlung, auf die sich die Norddeutschen bis dato nicht einließen. Wie soll die Ablöse also aussehen? Vier Kisten Haake-Beck? Zwei Gutscheine beim Griechen? Ein Mal All you can eat mit Baumi höchst persönlich?
Werder mit fadem Beigeschmack
Nun gut, woher soll man in Bremen auch wissen, wie man einen Trainer verpflichtet, der nicht aus dem eigenen Stab stammt. Es scheint jedenfalls, als würde Baumann folgende Taktik fahren: Anfang und Werder sind sich einig - und der Trainer stellt seinen Klub vor vollendete Tatsachen, damit Werder ihn zum Spottpreis erlangt. Kein Wunder, dass das am Böllenfalltor keineswegs auf Anklang stößt.
Wo bleibt da die feine englische Art? Was ist aus dem einst glorreichen SVW geworden? Anfang ist nach dieser Nummer in Darmstadt verbrannt und Baumann fährt seinen Klub gegen die Wand. Nach dem nur haarscharf vermiedenen Abstieg im letzten Jahr, hätte Baumann einen ausgeklügelten Zweitligaplan in der Schublade haben müssen. Stattdessen lag dort offenbar nur ein Gebetbuch.
Bis spätestens Mitte der Woche möchte Baumann einen neuen Coach präsentieren. Mal schauen, ob er dieses Versprechen weiterhin einhält. Anfang befindet sich weiter auf dem Werder-Zettel. Sofern die Berichterstattung des kicker stimmen sollte, hätte eine Verpflichtung des Übungsleiters aber definitiv einen faden Beigeschmack.