Werder Bremen: 5 Fragen vor dem Augsburg-Spiel
Von Marc Knieper
Es bedarf beinahe einer Wortneuschöpfung, so wichtig wird das kommende Spiel für Grün-Weiß. Wenn Werder Bremen am Samstagnachmittag beim FC Augsburg gastiert, geht es nicht nur um die Wurst, es geht wahrlich um das sportliche Leben und Tod. Klassisches Sechs-Punkte-Spiel eben. 90min wirft fünf essenzielle Fragen und Antworten in den Raum.
1. Weinzierl-Fluch als Mutmacher?
Gerade im Abstiegskampf sollten alle Statistiken ad acta gelegt werden. Wer gegen wen, wie häufig gewann - all das spielt im Tabellenkeller der Bundesliga plötzlich überhaupt keine Rolle mehr. Es geht schlichtweg ums nackte Überleben.
Nichtsdestotrotz gibt es eine Statistik, für die es sich aus Bremer Sicht durchaus lohnt, die Statistik-Schublade nicht voreilig zu schließen, denn sie schenkt zumindest ein wenig Hoffnung.
Schaut man auf die vergangenen drei Stationen von Trainer Markus Weinzierl, so startete er sowohl 2012 in Augsburg, 2016 auf Schalke sowie 2018 in Stuttgart mit gleich zwei Niederlagen in Serie seinen Amtsantritt auf dem Trainerstuhl.
Auch sein diesjähriges Debüt gegen Ex-Klub Stuttgart ging am vergangenen Freitag mit 1:2 verloren. Ein Weinzierl-Fluch, der Werder Mut macht?
2. Komm Werder mach's nochmal!?
Die Situation erinnert gewaltig an die der letzten Saison. Das erste Spiel mit Finalcharakter ging damals mit 1:3 gegen Mainz verloren - und damit ordentlich in die Hose. Anschließend bäumten sich die Bremer mehr auf denn je: 6:1 gegen Köln, anschließend die Relegation, dann die Rettung.
Auch dieses Mal hat Werder noch zwei Endspiele vor der Brust, kann sich mit einem Sieg über Augsburg vor der Weinzierl-Elf postieren und würde somit - bei einer erwartbaren Niederlage des FCA gegen Bayern - auch vor ihr bleiben.
Sportdirektor Frank Baumann zeigte sich im Austausch mit der DeichStube entschlossen, dass seine Jungs die Nahtod-Erfahrung aus dem letzten Jahr auch auf das diesjährige übertragen können. "Die Erfahrung, die wir damals gemacht haben, müssen wir jetzt nutzen. Weil wir wissen, was wir an Geschlossenheit, an Zuversicht und Engagement brauchen, um solche kritischen Situationen zu meistern", so der einstige Mittelfeld-Routinier.
Die Bremer Rockband Afterburner singt in einem ihrer Songs "Komm Werder mach's nochmal". Eine Zeile, die zwar ursprünglich für die Meisterschaft angedacht war, aber auch im aktuellen Abstiegskampf äußerst relevant erscheint.
3. Wer soll da ein Tor schießen?
"Wer soll denn da ein Tor schießen?" Eine Frage vieler Bremer Fans, die sich seit Wochen durch die sozialen Medien zieht. Und das auch völlig zurecht, denn in den letzten 13 Spielen schoss der SVW lediglich drei Stürmer-Tore.
Davie Selke und Josh Sargent werfen sich gewiss in jeden Zweikampf hinein, gehen ihrem eigentlichen Job, der da nun mal heißt "Tore schießen", aber überhaupt nicht nach. Auch der anfängliche Tore-Hype um Niclas Füllkrug ist längst passé.
Auf dem Trainingsplatz sollen die drei Bremer Stürmer nun noch mehr Sicherheit erlangen. "Wir versuchen, den Stürmern im Training mit vielen Abschlüssen viel Selbstvertrauen zu geben. Am Ende müssen sie es auch auf den Platz bringen und dafür ist der Kopf das Allerwichtigste", stellte Florian Kohfeldt klar (via Bild).
4. Wie sieht's im Kopf aus?
Fakt ist: Werder lebt! Das hat sowohl die packende Pokal-Partie gegen RB Leipzig als auch das Unentschieden gegen Bayer 04 Leverkusen bewiesen. Die vereinshistorische Negativserie von sieben Pleiten in Folge konnte endlich abgewandt werden. Die Bremer Spieler schmeißen sich in jeden Zweikampf hinein, nehmen die Situation gut an und pushen sich gegenseitig.
Ein Mann, der im Saisonendspurt noch einmal besonders wichtig für die Grün-Weißen werden könnte, ist Davie Selke. Obwohl er das Tor (noch) nicht trifft, spielt der 26-Jährige eine zentrale Rolle für die Moral der Mannschaft.
Nun bedarf es Spielern, die sich trotz der prekären Situation im Spielaufbau auch einmal einen gewagten Pass trauen, um letztendlich vielversprechend vor dem gegnerischen Gehäuse aufzutauchen. Werder darf sich gegen Augsburg und Gladbach keinesfalls verstecken, dafür muss auch Kohfeldt mit seiner (hoffentlich offensiveren) Formation sorgen.
Dass der Trainer seine Mannschaft noch immer erreicht, das haben die letzten beiden Spiele gezeigt. Wie viel Kampfgeist und Elan der 38-Jährige tatsächlich in sein Team pumpt, beweist letztendlich die Resilienz in den kommenden zwei Endspielen.
5. Kann Friedl dem SVW wieder helfen?
Ein Mann, der in der Vergangenheit häufig gewagte, aber starke Querpässe gespielt hat (siehe Osako-Tor gegen Regensburg), heißt Marco Friedl.
Verletzungsbedingt konnte der Österreicher seinen Kollegen gegen Leipzig und Leverkusen nur von der Tribüne aus die Daumen drücken. Am Samstagnachmittag könnte Friedl in den Spieltagskader zurückkehren.
"Das Augsburg-Spiel ist für ihn eine Option. Wir haben Hoffnung, dass es klappt", unterstrich Frank Baumann am Montag. Für Kohfeldt ist diese Situation ebenso komfortabel wie zwiespältig.
Denn in Milos Veljkovic und Niklas Moisander fußten die Hanseaten zuletzt auf einer bombensicheren Innenverteidigung. Um Friedl spielen zu lassen, müsste Kohfeldt also entweder zur defensiveren Ausrichtung einer Fünferkette zurückkehren oder aber einen der beiden Innenverteidiger gegen den 23-Jährigen austauschen.