Wer stoppt Jeremie Frimpong? Wie Bayern vom VfB Stuttgart lernen kann

Wenn Frimpong Fahrt aufnimmt gibt es oft kein Halten mehr
Wenn Frimpong Fahrt aufnimmt gibt es oft kein Halten mehr / Mika Volkmann/GettyImages
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Das Top-Spiel zwischen dem FC Bayern und Bayer 04 Leverkusen wirft seine Schatten voraus. Am kommenden Samstagabend (18:30 Uhr) werden uns einige Schlüsselduelle auf dem Platz erwarten. Eine der entscheidenden Fragen dürfte dabei lauten, wie die Münchner Jeremie Frimpong stoppen können. Angesichts des Davies-Aufalls ist der FC Bayern hier verwundbar. Welche Optionen bleiben Thomas Tuchel?

Wer Bayer 04 Leverkusen stoppen möchte, der muss auf einige Dinge gleichzeitig achten. Zunächst seien Zauber-Zehner Florian Wirtz oder die Flügelzange Alejandro Grimaldo und Jeremie Frimpong genannt. Während bei Wirtz und Grimaldo vor allem das Kollektiv gefragt sein wird, muss im Falle von Frimpong insbesondere Geschwindigkeit her.

Frimpong-Turbo: Davies-Verletzung stellt Bayern vor Probleme

Der Niederländer gehört zu den schnellste Spielern der Bundesliga und hat in der laufenden Saison einen Top-Speed von 35,96 km/h erreicht. Ein Wert, den in der Liga nur drei Leute toppen können: Eren Dinkci, Silas Mvumpa und Alphonso Davies.

Nun stehen die Münchner jedoch vor dem Problem, dass sich der kanadische 'Roadrunner' ausgerechnet vor dem Duell mit Leverkusen bzw. Frimpong verletzt hat und nicht zur Verfügung steht. Wer also soll den aktuell vielleicht besten rechten Schienenspieler der Welt stoppen, der nicht nur extrem schnell rennen kann, sondern in dieser Bundesliga-Saison auch schon auf zwölf Scorerpunkte kommt?

Die normale Lösung aus Tuchel-Sicht wäre es, Raphael Guerreiro als Linksverteidiger aufzubieten. Dieser ist schließlich der einzige Spieler, der auf dieser Position zu Hause ist. Das große Problem dabei ist jedoch, dass Guerreiro gerade mal mit einem Top-Speed von 31,35 km/h gemessen wurde. Dem Portugiesen fehlt also ziemlich klar die Geschwindigkeit gegen Frimpong.

Demnach muss sich Thomas Tuchel überlegen, welche Alternativen ihm bleiben.

Diese Optionen hat Tuchel gegen die Frimpong-Gefahr

1. Guerreiro und Sané machen gemeinsame Sache

Sollte man Raphael Guerreiro tatsächlich links verteidigen lassen, wäre Leroy Sané wohl der beste Vordermann. Mit 35,82 km/h ist er schließlich im Bundesliga-Tempo-Ranking nur unwesentlich hinter Frimpong aufzufinden. Wir wissen auch, dass der 28-Jähriger ein durchaus brauchbarer Spieler gegen den Ball ist, wenn er denn die nötige Mentalität an den Tag legt. Bei einem derartigen Spitzenspiel sollte man davon eigentlich ausgehen können. Es wäre also durchaus möglich, Guerreiro gemeinsam mit einem viel nach hinten arbeitenden Sané zu bringen.

Die Schwäche dieser Variante liegt darin, dass einem Sané, der sich permanent in Sprintduellen mit Frimpong aufreiben muss, in der Offensive wohl ein wenig die Körner fehlen. Zudem müsste man ihn von der rechten Seite nach links beordern, was auch nicht unbedingt optimal ist.

2. Mazraoui rückt auf die linke Seite

Noussair Mazraoui ist zwar eigentlich ein Rechtsverteidiger, hat aber auch schon häufiger auf der linken Seite Erfahrungen sammeln können / müssen. Mazraoui ist ein wenig schneller und zweikampfstarker als Guerreiro, jedoch in Sachen Defensivstärke und Athletik auch nicht auf Top-Niveau unterwegs. Demnach könnte Frimpong den Marokkaner, der zusätzlich noch den Afrika-Cup in den Beinen hat und verletzt war, wohl auch das ein oder andere Mal düpieren.

Ähnlich wie bei Guerreiro würde sich auch hier wieder die Option bieten, Leroy Sané auf die linke Seite zu verfrachten, der Frimpong wohl mehr weh tun kann als es Musiala im Stande zu ist. Die zuvor benannten Nachteile würden aber auch hier bleiben.

3. Mazraoui & Guerreiro gemeinsam auf links

Es bestände auch die Möglichkeit, Mazraoui und Guerreiro gemeinsam agieren zu lassen. Der Portugiese kann schließlich genauso im linken Mittelfeld spielen. Angesichts der Verletzungen von Coman und Gnabry hat Tuchel dort ohnehin nicht so viele Option.

Sollte Tuchel sich für eine solche Variante entscheiden, würde wohl Thomas Müller seinen Startelfplatz verlieren. Der Raumdeuter dürfte in einem solchen Spiel aber schon auch wichtig sein.

Mit Mazraoui und Guerreiro gemeinsam würde man sich womöglich etwas zu sehr auf den Gegner fokussieren und zu wenig sein eigenes Ding durchziehen. Das ist nicht unbedingt Bayern-like.

4. Umstellung auf Dreierkette

Angesichts der Rückkehr von Kim min-jae (Asien Cup) und Dayot Upamecano (Verletzung) könnte sich die Option einer Dreierkette bieten. Dies hängt dann aber auch davon ab, wie fit die Spieler wirklich sind.

Hierbei würde es sich anbieten, Kim - oder noch besser Upamecano - den linken Innenverteidiger geben zu lassen. Auf der linken Position des Schienenspielers würden dann Mazraoui, Guerreiro oder auch Sané zur Debatte stehen.

Die Variante hat aber auch gewisse Schwächen. Der Schienenspieler hätte es nahe der Außenlinie meistens alleine mit Frimpong zu tun, weil dies für den linken Innenverteidiger zu weit weg ist. Sind Mazraoui/ Guerreiro/ Sané aber erst überspielt, müsste es der linke Innenverteidiger wieder alleine mit Frimpong aufnehmen. Es besteht also die Gefahr, dass man nicht gemeinsam gegen Frimpong agiert, sondern meist alleine, was dann eher ineffizient ist.

5. Boey rückt auf die linke Seite

Wartet am Samstag die erste ganz große Bewährungsprobe auf Sacha Boey? Dies wäre im Endeffekt ohnehin schon der Fall, sollte er auf dem Platz stehen. Tatsächlich könnte der junge Franzose aber auch noch genau dazu auserkoren werden, Jeremie Frimpong zu stoppen. Boey besticht schließlich durch eine gute Athletik und besitzt sowohl eine starke Geschwindigkeit, als auch eine überdurchschnittliche Ausdauer. Zudem ist er auch im Zweikampf tendenziell stärker als Mazraoui und Guerreiro. Es spricht also vieles dafür, dass Boey der passendere Spielertyp ist, um gegen Frimpong anzukommen.

Der FC Bayern würde demnach auf den Spuren vom VfB Stuttgart wandeln. Die Schwaben haben schließlich im DFB-Pokal-Match gegen Bayer 04 einen ähnlichen Schachzug vollzogen. Anders als gewohnt, rückte Maximilian Mittelstädt von links nach rechts, wohingegen der eigentliche Rechtsverteidiger Josha Vagnoman links verteidigte. Auf diese Weise traf der athletischere Vagnoman auf Frimpong und konnte diesem zumindest über weite Strecken das Leben schwer machen.

Boey hat zwar lediglich in seiner Zeit in Frankreich gelegentlich links verteidigt, könnte in dieser Rolle dennoch die richtige Option sein. Immerhin ist der Neuzugang aus Istanbul auch nicht unbedingt der Flanken-, sondern mehr der Passspieler. Dadurch fällt womöglich etwas weniger ins Gewicht, dass er eigentlich auf der anderen Seite spielt.

Fazit:

Mit der Option, Boey auf die linke Seite zu stellen, hätte man den perfekten Spagat zwischen "man sollte auf die Stärken des Gegners reagieren" und "man muss sich seiner eigenen Idee treu bleiben" geschafft. Gewiss ist auch das nicht ohne Risiko, weil Boey erst seit kurzer Zeit da ist und die Position nicht so gut kennt, jedoch hat er grundsätzlich die nötigen Fähigkeiten, um einen guten Job zu machen.


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