Wenn Flick Bundestrainer wäre: So würde die deutsche Nationalmannschaft aussehen
Von Jan Kupitz

Es brodelt rund um die deutsche Nationalmannschaft. Eine Entwicklung, die spätestens mit der blamablen WM 2018 eingesetzt hat und mit dem peinlichen 0:6 gegen Spanien ihren vorläufigen Tiefpunkt findet. In den Augen vieler (wenn wir ehrlich sind: aller) deutschen Fans ist Jogi Löw schlichtweg nicht mehr der richtige Mann, um 'Die Mannschaft' anzuführen.
Wenn es um die Nachfolgeregelung von Bundes-Jogi geht, wird in diesen Wochen vor allem ein Name in den Raum geworfen: Hansi Flick! Dem aktuellen Bayern-Coach, jahrelanger Assistent von Jogi, wird insgeheim eine besonders große Rolle beim WM-Triumph 2014 zugeschrieben, auch seine jüngsten Erfolge beim deutschen Rekordmeister sprechen für sich. Zudem ist der 55-Jährige hierzulande so beliebt, dass er dem DFB-Team die in den letzten Monaten verloren gegangenen Sympathiepunkte im deutschen Fanlager wieder reinholen könnte. Auch ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Unabhängig von der Frage, ob der FC Bayern seinen Erfolgscoach aber überhaupt ziehen lassen würde, stellt 90min vor, wie die deutsche Nationalmannschaft unter Flick aussehen würde.
Der 55-Jährige ist dafür bekannt, dass er sein Team in einem 4-2-3-1-System auf den Rasen schickt - je nach Situation und Gegner kann daraus auch ein 4-3-3 werden. Experimente mit einer Dreierkette, wie sie Löw bei der Nationalmannschaft seit der WM 2018 regelmäßig probiert hat, gibt es unter Flick nicht. Er bevorzugt, dass seine Spieler in einem festen und somit gewohnten System auflaufen können. Schlafwagenfußball, wie ihn das DFB-Team zuletzt häufiger praktiziert hat, sucht man bei Flick ebenfalls vergebens. Er setzt vornehmlich auf Pressing, Aggressivität und Tempo - also all das, was der Nationalmannschaft zuletzt gegen starke Gegner komplett abging. Dabei hat Deutschland genau die Spielertypen für einen attraktiven Spielstil zu bieten. Man müsste sie aber natürlich auch nominieren. Nicht wahr, Jogi?
Neuer im DFB-Tor unangefochten
Im Tor gibt es keine Zweifel, wer die Nummer eins ist. Flick hat in den vergangenen Monaten keine Gelegenheit ausgelassen, um zu betonen, wie sehr er die Fähigkeiten eines Manuel Neuer bewundert. Daher würde der Zerberus natürlich auch unter Bundes-Hansi Stammkeeper sein - um Marc-André ter Stegen ist es nach seiner Knieverletzung in den letzten Wochen ohnehin ruhiger geworden. Der Zweikampf, der nach der WM 2018 ausgerufen wurde, ist längst zugunsten des Müncheners entschieden.
DFB-Comebacks in der Abwehr
Kommen wir zur Abwehr, wo natürlich die gravierendste Änderung anstehen würde. Im Gegensatz zu Löw würde Flick nämlich sehr wohl auf Jerome Boateng und Mats Hummels bauen - der 55-Jährige hat beim FC Bayern gezeigt, dass er einem Spieler wie Boateng zu neuen Höchstleistungen helfen kann, wenn das entsprechende Vertrauen da ist. Natürlich gibt es um Boateng immer wieder Fragen, wie es um seine Gesundheit steht, aber im Notfall stünde ja auch ein Niklas Süle parat, der zusammen mit Hummels die Innenverteidigung bilden könnte.
Auf den Außenverteidigerpositionen gibt es eigentlich auch nichts zu überlegen: Das Leipzig-Duo Lukas Klostermann (rechts) und Marcel Halstenberg (links) ist das beste, das Deutschland aktuell zu bieten hat. Spieler wie Philipp Max und Robin Gosens, zuletzt häufig gefordert, haben defensiv klare Schwächen und wären als Stammspieler nur bei einer Fünferkette geeignet.
FC Bayern dominiert das Mittelfeld
Im Mittelfeld baut Flick bekanntlich auf die Doppelsechs. Eine wichtige Voraussetzung für diese Positionen: Lauf- und Zweikampfstärke. Und wer wäre da besser für geeignet, als Joshua Kimmich und Leon Goretzka, die bereits beim FC Bayern ein vorzügliches Tandem abgeben? Toni Kroos und Ilkay Gündogan, eher von der gemütlicheren Sorte und auf gefühlt 80% Ballbesitz ausgelegt, sind für Flicks Vollgasfußball dagegen eher weniger gemacht und müssten sich hintenanstellen. Sorry!
Auch die offensive Dreierreihe kennen wir bereits vom FC Bayern: Serge Gnabry wirbelt über rechts, Leroy Sané über links - und auf der Zehn darf es keine zwei Meinungen geben, dass Thomas Müller der Auserwählte ist. Unter Flick blüht der Ur-Bayer wieder auf, da darf er im DFB-Team keinesfalls fehlen. Toptalent Kai Havertz und der immer wieder schwankende Julian Brandt kommen da aktuell einfach nicht ran. Marco Reus ist nach Verletzungsproblemen ohnehin noch komplett außer Form.
Die vorderste Position kann eigentlich nur Timo Werner bekleiden, auch wenn er nicht der spielstarke Wandspieler ist, den Flick bevorzugt, sondern einer für die Tiefenläufe ist. Da Deutschland ansonsten aber keinen echten 'Neuner' von internationalem Format hat, wäre der Chelsea-Star natürlich gesetzt. Die einzige Alternative: Müller rückt nach vorne und Havertz bekleidet die Zehn.