Weniger Gehalt für Kimmich? Darum hat der FC Bayern überhaupt keine Argumente

Die Bayern möchten grundsätzlich mit Joshua Kimmich weitermachen, allerdings wohl nur zu verringerten Bezügen. Wir erklären, warum die Münchner überhaupt keine Argumente dafür haben, Kimmich das Gehalt zu kürzen.
Joshua Kimmich hat nur noch bis 2025 Vertrag.
Joshua Kimmich hat nur noch bis 2025 Vertrag. / Stuart Franklin/GettyImages
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Der FC Bayern scheint derzeit eine klare Priorität zu haben. Diese umfasst eine möglichst zeitnahe Verlängerung von Youngster Jamal Musiala. Der offensive Mittelfeldspieler soll künftig das Gesicht der Münchner Mannschaft darstellen. Etwas ruhiger ist es hingegen um Joshua Kimmich geworden, dabei ist dieser im Gegensatz zu Musiala lediglich bis zum Sommer 2025 gebunden. Eigentlich müssten die Gespräche also längst auf Hochtouren laufen. Noch deutet sich jedoch keine rasche Einigung ab. Dies könnte auch mit der (fehlenden) Bereitschaft der Bayern in Zusammenhang stehen, in eine Kimmich-Verlängerung zu investieren. Laut übereinstimmenden Medienangaben möchte der Verein das Gehalt von Kimmich kürzen. Die Bild berichtete Ende August von einer Reduzierung von 25 Prozent bzw. von 20 auf 15 Millionen Euro jährlich.

Doch haben die Bayern überhaupt Argumente für eine derartige Gehaltskürzung? Wir finden nicht. Vielmehr gibt es gute Gründe dafür, warum die Bayern Kimmich weiter mit einem Top-Gehalt ausstatten sollten.

1. Kimmich ist die Leader-Figur der Zukunft

Der FC Bayern hat aktuell noch das Privileg, eine gesunde Hierarchie zu besitzen. Sowohl Talente als auch wichtige Rollenspieler und Leader-Figuren gibt es zu Genüge. Zur letztgenannten Kategorie gehören neben Joshua Kimmich selbst insbesondere Thomas Müller und Manuel Neuer. Müller ist das Aushängeschild und die Identifikationsfigur schlechthin, während Neuer seit über sieben Jahren Mannschaftskapitän ist. Bei beiden gilt jedoch wie auch bei Kimmich, dass ihre Verträge im kommenden Sommer auslaufen. Im Gegensatz zu Kimmich steht bei Müller und Neuer aber auch ein Karriereende im Raum - wohl entweder im Sommer 2025 oder 2026.

Nach dem Verlust der beiden Leader-Figuren wird es Spieler geben müssen, die in der Hierarchie weiter aufrücken. Die logische Konsequenz bei Kimmich wäre die Übernahme der Kapitänsbinde. Immerhin ist der 29-Jährige seit neun Jahren beim FCB, übernimmt Verantwortung und ist ein wichtiger Ansprechpartner und Antreiber zugleich. Weitere Spieler, die zur Debatte stehen könnten, sucht man fast schon vergeblich. Der einzige Kandidat wäre wohl Harry Kane. Dieser spielt jedoch erst seit knapp über einem Jahr für den FC Bayern und ist mit den Münchnern längst nicht so verwurzelt wie Kimmich. Die Bayern können es sich schon aus diesem Gesichtspunkt nicht leisten, Kimmich zu verlieren.

2. Kimmich ist neuer DFB-Kapitän

Wenn wir schon beim Thema Kapitänsbinde sind: Joshua Kimmich hat nach dem Rücktritt von Ilkay Gündogan das Kapitänsamt in der deutschen Nationalmannschaft übernommen. Damit tritt er unter anderem in die Fußstapfen absoluter Fußball-Größen wie Oliver Kahn, Michael Ballack und Manuel Neuer. Sein Heimatland als Kapitän anführen zu dürfen, ist ein besonderes Privileg und auch ein Symbol, das die Wertigkeit von Kimmich im deutschen Fußball unterstreicht. Definitiv ist das Standing von Kimmich als Fußballer auf diese Weise nochmal gestiegen. Der 29-Jährige ist seit Jahren als Leader-Figur unterwegs und erntet jetzt (und womöglich bald auch im Verein) den Lohn dafür. Eine Gehaltskürzung käme da zu einem unpassenden Zeitpunkt.

3. Kimmich rechtfertigt Top-Gehalt mit Leistungen

Joshua Kimmich ist nicht nur als Leader-Figur wichtig, sondern auch als Leistungsträger. Derzeit blüht er an der Seite von Aleksandar Pavlovic im zentralen Mittelfeld wieder auf, jedoch ist er auf der anderen Seite auch der beste Rechtsverteidiger, den die Münchner im Kader haben. Zwar hatte Kimmich Formschwankungen, jedoch blieb sein Stammplatz nicht zu unrecht eigentlich immer unantastbar. In den wichtigen Spielen war auf Kimmich praktisch auch immer Verlass und nicht selten war er dabei ein echter Schlüsselspieler.

In der Vorsaison erzielte Kimmich in der Champions League das entscheidende Tor gegen Arsenal. Den CL-Sieg 2020 ermöglichte er mit zwei Assists im Halbfinale und dem entscheidenden Assist im Finale. Zwei Jahre zuvor glänzte er mit zwei Treffern in den Halbfinals gegen Real Madrid. Unvergessen ist zudem sein Lupfer-Treffer gegen Roman Bürki in einem ganz wichtigen Meisterschaftsspiel gegen den BVB. Kimmich hat für den Klub in Summe wesentlich mehr geleistet als beispielsweise Serge Gnabry, Leon Goretzka oder Kingsley Coman. Das Trio würde aber in der kommenden Saison deutlich mehr Geld verdienen als Kimmich, wenn die Münchner dessen Gehalt wirklich kürzen. Gerechtfertigt wäre das nicht.

4. Alter kein Argument für weniger Geld

Natürlich lässt sich argumentieren, dass sich Kimmich der 30er-Marke nähert. Demnach stellt sich die Frage, wie lange er sein Niveau noch halten kann. In der jüngeren Vergangenheit war das bei den Bayern aber kein Argument dafür, Gehälter zu kürzen. Dies gilt jedenfalls für die Verträge von Thomas Müller und Manuel Neuer, die laut capology.com noch ein wenig höher sind als das aktuelle Kimmich-Gehalt. Ein gewisses Alter und eine lange Vereinszugehörigkeit wirken sich im Normalfall ohnehin eher positiv auf das Gehalt aus. Zudem muss verdeutlicht werden, dass Kimmich noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Gerade im zentralen Mittelfeld sind die Spieler mit Ende 20 bis Anfang 30 in der Regel auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Manche halten diese Form sogar noch länger. Dies ließen zum Beispiel unter anderem Toni Kroos und Luka Modric erkennen. Kimmich sind noch mindestens drei bis vier Jahre auf absolutem Top-Niveau zuzutrauen.

5. Kimmich-Verlängerung auch ein Zeichen für Musiala

Wie bereits erwähnt liegt die Priorität der Bayern auf einer Verlängerung von Jamal Musiala. Es kristallisiert sich aber immer mehr heraus, dass der Youngster nur dann verlängern möchte, wenn der FC Bayern einen Kader stellt, der international alles erreichen kann. Knausern die Münchner bei einem wichtigen Spieler wie Kimmich und lassen diesen am Ende vielleicht sogar ziehen, untermauern sie nicht gerade ihr Standing im europäischen Fußball. Für die Münchner geht es darum, zumindest mal den Kern der Mannschaft zusammenzuhalten und zu zeigen, dass man finanziell und sportlich gut aufgestellt ist. Ansonsten wird es auch schwer, Musiala von einem langfristigen Verbleib zu überzeugen. Eine Kimmich-Verlängerung könnte also ein wichtiger Baustein für den FC Bayern sein, sein aktuell größtes Ziel zu erreichen. Die Chancen bei Kimmich stehen aber eben nur gut, wenn man ihm sein jetziges Gehalt weiter bezahlen möchte, was den Druck auf die Bosse erhöht.


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