Wehrle verlässt den 1. FC Köln: Fünf Gründe, warum der Geschäftsführer rausgeekelt wurde
Von Dominik Hager
Alexander Wehrle wird dem 1.FC Köln nicht über das Jahr 2023 hinaus erhalten bleiben. Dies bestätigte der Verein bereits am Mittwoch. Der Geschäftsführer war im letzten Jahrzehnt eine der entscheidenden Figuren und schaffte es den FC nach drohender Insolvenz im Jahr 2012 zu entschulden und zu Rekord-Umsätzen zu treiben. Der Abschied des 46-Jähtigen wirft einige Fragen auf.
Über Jahre hinweg war Alexander Wehrle die Konstante in einem zum Chaos neigenden Verein und agierte als Netzwerker, Finanz-Fachmann und Stratege in einigen wichtigen Aufgabenbereichen. Mit dem Geschäftsführer verliert der FC den absoluten Macher im Verein.
Steffen Baumgartner dürfte mit diesem Ausgang überhaupt nicht glücklich sein. "Ich werde persönlich alles daran setzen, dass er bleibt", stellte der FC-Coach zuletzt klar.
Allerdings blieb das Werben des Trainers erfolglos. Wehrle wird spätestens im Sommer 2023 die Domstädter verlassen. Allerdings ist ein früherer Abgang ebenfalls möglich, zumal einige Liga-Rivalen scharf auf den 46-Jährigen sein sollen. Als wahrscheinlichsten gilt ein Wechsel zum VfB Stuttgart.
Die BILD vermutet jedoch, dass der Geschäftsführer nicht ganz freiwillig seine Koffer packt und spricht davon, dass Wehrle "ein Opfer des Vorstandes" sei. Die Boulevard-Zeitung zählt eine ganze Reihe an Thesen auf, die diesen Verdacht unterstützen.
1. Witz-Angebot nach großspuriger Ankündigung
Präsident Werner Wolf verkündete direkt nach seinen Amtsantritt 2019, dass Wehrle sofort einen Blanco-Vertrag unterschreiben könne. Blöd nur, dass im Anschluss knapp zwei Jahre niemand auf Wehrle zuging. Mit solchen Äußerungen macht man sich natürlich nicht gerade glaubhaft.
Beinahe noch lächerlicher war dann schließlich das Angebot, das Wolf im Jahr 2021 auf den Tisch legte. Dies schloss nämlich lediglich eine Verlängerung um ein Jahr ein. Wer neun Jahre lang gute Arbeit leistet, der sollte sich eigentlich genug Vertrauen verdient haben und nicht wie ein 18-Jähriger beim Probetraining behandelt werden.
2. Wehrle verlor seine Vertrauten im Klub
Es deutete sich schon über einen längeren Zeitraum an, dass Wehrle dem Wolf-Vorstand zum Opfer fallen würde. Dieser verlor mit Toni Schumacher seine engste Vertrauensperson. Zudem wollte auch Armin Veh unter der Wolf-Regie nicht weitermachen. Veh-Nachfolger Horst Heldt musste den FC ebenfalls einen Tag nach der Relegations-Rettung verlassen, ohne dass Wehrle davon in Kenntnis gesetzt wurde.
Möchte man eine mächtige Person schwächen, dann verschafft man sich zunächst dessen engste Vertraute vom Leibe. Nichts anderes dürfte das Ziel von Wolf gewesen sein, dessen Angebot an Wehrle ohnehin Alibi-mäßig daherkam.
3. Verschiedene Denkweisen sorgten für einen Bruch
Der Eklat zwischen dem Geschäftsführer und dem Vorstand begann im Sommer 2020. Hierbei mischte sich der Vorstand in Wehrles Zuständigkeitsbereich ein und feuerte Kommunikations-Chef Tobias Kaufmann, mit dem der Geschäftsführer selbst gerne weiter zusammengearbeitet hätte. Hierbei traten erhebliche Differenzen in der Denkweise der Beteiligten hervor. All das erinnert verdächtig an die Flick-Salihamidžić-Problematik bei den Bayern.
Immer mehr Dinge liefen an Wehrle vorbei. Demnach wurde dieser sowohl in die Suche nach einem Kaufmann-Nachfolger, als auch in die Auswahl der neuen Geschäftsführer Sport und Finanzen kaum eingebunden. In weiteren strategischen Angelegenheiten soll es ähnlich gelaufen sein.
Demnach erscheint eigentlich völlig klar, dass die Zusammenarbeit dem Tode geweiht war.
4. Wehrle bekam keine Unterstützung
Nach der Entlassung von Ex-Sportboss Heldt blieb Wehrle alleine zurück. Der Posten des zweiten Geschäftsführers wurde sieben Monate lang nicht besetzt. Ein absolutes Unding in Pandemie-Zeiten. Wehrle war in seinen Tätigkeitsfeldern vom Sport bis zu den Finanzen auf sich alleine gestellt. Lediglich ein unerfahrenes Übergangs-Trio wurde dem Geschäftsführer zur Seite gestellt.
Heldt-Nachfolger Christian Keller erhielt dann auch noch eine Auszeit bis April.
Dennoch verkündete Wolf nun, dass man in Zukunft auf drei Geschäftsführer setzen möchte. Ein Einfall, der deutlich zu spät kommt und ursprünglich ausgerechnet von Wehrle selbst stammt.
5. Geschäftsführer und Vorstand bilden keine Einheit
Alleine die genannten Beispiele zeigen, dass Vorstand und Geschäftsführer einfach keine Einheit bilden konnten. Trotz mehrerer Lippenbekenntnisse ist offensichtlich, dass Wolf und die beiden Vize Wettich und Sauren nie hinter dem Geschäftsführer standen.
Dies bekam Wehrle zwar nie zu hören, dafür aber immer wieder deutlich zu spüren. In Prinzip kann man schon von einem falschen Spiel sprechen, das das Präsidium mit dem Geschäftsführer gespielt hat. Das Vertragsangebot von einem Jahr passt perfekt in dieses hinein. Letztlich können Wolf und Co erklären, dass Wehrle das Schiff freiwillig verlassen hat. Von freiwillig kann jedoch nicht wirklich die Rede sein.
Wehrle verlässt den FC, weil Wolf, Wettich und Sauren nicht mit, sondern gegen ihn arbeiten. Dies sind für den langjährigen Geschäftsführer keine Bedingungen, unter denen er arbeiten kann und will.