Wegen Menschenrechtsverletzungen: Phillip Lahm verzichtet auf WM-Reise nach Katar
Von Daniel Holfelder
Dass es sich bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 nach Katar um einen der größten sportpolitischen Skandale der jüngeren Geschichte handelt, dürfte mit Ausnahme der FIFA kaum jemand bestreiten. Nun hat sich auch Ex-Weltmeister Philipp Lahm zum bevorstehenden Turnier geäußert.
Im kicker-Interview erklärte der 38-Jährige, dass er selbst nicht in den Wüstenstaat fliegen werde. "Ich zähle nicht zur Delegation [des DFB ] und bin nicht scharf darauf, als Fan hinzufliegen. Da verfolge ich das Turnier lieber von Zuhause aus." Der Grund für Lahms Entscheidung liegt auf der Hand: "Menschenrechte sollten bei der Turniervergabe mit die größte Rolle spielen. Wenn ein Land den Zuschlag bekommt, das in dieser Beziehung mit am schlechtesten abschneidet, macht man sich schon Gedanken, nach welchen Kriterien da entschieden wurde."
Lahm, der bei der deutschen Heim-Europameisterschaft 2024 als Turnierdirektor fungiert, geht davon aus, dass sich auch die deutschen Nationalspieler kritisch zur Menschenrechtslage in Katar äußern werden. "Als Spieler kommst du heute da gar nicht mehr drumherum", so der ehemalige Bayern-Kapitän. Neben humanitären Aspekten, betonte Lahm, sollten bei zukünftigen Turniervergaben auch das Thema Nachhaltigkeit und die Größe des Gastgeberlandes eine wichtige Rolle spielen.
Was das Sportliche angeht, sieht Deutschlands Fußballer des Jahres 2017 die DFB-Elf durchaus in einer Favoritenrolle: "Sportlich gehören wir immer zu den Favoriten. Also wünsche ich mir, dass Deutschland bis zum Ende dabei ist." Mit Blick auf die vergangenen Turnierleistungen fügte er hinzu: "Wir haben viel über Werte gesprochen. Auch deren Verkörperung gehört zum Auftreten. Wenn ich die letzten beiden Turniere sehe, war der Auftritt auf dem Platz und außerhalb nicht so, dass sich jeder damit identifizieren konnte. Das wäre aber wichtig und das wünsche ich mir."