Wegen Investor: Drohen der Hertha finanzielle Schwierigkeiten?
Von Hendrik Gag
Hertha-Investor 777 Partners macht in diesen Tagen häufig Schlagzeilen. Am Freitagabend sorgten die Ultras von Standard Lüttich dafür, dass das Spiel gegen KVC Westerlo nicht angepfiffen wurde - aus Protest gegen 777 Partners, die seit rund zwei Jahren Mehrheitseigentümer beim belgischen Traditionsverein sind.
Ebenfalls am Freitag berichteten die Financial Times und die norwegische Investegativ-Plattform Josimarfootball, dass die Gründer von 777 Partners Josh Wander und Steve Pasko aus der Fußballsparte des Unternehmens abgesetzt worden sind. Gleichzeitig sollen mehrere externe Berater angeheuert sein, deren Expertise in der Insolvenzberatung liegt.
Das Vorgehen könnte auch Konsequenzen für Hertha BSC haben. 777 Partners hält 78,8 Prozent der Anteile an der Hertha BSC KGaA. Die abgesetzten Wander und Pasko sind Teil des Aufsichtsrates. Im März 2023 hatte das US-Unternehmen zunächst 64,7 Prozent der Anteile erworben und den Anteil später im Zuge einer Kapitalerhöhung auf 78,8 Prozent erhöht.
Hertha sollte durch diese Kapitalerhöhung 100 Millionen Euro erhalten. Ein Teil der Summe soll auch bereits überwiesen sein, bisher liefen die Zahlungen laut Verein reibungslos. "An dieser Stelle gilt es festzustellen, dass die 777 Football Group sämtliche vertraglichen Verpflichtungen gegenüber uns nicht nur erfüllt, sondern sogar vereinbarte Zahlungen frühzeitig geleistet hat. Damit hat die Group wesentlich zum wirtschaftlichen Sanierungskurs von Hertha BSC beigetragen", ließ der Klub am Samstag verlauten.
Neben der Hertha und Standard Lüttich hält 777 Partners Anteile am FC Sevilla, CFC Genua, Melbourne Victory, Vasco da Gama und Red Star Paris, die vor kurzem in die zweite französische Liga aufsteigen konnten. Das Unternehmen bemüht sich zudem seit September um die Übernahme des FC Everton, die jedoch zu scheitern droht. Während des Übernahmeprozesses trat der langjährige Finanzchef Damien Alfalla zurück.
777 Partners ein Schneeballsystem?
Standard Lüttich droht derzeit eine dritte Transfersperre durch die Liga. Vasco da Gama erhielt eine Transfersperre durch die FIFA. Grund in beiden Fällen waren jeweils ungezahlte Ablösen und Spielergehälter.
Auch in anderen Bereichen steht die Zahlungsfähigkeit von 777 Partners infrage: Bei der britischen Basketball-Liga, an der das US-Unternehmen seit 2021 beteiligt ist, wurde eine Zahlungsfrist nicht eingehalten. Die australische Airline Bonza, die von 777 Partners geführt wird, musste jüngst Insolvenz anmelden.
Das Geschäftsmodell von 777 Partners basiert darauf, mit geliehenem Geld Anteile an Unternehmen zu kaufen. Wie die Kredite zustande gekommen sind, wirft ebenfalls Fragen auf.
Leadenhall Capital, der Hauptkreditgeber von 777 Partners klagt zurzeit vor dem Bundesgericht in New York gegen den Hertha-Investor. Die Kredite sollen durch 777 Partners mit 350 Millionen Euro an Vermögenswerten abgesichert sein. Die Werte soll 777 Partners jedoch bereits anderweitig verpfändet oder gar nicht erst gar nicht besessen haben. Leadenhall wirft 777 Partners vor, "bestenfalls ein riesiges Hütchenspiel und schlimmstenfalls ein regelrechtes Schneeballsystem" zu betreiben.
Hertha muss bei der Lizenz nachbessern
Laut dem kicker soll es auch bei der Hertha bereits zu Verzögerungen bei Zahlungen von 777 Partners gekommen sein. Eine zweistellige Millionensumme soll im vergangenen Jahr einige Tage zu spät überwiesen worden sein. Noch stehen zudem 25 Millionen Euro der im Zuge der Kapitalerhöhung vereinbarten 100 Millionen Euro-Zahlung aus. Diese muss in der nächsten Saison erfolgen. Es bleibt abzuwarten, ob sich das zu beobachtende Muster auch bei der Hertha zeigen wird.
Fest steht: Die Hertha hat von der DFL die Auflage bekommen, bis zum 29. Mai finanziell nachzubessern, um die Zweitligalizenz zu bekommen. Das hatte Hertha-Geschäftsführer Thomas E. Herrich dem kicker Ende April bestätigt: "Nach Eingang der ersten Lizenzentscheidung müssen wir bis zum 29. Mai eine Bedingung im finanziellen Bereich erfüllen. Darauf waren wir vorbereitet und werden dem fristgerecht nachkommen."