Wegen hoher Belastung: Leon Goretzka fordert eine flexiblere Spielweise beim FC Bayern
Von Florian Bajus

Am Freitag eröffnet der FC Bayern mit dem Heimspiel gegen den FC Schalke 04 die Bundesliga-Saison 2020/21. Die Auftaktpartie ist für den Rekordmeister gleichermaßen der Startschuss für ein anstrengendes Herbstprogramm. Um dieses so erfolgreich wie möglich zu überstehen, muss die Mannschaft laut Leon Goretzka taktisch variabler werden.
Hansi Flick hat dem FC Bayern auf dem Platz wieder eine Identität gegeben. Unter seinem Vorgänger Niko Kovac agierte die Mannschaft in vielen Spielen planlos in der Offensive, war zumeist von Einzelaktionen über die Außenbahnen oder von Robert Lewandowski abhängig und hatte nicht zuletzt zu Beginn der abgelaufenen Saison Schwierigkeiten mit riesigen Abständen im Mittelfeld. Unter Flick spielen die Bayern dagegen wieder äußerst koordiniert, nahezu jede einzelne Aktion wird im Vorfeld besprochen und genauestens geplant.
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"Ähnlich klar geregelt war unser Spiel zuletzt unter Pep Guardiola", sagte Thomas Müller Anfang August in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Das gilt allen voran für Phasen, in denen der Gegner im Ballbesitz ist. Dann steht die Mannschaft extrem hoch und bemüht sich darum, den ballführenden Gegenspieler derart unter Druck zu setzen, dass dieser den Ball entweder verliert oder einen unkontrollierten Pass spielt. So hoch und aggressiv wie unter Flick haben die Bayern zuvor nur selten gepresst, waren sie sonst doch eine ballbesitzorientierte Mannschaft, die den Ball am liebsten über 90 Minuten in den eigenen Reihen laufen lassen wollte. Jetzt aber will sie ihren Gegner jagen und den Ball so nah wie möglich vor dem gegnerischen Tor erobern.
Das aggressive Anlaufen kostet allerdings Körner, von denen die Münchner vor dem Saisonstart nicht viele haben. Ivan Perisic, Philippe Coutinho und Álvaro Odriozola haben den Klub nach Ablauf ihrer Leihe verlassen, der einzige Neuzugang mit Stammspieler-Potenzial ist Leroy Sané. Als verbrieft gilt, dass Flick sich einen weiteren Rechtsverteidiger und einen vierten Flügelspieler wünscht, auch soll nach einem weiteren Mittelfeldspieler gesucht werden, falls Thiago und Javi Martinez abgegeben werden.
Goretzka: Immer nur Pressing "wird schwierig"
Gerade einmal 20 Feldspieler stehen dem Trainer nach aktuellem Stand zur Verfügung, sein Wunsch nach Verstärkungen ist nachvollziehbar. Laut Leon Goretzka braucht es aber auch eine variablere Spielidee, um die Belastung in der kommenden Saison besser steuern zu können. "Das Pressing, was wir jetzt die letzten Monate gespielt haben über so eine Saison ohne Pausen durchzuziehen wird schwierig, wenn man alle zwei Tage spielt", warnte der deutsche Nationalspieler auf einer Pressekonferenz am Dienstag (zitiert via BILD). Die Mannschaft brauche "eine Schublade mehr in unserem Repertoire, um auf so etwas reagieren zu können", fuhr der 25-Jährige fort, "das wird ein Thema sein."
""Die Belastung ist definitiv eine sehr große Herausforderung für uns alle""
- Leon Goretzka
Aufgrund der Corona-Pandemie beginnen die nationalen Ligen erst im September, im Oktober soll auch die neue Europapokal-Saison starten. Allerdings soll die Saison 2020/21 pünktlich im Mai beendet werden, damit die Europameisterschaft im Sommer ausgetragen werden kann. Englische Wochen werden für den FC Bayern, der in der Bundesliga, dem DFB-Pokal und der Champions League vertreten ist und darüber hinaus noch am DFL-Supercup, UEFA-Supercup und der Klub-WM teilnimmt, in dieser Spielzeit vorwiegend an der Tagesordnung stehen. "Die Belastung ist definitiv eine sehr große Herausforderung für uns alle", weiß Goretzka, "wir werden tatsächlich den kompletten Kader benötigen, um durch die Saison zu kommen." Über Neuzugänge dürfte er sich daher ebenfalls freuen.