EM 2024: Was ist ein taktisches Foul?
Von Lennart Sörnsen
Die Europameisterschaft ist in vollem Gange und das bedeutet auch, dass wieder viele Fußballbegriffe umher geworfen werden. Gerade wenn man kein eingefleischter Fußballfan ist, kann das schnell für Verwirrung sorgen. Ein Begriff, mit dem viele vielleicht nichts anfangen können, ist das taktische Foul.
Das taktische Foul ist die Bezeichnung für eine besondere Art des Foulspiels. Ein Foulspiel liegt grundsätzlich immer dann vor, wenn sich ein Spieler regelwidrig verhält. Im Fußball kann dies zum Beispiel das Stoßen, Treten oder Beinstellen eines Gegenspielers sein, aber auch andere unsportliche Verhaltensweisen wie das Festhalten oder Anspucken eines Gegenspielers gelten als Foulspiel. Wenn umgangssprachlich von einem Foul die Rede ist, ist jedoch meist das Beinstellen oder Treten gegen einen Gegenspieler gemeint. Je nach Vergehen wird ein Foul mit einem Freistoß oder Strafstoß geahndet, bei härteren Fouls auch mit einer persönlichen Strafe in Form einer gelben oder, bei besonders harten Fällen, sogar einer roten Karte. So wurde beispielsweise der Schotte Ryan Porteus für sein Foul an Ilkay Gündogan im Eröffnungsspiel der deutschen Nationalmannschaft des Feldes verwiesen. Zusätzlich gab es für das Foulspiel einen Elfmeter, da es im Strafraum begangen wurde.
Von einem taktischen Foul spricht man hingegen, wenn ein Spieler aus taktischen Gründen ein Foul begeht. Damit ist gemeint, dass durch das Foul eine Spielunterbrechung erreicht wird, die es der Mannschaft des foulenden Spielers ermöglicht, sich neu zu sortieren und auf die neue Spielsituation zu reagieren. Taktische Fouls werden daher vor allem dann begangen, wenn durch einen gegnerischen Konter eine torgefährliche Situation droht. Der größte Unterschied zu anderen Fouls besteht vor allem darin, dass bei einem taktischen Foul häufig keine Härte im Spiel ist und das Foul auch nicht als letztes Mittel dient, um einen Gegner zu stoppen. Stattdessen werden taktische Fouls häufig durch Ziehen am Arm oder am Trikot begangen und geschehen in den meisten Fällen weit vor dem eigenen Strafraum. Obwohl taktische Fouls keine Verletzungsgefahr bergen, werden sie mit einer gelben Karte bestraft, da sie eine gefährliche Situation entschärfen sollen und somit dem Gegner eine möglicherweise gute Torchance verwehren.
Passiert ein taktisches Foul hingegen im Zusammenhang mit einer klaren Torchance, also in unmittelbarer Tornähe, spricht man nicht von einem taktischen Foul, sondern von einer Notbremse. Eine Notbremse wird im Gegensatz zum taktischen Foul sogar mit einem Feldverweis geahndet, da ein vorrausichtlich Tor verhindert werden soll.