Was ist eigentlich mit Sébastien Haller und Joelinton?
Von Florian Bajus
Sébastien Haller und Joelinton haben eines gemeinsam: Beide Ex-Bundesliga-Stürmer haben ihren Vereinen viel Geld einbeschert, bei ihren jetzigen Vereinen läuft es aber nicht rund. Könnte eine Rückkehr in die Bundesliga helfen?
Als Teil der Büffelherde von Eintracht Frankfurt spielte sich Sébastien Haller gemeinsam mit Luka Jovic und Ante Rebic in den Fokus mehrerer Vereine aus dem Ausland, Joelinton zog derweil nach einer sehr guten Saison bei der TSG Hoffenheim prompt Interesse auf sich. Ersterer wechselte für 50 Millionen Euro zu West Ham United, für Joelinton legte derweil Newcastle United 44 Millionen Euro auf den Tisch.
Für beide Premier-League-Vereine haben sich diese Transfers aber kaum bezahlt gemacht, auch wenn die statistischen Werte zumindest bei Haller ordentlich klingen: In 44 Pflichtspielen erzielte der robuste, technisch versierte und abschlussstarke Stürmer 12 Tore; allerdings gehört er in dieser Saison nur zur zweiten Garde. In der Premier League stehen gerade einmal zwei Startelfeinsätze zu Buche, genauso häufig durfte er im eher unbedeutenden EFL Cup ran. Joelinton erzielte derweil in 56 Partien für Newcastle 6 Tore und bereitete 5 Treffer vor, doch auch er kommt aktuell deutlich seltener zum Zug als im Vorjahr, erst drei Startelfeinsätze hat er bislang in der höchsten englischen Spielklasse verzeichnen können.
Formation und taktische Ausrichtung hemmen Haller und Joelinton
Woran könnte man den Leistungsabfall und die untergeordnete Rolle festmachen? Ein markanter Unterschied ist die spieltaktische Ausrichtung der jeweiligen Vereine: Während beide Spieler in Frankfurt und Hoffenheim offensiven Fußball gewohnt waren, bevorzugen West Ham und Newcastle eine eher defensivere Herangehensweise, bei der vorrangig das eigene Tor verteidigt und dann über schnelle Umschaltsequenzen gezielte Nadelstiche gesetzt werden sollen. Wirklich erfolgreich ist dieses Rezept aber nicht: West Ham beendete die Saison 2019/20 auf Rang 16, Newcastle erreichte immerhin Platz 13.
Aktuell befinden sich beide Mannschaften auf den Rängen 12 (West Ham) und 13 (Newcastle), doch dass Haller und Joelinton bisher noch nicht ihr Glück gefunden haben, liegt nicht einzig und allein daran, dass sie nicht bei einem Europapokalanwärter gelandet sind. Vielmehr waren sie in der Bundesliga gewöhnt, nicht alleine stürmen zu müssen: Haller spielte in Frankfurt an der Seite von Jovic und Rebic, auch Joelinton hatte in den zahlreichen Systemen unter Julian Nagelsmann stets einen Mitspieler an seiner Seite. West Ham hingegen spielt nur mit einer Sturmspitze, in Newcastle hat Steve Bruce derweil erst zum Ende der vergangenen Saison eine Doppelspitze etabliert.
Schon beim FC Utrecht, für den er vor seinem Wechsel zur Eintracht gespielt hatte, war Haller gewohnt, mit einem Sturmpartner zu spielen. Das Resultat: 51 Tore in 98 Spielen. Joelinton kennt zwar Systeme mit nur einer Spitze aus seiner Zeit bei Rapid Wien (2016 - 2018), aber es scheint, als wäre er nicht gut aufgehoben in einer Mannschaft, die eher verhalten nach vorne spielt und zusätzlich nur auf einen Mann in der Spitze vertraut.
Eine Bundesliga-Rückkehr könnte helfen - wirkt aber unwahrscheinlich
Die Qualitäten eines Haller oder Joelinton sind in der Bundesliga hinlänglich bekannt; und da beide Spieler die Liga gut kennen, könnte eine Rückkehr durchaus Sinn ergeben. Das Duo könnte sich ohne Wenn und Aber bei einer Mannschaft aus den Top-Sechs durchsetzen - allerdings nur dann, wenn die Voraussetzungen stimmen. Soll heißen: Haller braucht mindestens einen Nebenmann und genau wie Joelinton eine Mannschaft um sich herum, die den Mut hat, offensiv zu spielen.
Finanziell dürfte sich eine Rückkehr aufgrund der Corona-Krise aber als äußert kompliziert gestalten. Einzig eine Leihe könnte in Frage kommen, dabei wären allerdings die hohen Gehälter ein großer Streitpunkt. Realistisch erscheint ein Wechsel daher nicht.