Ein Transfer, viele Verlierer - Was bedeutet der Cancelo-Deal für Mazraoui, Pavard und Co?
Von Dominik Hager
Mit einem solchen Transfer-Knaller hätte im Winter wohl niemand mehr gerechnet. Manchester-City-Star Joao Cancelo wechselt per Leihe zum FC Bayern München und wird zumindest bis zum Sommer bleiben. Für ca. 70 Millionen Euro können die Bayern den Spieler langfristig binden. Doch was bedeutet der Deal für die anderen Außenverteidiger der Münchner?
1. Noussair Mazraoui
Der Marokkaner laboriert aktuell an einer Herzbeutelentzündung und ist daher zunächst außen vor. Der Cancelo-Deal deutet jedoch darauf hin, dass sich die Sache bei Mazraoui länger hinziehen könnte. Eigentlich hätte man gedacht, dass der Ajax-Neuzugang in wenigen Wochen wieder zum Team stoßen kann. Nun mehren sich jedoch die Zweifel.
Ein kleiner Nackenschlag ist die Ankunft von Cancelo für Mazraoui durchaus. Eigentlich deutete alles darauf hin, als wäre er mittel- und langfristig die Nummer eins rechts hinten und müsste auch Pavard nicht dauerhaft fürchten. Nun findet er jedoch mit Cancelo einen großen Namen auf seiner Position, der zumindest in der Rückrunde die Nase vorne haben könnte. Sollte der Portugiese dann auch noch überzeugen, bestände die Möglichkeit, dass der 28-Jährige langfristig gebunden wird. Dies könnte für Mazraoui mit einer anhaltenden Reservisten-Rolle einhergehen.
Ganz abschreiben darf man Mazraoui in einem Zweikampf mit Cancelo aber auch nicht. Der Portugiese hat sich zuletzt schließlich nicht in Top-Form gezeigt und Mazraoui gehört zu den sehr guten Rechtsverteidigern.
2. Benjamin Pavard
Für den Franzosen ist der Cancelo-Deal ein weiterer Rückschlag, nachdem er sich am Wochenende gegen Frankfurt hinter Stanisic auf der Bank wiedergefunden hat. "Selbst schuld", könnte man aber auch sagen, zumal Pavard aus seinem Herzen keine Mördergrube macht und keinen Bock mehr auf die Rechtsverteidiger-Position hat. Demnach kann er den Cancelo-Deal dahingehend positiv empfinden, dass er rechts hinten wohl gar nicht mehr gebraucht wird.
In Sachen Stammplatz sieht es für Pavard jetzt natürlich um ein Vielfaches schlechter aus. In der Innenverteidigung sind Upamecano und de Ligt aktuell gesetzt, ab der kommenden Saison dürfte dann auch wieder Hernandez vorbeiziehen. Vieles deutet darauf hin, dass Pavard den Verein im Sommer verlässt - unabhängig davon, ob Cancelo langfristig bleibt oder nicht. Mit einer Rolle als Backup dürfte der Franzose jedenfalls nicht glücklich sein.
3. Josip Stanisic
Was für eine bittere Sache für Stanisic. Da erhält er schon mal den Vorzug gegenüber Pavard und nur einen Tag später wird ihm ein Konkurrent vor die Nase gesetzt, dem er nicht gewachsen ist. Der Kroate machte seine Sache gegen Frankfurt solide und dürfte darauf spekuliert haben, fürs Erste in der Startelf zu bleiben. Nun droht ihm jedoch wieder eine Rolle als Dauer-Reservist. Sollte Mazraoui wieder fit sein, ist er maximal noch die Nummer drei rechts hinten.
Links sieht das ganze nicht besser aus, da Cancelo zu allem Überfluss wie Stanisic auch auf beiden Seiten verteidigen kann. Man hat schon länger den Eindruck, dass die Bayern Stanisic selbst als Backup als zu leicht empfinden. Sollte Cancelo langfristig bleiben, kann sich der kroatische Nationalspieler ab Sommer eigentlich einen neuen Klub suchen.
4. Alphonso Davies
Tangiert die Verpflichtung von Joao Cancelo den Münchner Roadrunner überhaupt? Dies ist Stand jetzt nicht so leicht zu beantworten. Vorrangig wurde der Portugiese sicherlich für die rechte Außenverteidigung verpflichtet. Cancelo kann aber auch über links spielen und das bedeutet, dass Davies zum ersten Mal seit längerer Zeit einen wirklich starken Konkurrenten hat.
Insbesondere nach einer Mazraoui-Rückkehr muss sich auch Davies strecken. Der Kanadier absolviert keine ganz überzeugende Spielzeit und wusste zuletzt vor allem offensiv nicht zu gefallen. Der junge Linksverteidiger verzeichnet kaum Scorerpunkte, gelungene Flanken oder geschickte Anspiele.
Vielleicht ist es ganz gut, dass mal ein Spieler Druck auf Davies ausübt. Die Anlagen des Kanadiers sind natürlich grandios, jedoch muss er seine PS wieder besser einsetzen. Schwäche darf er jetzt nicht mehr zeigen, ansonsten könnten eines Tages auch Mazraoui und Cancelo die Münchner Außenverteidigung bilden.
5. Bouna Sarr
Bouna Sarr hatte bislang keine Chance auf einen Stammplatz und war noch dazu lange verletzt. Zwar ist er wieder fit, jedoch wird sich an seiner Situation unabhängig von Cancelo nichts ändern. Der FC Bayern plant einfach nicht mit ihm.
6. Daley Blind
Der Niederländer war ohnehin primär als Hernández-Backup vorgesehen. Diese Rolle wird er auch weiterhin übernehmen. Für links hinten dürfte er jetzt erst recht keine Option sein, selbst wenn sich Davies verletzt.