Warum Pascal Groß für den BVB zum "Königstransfer" wird
- Groß kehrt nach sieben Premier-League-Jahren in die Bundesliga zurück
- Nationalspieler ist taktisch sehr flexibel und kann viele Positionen bekleiden
- Doppelsechs als bevorzugte Mittelfeldvariante?
Von Simon Zimmermann
In Deutschland spielte Pascal Groß lange Zeit unter dem Radar. Der bei der TSG Hoffenheim ausgebildete Mittelfeldspieler musste in jungen Jahren den Umweg über den KSC und den FC Ingolstadt gehen, ehe seine Karriere so richtig Fahrt aufnahm. 2017 verpflichtete Brighton & Hove Albion den heute 33-Jährigen für drei Millionen Euro Ablöse. In den folgenden sieben Jahren sollte Groß bei den Seagulls zu den Leistungsträgern gehören.
228 Spiele absolvierte Groß in der Premier League. 261 Pflichtspiele für Brighton waren es insgesamt. Jetzt kehrt Groß nach Deutschland und in die Bundesliga zurück. Der spätberufene Nationalspieler (acht Länderspiele) hat spätestens durch seine EM-Teilnahme auch in der eigenen Heimat einen größeren Stellenwert erreicht.
Im Herbst seiner Karriere soll Groß der "heimliche Königstransfer" von Borussia Dortmund in diesem Sommer werden. Dort hat Nuri Sahin nach einem halben Jahr als Co-Trainer von Edin Terzic übernommen. Welchen Plan der neue BVB-Chefcoach verfolgt, wurde bereits seit seiner Rückkehr im vergangenen Winter deutlich. Der BVB agierte im zweiten Teil der Vorsaison häufig mit Ian Maatsen als eingerückten Linksverteidiger. Ein taktischer Schachzug, der offensichtlich von Sahin initiiert wurde. Der eigene Spielaufbau über das Zentrum wird vom neuen BVB-Chefcoach bevorzugt.
Sahin will Spiel durchs Zentrum
24/25 will Sahin diese Grundidee weiter etablieren. Helfen soll dabei Groß als neuer Fixpunkt im Zentrum. Der 33-Jährige hat bei Brighton nachhaltig bewiesen, dass er ein intelligenter und takitsch extrem flexibler Spieler ist. Im komplexen System von Ex-Trainer Roberto De Zerbi spielte Groß schon als Sechser, Achter und Zehner. Und wurde sogar als Außenverteidiger eingesetzt.
Groß' vermeintliche Lieblingsrolle ist aber die des Strategen in einer Doppelsechs. Von dort aus kann er als erste Anspielstation für die Abwehrreihe dienen und das Spiel - wenn möglich - schnell machen. Seine Beidfüßigkeit, gute Technik und Ruhe machen ihn zudem sehr ball- und passsicher. Ein Element, dass man auf dieser Position beim BVB schon länger vermisst.
Denn die neuen Nebenleute von Groß heißen Emre Can, Marcel Sabitzer oder Felix Nmecha. Allesamt Spielertypen mit einem komplett anderen Profil. Ab und an agierte auch Julian Brandt auf der tieferen Mittelfeldposition - eben, um hier mehr Ballsicherheit zu generieren. Brandt ist auf der Acht oder Zehn allerdings deutlich besser aufgehoben.
Ein Sechser wie Groß fehlte dem BVB lange
Sahins Spielidee lässt sich mit einem Sechser wir Groß deutlich besser umsetzen. Offen bleibt noch, wer seine bevorzugten Nebenleute werden sollen. Can könnte als defensiver Anker und Zweikämpfer passen. Sabitzer als offensiver ausgerichteter Partner, neben dem Groß die Position vor der Abwehr eher halten soll. Möglich wäre sowohl eine Doppelsechs mit Groß und Can/Sabitzer und einem Zehner (Brandt) davor. Aber auch Groß als alleiniger Sechser mit zwei Achtern vor ihm. Am Ende ist das aber nur eine taktische Feinheit.
Helfen sollte Groß dem BVB-Spiel so oder so. Neben seinen strategischen Fähigkeiten und Ballsicherheit besticht der Routinier auch weiterhin mit seiner enormen Laufstärke. Auch deshalb gibt es wohl wenig Bedenken, Groß im hohen Fußballer-Alter zu verpflichten. Wie fit der 33-Jährige ist, zeigte er jüngst beim Töwerland Insellauf auf Juist. Die 8,4 Kilometer legte er dort am schnellsten zurück.