Warum Kai Havertz Bayer Leverkusen stolz macht

Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit, bis Kai Havertz sich einen neuen Verein sucht. Am gestrigen Freitag war es nun soweit, die wochenlangen Verhandlungen zwischen Bayer 04 und dem FC Chelsea führten zu einem Ergebnis: Für mindestens 80 Millionen Euro zieht es den 21-Jährigen zu den Londonern. Beim Bayer hinterlässt Havertz nicht nur eine sportliche Lücke, er war mehr als nur ein Leistungsträger.
Vorneweg ein kleiner Einblick in die Leverkusener Welt: Im Schatten Kölns, Düsseldorfs und des Ruhrgebiets lebt es sich ruhig in der 160.000-Einwohner-Stadt. Es ist eigentlich kaum zu glauben, dass unweit des Autobahnkreuzes seit Jahrzehnten auf Topniveau Fußball gespielt wird. Aber das zeichnet das Leben im und um dem Klub herum aus: es ist ein familiäres Umfeld, gekoppelt mit einer enormen Professionalität.
Havertz hob Bayer Leverkusen auf ein neues Level
Den großen Fußballzirkus sucht man in Leverkusen allerdings vergebens - trotz der vielen Talente, die Bayer 04 in den vergangenen Jahren hervorgezaubert hat und hier ihre Weltkarriere starteten. Man fliegt in der Regel unter dem Radar (auch weil der ganz große Erfolg bisher ausblieb...), macht sein eigenes Ding und versucht, nicht allzu sehr Spielball der großen Klubs zu sein.
Auch deshalb sprengte Havertz bisweilen dieses Umfeld. Vor über vier Jahren merkte man schnell im Klub - und auch anderswo -, dass dieser junge Kerl kein gewöhnlicher Fußballer werden wird. Havertz ist kein Talent, was nach einer Anfangseuphorie wieder in der Versenkung verschwindet. Er ist kein Jugendlicher, der den Fokus auf den Fußball irgendwann mal verlieren könnte. Und vor allem ist er nicht die Art Spieler, der seinen Jugendklub mal eben so den Rücken zukehren wird.
Für Bayer 04 ist und war dies eine neue Erfahrung. Dieses wachsende Paket aus Identifikation mit dem Verein, sportliche Klasse und Führungsqualitäten (immerhin war Havertz in seinen jungen Jahren schon einige Male Werkself-Kapitän) kannte man im Klub noch nicht. Und spätestens als der Havertz-Motor mit 19 Jahren so richtig ins Laufen kam, rückte Leverkusen endgültig wieder ins europäische Blitzlicht.
Havertz brachte den Klub durch sein Talent und seine Leistungen wieder auf die große Bühne. Das große Jahrhunderttalent wurde Aushängeschild des Vereins, der eigentlich für sein Understatement bekannt ist. Der Stellenwert des Spielers nahm stetig zu. "King Kai" hieß es schon bald, wenn man über den Shootingstar sprach. Und dennoch, Havertz hob weder ab, noch verlor er 'sein' Leverkusen aus den Augen.
Ein Mann für die Geschichtsbücher: Danke, Kai!
Bis jetzt jedenfalls, mit seinem Sprung zu den Blues hat es sich nun ausgehavertzt in Leverkusen. Doch übel nimmt ihm den Wechsel niemand, vielmehr erfüllt es die Stadt mit Stolz, dass eines der größten Talente Europas hier in Leverkusen seinen Start hinlegte. Seine Identifikation mit dem Verein ist mindestens genauso viel wert wie die (dringend nötigen) Einnahmen durch den Transfer. Auf seinem weiteren Weg wünscht man ihm nur das Beste!
— Kai Havertz (@kaihavertz29) September 4, 2020
Havertz wird immer einen Platz in Leverkusen finden, nach insgesamt zehn Jahren im Verein ist er mehr als nur 'ein' großer Spieler: Er ist 'DER' große Spieler. Ganz Bayer 04 ist stolz, was man in den vergangenen Jahren zusammen erreichen konnte - auch wenn es nicht zu einem Titel gereicht hat. Umso trauriger ist es, dass Fans und Spieler sich nicht persönlich verabschieden konnten. Doch man sieht sich immer zweimal im Leben. In Leverkusen freut man sich schon auf deine Rückkehr, "King Kai"!