Warum der FC Bayern Mathys Tel verleihen sollte
Von Hendrik Gag
Im Sommer war die Hoffnung unter Bayern-Fans groß, dass Mathys Tels dritte Spielzeit in München seine Durchbruch-Saison wird. In der Vorbereitung konnte der Franzose überzeugen und durfte zur Belohnung in der ersten Pokalrunde von Anfang an ran.
Rund fünf Wochen später ist vom Optimismus nur noch wenig übrig. Nur einmal stand Tel bislang in der Bundesliga in der Startelf, gegen den VfL Wolfsburg und beim Champions-League-Duell gegen Dinamo Zagreb blieb er sogar gänzlich ohne Einsatz. Der Grund: Wenn er seine Chance bekommt, kann er sie nicht nutzen.
Nach dem Nicht-Einsatz in der Champions League gab Tel sogar gegenüber dem kicker zu, dass er die Entscheidung von Trainer Vincent Kompany "absolut verstehen kann". Aussicht auf Besserung gibt es für Tel nicht - im Gegenteil: Gegen Zagreb gab Leroy Sané sein Comeback und traf direkt. Der deutsche Nationalspieler wird in der Flügel-Hackordnung wohl vor Tel stehen und es dem 19-Jährigen noch schwieriger machen, auf Spielzeit zu kommen.
Klar ist dennoch weiterhin: Die Entwicklung von Tel ist für den FC Bayern von großer Bedeutung. Die Münchener können nicht die gleichen Summen für Ablösen und Gehälter ausgeben wie Manchester City oder Paris Saint-Germain, die mit staatlichem Geld agieren.
Dennoch will der FCB mit diesen Klubs um den Henkelpott konkurrieren. Heißt für die Bayern: junge Spieler müssen zu billigeren Konditionen gekauft und entwickelt werden. Was das angeht, ist Tel einer der vielversprechendsten Youngsters, die in der bayrischen Landeshauptstadt unter Vertrag stehen.
Immer mehr stellt sich jedoch die Frage, ob die Säbener Straße aktuell der ideale Ort für Tels Entwicklung ist. Wie man sich über den Umweg Leihe den Schwung und die rosigen Aussichten für die Bayern-Zukunft holen kann, macht Paul Wanner derzeit in Heidenheim vor. In der Vergangenheit brachten Legenden wie Philipp Lahm und Toni Kroos ihre Karrieren mit Leih-Stationen in der Bundesliga voran.
Das Problem mit einer Leihe: Die Bayern würde ein Stück ihrer Breite einbüßen. Durch das neue Champions-League-Format, in dem mindestens acht Spiele vor dem Achtelfinale gespielt werden müssen, ist es so wichtig wie nie zuvor, dass jede Position doppelt besetzt ist. Auf dem Flügel wäre eine Tel-Leihe diesbezüglich kein Problem. Durch den Last-Minute-Verbleib von Kingsley Coman sowie Serge Gnabry, Michael Olise und Leroy Sané bleiben Kompany weiterhin vier Optionen für beide Flügel.
Im Sturm ist Tel jedoch als erster Backup für Harry Kane eingeplant. Ohne Tel müsste der Belgier kreativ werden, falls Kane sich verletzt oder einmal eine Pause braucht. Serge Gnabry und Thomas Müller sind in der Vergangenheit bereits als Mittelstürmer aufgelaufen, zudem bleibt die Option, im Winter im Sturm nachzulegen.
Die Backup-Situation sollte die Münchener also nicht daran hindern, einer ihrer wichtigsten Aktien das optimale Umfeld zu bereiten. Falls sich die Zeichen bis zum Winter verdichten, dass dies nicht in München ist, sollte der FC Bayern Tel die Möglichkeit geben, regelmäßig in der Bundesliga Spielzeit zu sammeln und gestärkt zum deutschen Rekordmeister zurückzukehren.
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