Warum beschäftigt sich Juventus Turin eigentlich nicht mit Thiago?
Von Florian Bajus
Thiago will den FC Bayern verlassen, noch ist allerdings kein Klub vorstellig geworden. Bisher kursierten Gerüchte über einen Wechsel zum FC Liverpool, auch Manchester City soll in der Verlosung sein - doch warum klopft Juventus Turin nicht an? Einen kreativen Kopf seiner Art könnte die Alte Dame gut gebrauchen.
Wer Thiago beschreiben will, darf sich nicht nur auf Tore und Vorlagen beschränken. Der 29-jährige Spanier zieht das Spiel des FC Bayern auf wie kein Zweiter, bringt Rhythmus und Ruhe rein, verlagert die Angriffe klug und lässt sich immer wieder fallen, um eine weitere Anspielstation zu bieten oder sich an der Defensivarbeit zu beteiligen. Unter Hansi Flick sind seine Qualitäten besonders hervorgestochen, umso schmerzvoller wird sein Abschied.
Der FC Liverpool soll Interesse haben, laut Sport1 sei sich der Spanier mit den Reds bereits einig, die Bild bringt dagegen Man City mit Ziehvater Guardiola ins Spiel. Wohin also mit dem Strippenzieher, der zu den begehrtesten Spielern auf dem Transfermarkt zählen sollte?
Juventus mistet im Mittelfeld aus
Eine mögliche Option wäre Juventus Turin. Der italienische Serienmeister hat in den vergangenen Jahren viele Personalwechsel im zentralen Mittelfeld vorgenommen, dürfte davor auch nicht in diesem Sommer Halt machen. Blaise Matuidi und Miralem Pjanic werden den Klub verlassen, auch die Zukunft von Aaron Ramsey und Sami Khedira ist unklar. Mit Arthur Melo steht ein Neuzugang in den Startlöchern, der Brasilianer allein wird aber nicht reichen, um die Baustelle zu schließen. Warum also nicht Thiago?
Auf der Sechs ist Pjanic einer dieser Spieler, der ein Spiel lenken kann. Diese Qualität wird den Bianconeri in Zukunft fehlen, da der bosnische Nationalspieler (92 Länderspiele) im Tausch mit Arthur zum FC Barcelona wechseln wird. Nun braucht es also einen geeigneten Ersatz. Hierfür käme Thiago perfekt in Frage. Genau wie der FC Bayern spielt Juve ballbesitzorientierten Fußball und trifft in der Serie A auf Mannschaften, die ihnen den Ball überlassen und auf Gegenstöße lauern. In gewohnter Manier könnte Thiago also auch beim italienischen Serienmeister das Spiel aufziehen, regelmäßig auf die Flügel verlagern und sich und seinen Mitspielern mit seiner berühmten Finte Räume eröffnen.
Wird Thiago Pirlos Nachfolger?
Außerdem wurde erst kürzlich Andrea Pirlo als neuer Trainer vorgestellt. Der 41-Jährige war ein Ausnahmekünstler auf der Sechs, dürfte aufbauend auf seinen ehemaligen Stärken ein Spielsystem entwickeln, in welchem ein Spieler wie Thiago unabdingbar ist. Gut möglich, dass Pirlo ihn in seine ehemalige Rolle schlüpfen ließe - das könnte aus Thiagos Sicht vielversprechend klingen.
In einem verjüngten Mittelfeld würde er mit seiner Erfahrung außerdem eine Führungsrolle einnehmen. Dieser Status dürfte ihm bei seinem neuen Verein ebenso wichtig sein wie der Erfolg. In Turin müsste er kaum auf Titel verzichten, seit 2012 ist Juve in Italien das Maß aller Dinge - und in der Champions League zählt der Klub auch im nächsten Jahr zum erweiterten Favoritenkreis.
Er müsste mit einem Wechsel nach Italien also keine Abstriche machen und würde dennoch die gewünschte neue Herausforderung erleben. Bliebe nur zu klären, ob Juve Interesse hat und sich auf die Ablöseforderungen der Bayern (ca. 30 Millionen Euro) einließe.