Wagner wackelt! Schalke-Bosse uneinig über die Zukunft - Serdar-Verlängerung auf Eis
Von Yannik Möller

Nicht erst, aber auch wegen der peinlichen Testspiel-Niederlagen wackelt David Wagner auf Schalke. Neben seiner Sieglos-Hypothek gibt es längst Zweifel an seiner Körpersprache und seiner Zukunft im Klub - die Vereinsverantwortlichen zweifeln an ihm, auch Teile der Mannschaft hat er laut Bild bereits verloren.
Durch die beiden letzten Testspiele, in denen Schalke 04 sowohl 4:5 gegen den Drittliga-Aufsteiger SC Verl, als auch 1:3 gegen den KFC Uerdingen verloren hat, haben einige Anhänger Flashbacks zur katastrophalen Rückrunde der vergangenen Saison bekommen. Nicht nur die Ergebnisse als solche erinnerten an die 16 (!) sieglosen Spiele, sondern auch die Auftritte und die taktische Einstellung der Mannschaft.
Als Resultat wird David Wagner - ohne Unterbrechung - stark angezweifelt. Bei den allerwenigsten Fans hat er noch Kredit, und falls doch, dann auch nur, weil mit dem Hoffnungsschimmer "Konstanz" argumentiert wird. Sportlich gibt es eigentlich keine Argumente mehr, die für ein Festhalten am S04-Coach sprechen.
Offenbar wird das auch in der Führungsetage des Klubs so gesehen. Laut Bild hat Wagner nicht nur bei Kaderplaner Michael Reschke einen schweren Stand, sondern auch im Aufsichtsrat selbst. Schon in den letzten Wochen wurde berichtet, dass Sportvorstand Jochen Schneider mehrfach vorgeladen wurde, um seine Pläne und Argumente für den Trainer dazulegen. Er gilt als fast letzter Wagner-Befürworter innerhalb des Vereins, wodurch er ihn schon das ein oder andere Mal mit einem Machtwort verteidigen musste und dies auch tat.
Wagner in der Kritik: Zweifel bei der Führungsetage, der Mannschaft und den Fans
Dass der in der Kritik stehende Trainer einen nicht gerade kleinen Teil des Misserfolgs der Rückrunde auch an ausgebliebenen guten (Stürmer-)Transfers ausgemacht hat (neben den Verletzungen versteht sich), soll Reschke - der damit indirekt angegangen wird - sauer aufgestoßen haben.
Die leeren Stadien, zwangsweise notwendig durch die Coronakrise, dürften Wagner bislang in seinem Job gehalten haben. Es ist schlicht nicht vorstellbar, dass Schneider bei all der berechtigten Fanwut an ihm hätte festhalten können. Nun geht es zusammen in die nächste Saison und obwohl seit dem Februar nach jedem Spiel versichert wird, man wisse um die Probleme und die damit einhergehenden Lösungen, hat sich nichts verbessert. Im Gegenteil: Bei den Testspielen waren die wichtigen (zuletzt verletzten) Spieler wieder dabei, trotzdem gab es sogar hämische Zwischenrufe der 300 Zuschauer - die Ausreden sind aufgebraucht und zwecklos.
"Ich habe dafür Verständnis. Ein schlechtes Spiel, ein schlechtes Ergebnis! Aber ich werde nicht unruhig. Wir müssen unsere Schlüsse daraus ziehen", erklärte er (via Bild) nach dem Spiel gegen Uerdingen im Bezug auf die Unmutsbekundungen von außen.
Was im Sinne des Klubs noch gefährlicher ist, als der Frust der Fans: Wagner soll inzwischen auch Teile der Mannschaft verloren haben, so die Bild. Nicht nur seine Glaubwürdigkeit soll stark angekratzt sein, auch Zweifel an seiner Taktik-Kompetenz soll es geben. Beide Punkte sind rückblickend nicht überraschend: Der 48-Jährige sprach seinem Team regelmäßig die Klasse ab, in der Bundesliga zu spielen oder generell einen halbwegs aktiven Fußball zu zeigen. Welcher Spieler hört sowas gerne? Dass zudem regelmäßig am bis dato desaströsen 4-4-2 mit enger Raute festgehalten wird, was schon in der Hinrunde entschlüsselt wurde, ist sturköpfig.
Dass er sich bei Mark Uth, der auf Schalke bleiben soll, plötzlich und nach monatelanger Funkstille während seiner Leihe auffällig anschmeicheln soll, wirkt offenbar ebenso offensichtlich falsch wie situativ bedingt. Glaubwürdigkeit sieht anders aus.
All die Kritik, all die Zweifel und Sorgen werden mit einem schweren Auftaktprogramm in der anstehenden Saison geschmückt. Ein Mitglied des S04-Aufsichtsrats soll Schneider sogar schon geraten haben, mögliche Trainer-Nachfolger ins Visier zu nehmen und sie zu kontaktieren. Anstatt zwar deutlich verspätet, aber im Hinblick auf die Saison noch frühzeitig einen Strich zu ziehen, scheint es - wieder einmal - auf die ersten Handvoll Spiele hinauszulaufen. Zurzeit lässt sich vermuten, dass Königsblau sich früh in eine Abwärtsspirale spielen und dann vom Coach trennen wird.
Vertragsverlängerung von Serdar vorzeitig ad acta gelegt
Doch nicht nur kurzfristig drohen Gefahren. Wichtige Leistungsträger, die Spiele im Normalfall durch Einzelaktionen positiv beeinflussen können, werden den Klub sehr wahrscheinlich und spätestens im kommenden Sommer verlassen. Ozan Kabak hat eine Ausstiegsklausel und zahlreiche Interessenten, Amine Harit wird seine unter Umständen noch aussichtsreiche Karriere nicht durch weitere Chaos-Jahre schwinden sehen wollen und der Vertrag von Suat Serdar läuft 2022 aus.
Schneider sehe, so berichtet der kicker, bezüglich Serdar "von weiteren Annäherungsversuchen ab". Eine erhoffte Vertragsverlängerung werde wegen "fehlender Argumente" nicht weiter fokussiert. Damit droht der nächste Abgang, den man im Nachhinein bereuen wird. Und das aus eigener Schuld: Noch im Januar erklärte der Mittelfeldspieler gegenüber der WAZ: "Wenn Jochen Schneider jetzt kommen und mir einen neuen Vertrag anbieten würde, würde ich nicht nein sagen." Eine verpasste Gelegenheit - mittlerweile heißt es, er wolle sich auf den Fußball konzentrieren. In der Regel ein erstes Abschieds-Statement.