Wagner über Schalkes Anspruch und Realität: "Wahrnehmung passt nicht zusammen"

David Wagner beklagt sich über die fehlende Einschätzung der S04-Krise
David Wagner beklagt sich über die fehlende Einschätzung der S04-Krise / DeFodi Images/Getty Images
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Die letzte Saison hat Spuren auf Schalke hinterlassen. Von spielerischen Misserfolgen, fragwürdigen Aussagen bis hin zu einer finanziell sehr angespannten Lage. Trainer David Wagner meint, viele haben noch nicht verinnerlicht, in welcher Situation sich der Klub befinde.

Nach wie vor hat sich an der sehr kritischen Betrachtung von David Wagner bei Schalke 04 nichts geändert: Der Coach, an dem Sportvorstand Jochen Schneider unbedingt festhalten will, schleppt eine riesige Hypothek von 16 sieglosen Spielen in die neue Saison. Pikant auch, dass die bisherigen Testspiele keinerlei spielerische Entwicklung zeigen konnten.

Der in der Kritik stehende Trainer muss liefern, schraubt gleichzeitig die Erwartungen runter. Im Interview mit der Sport Bild betonte er vor allem die unterschiedliche und mittlerweile falsche Erwartungshaltung, die S04 und damit auch ihm gegenübersteht: "Die Wahrnehmung über Schalkes Vergangenheit im Vergleich zur Gegenwart, das passt nicht zusammen. Jeder Mensch, der nach 1985 geboren wurde, hat Schalke fast nur oben gesehen. Für den gehört Schalke in Schlagdistanz zu Dortmund oder Bayern."

Taktikbesprechung im Schalker Trainingslager - Wagner mittendrin
Taktikbesprechung im Schalker Trainingslager - Wagner mittendrin / DeFodi Images/Getty Images

So gäbe es beispielsweise Fans und Anhänger, "die sind heute 30 oder noch älter", so Wagner weiter, "die können gar nicht verstehen, dass wir mit Bayern München und den Klubs an der Spitze derzeit rein gar nichts mehr zu tun haben. Aber das ist Fakt!"

Wagner kritisiert Erwartungshaltung auf Schalke: "Hat noch nicht jeder verinnerlicht"

Diese Erwartungen, das betonte der 48-Jährige schon häufiger, können nicht mehr auch nur ansatzweise erfüllt werden. Viel eher gehe es darum, die aktuelle Lage vernünftig einordnen zu können, erklärte er: "Ich habe schon das Gefühl, dass noch nicht jeder verinnerlicht hat, wie unsere Situation derzeit ist. Es wird immer noch zu viel darüber gesprochen, wie es mal war und wie das jetzt alles passieren konnte. Es geht aber jetzt ausschließlich darum, dass wir da wieder herauskommen."

Blickt man in die sozialen Netzwerke, so schätzen viele S04-Anhänger die prekäre Lage realistisch ein. Es gibt vordergründig die Hoffnung, dass das Team nicht allzu früh und nicht zu stark in den womöglich drohenden Abstiegskampf rutscht - diese Erwartungshaltung ist im Fanlager derzeit nicht wirklich selten zu lesen.

Ein Aspekt, der ein solches Horror-Szenario aber immer glaubwürdiger macht, sind die letzten Auftritte in den Testspielen. Über die Rückrunde schob Wagner die teils sehr schlechten Auftritte auf die Verletztenliste. Nun, da sie sich stark geleert hat und er nahezu das volle Personal zur Verfügung hat, sind die gleichen Schwächen und Probleme auf dem Platz aber noch immer zu sehen.

In den S04-Tests gab es bislang vor allem negative Fazits
In den S04-Tests gab es bislang vor allem negative Fazits / DeFodi Images/Getty Images

"Ich verstehe, dass Testspielniederlagen gegen unterklassige Gegner bei einem so großen Klub wie uns sehr hochgehängt werden. Aber uns war bewusst, dass uns so etwas passieren kann", so Wagner (via Sportbuzzer). Damit verdrängt er erneut die Kritik am Auftreten, das defensiv enorm leichtsinnig und ungeordnet war, während die Offensive weiterhin sehr ungefährlich und zufällig wirkt - den Fokus lenkt er selbst nur auf die Kritik der Niederlage an sich.

Statt um eine Vorbereitung auf diese Testspiele, so der angezählte Trainer, gehe es derzeit darum, die Spieler "auf eine fast zehnmonatige Saison ohne Winterpause" vorzubereiten. Eigene Fehler, so der häufige Fan-Eindruck, gestehe Wagner so gut wie nie zu. Gegenüber der Sport Bild wiederholte er lediglich, dass er zunächst verletzte Spieler im Bundesliga-Restart zu früh zu viel habe spielen lassen: "Sie hatten nur zwei Wochen Training, keine Vorbereitung. Da habe ich ihnen zu viel zugemutet und nicht richtig gelegen."