Vorschau aufs Olympia-Halbfinale gegen die USA: Schafft Deutschland die Revanche?
Die "maximale Motivation" verspüren die DFB-Frauen laut Marina Hegering vor dem Olympia-Halbfinale gegen die USA. Eine sichere Medaille ist zum Greifen nahe, der Gegner, den es zu schlagen gilt, aber ein richtiger Brocken. Gegen die US-Amerikanerinnen bedarf es einer ordentlichen Leistungssteigerung, um ins Finale einzuziehen.
DFB-Frauen wollen "etwas gut machen"
Die letzte Begegnung der beiden Teams liegt gerade einmal neun Tage zurück und werden alle, die es mit der deutschen Mannschaft halten, noch in schlechter Erinnerung haben. Bei der 4:1 Niederlage im zweiten Gruppenspiel gegen die USA bekamen die DFB-Frauen ihre Grenzen so richtig aufgezeigt. Bundestrainer Horst Hrubesch sieht das wiederholte Aufeinandertreffen positiv: "Gegen die USA haben wir was gut zu machen. Wir wissen, was auf uns zukommt."
Dominanz, Schnelligkeit, Passgenauigkeit: Das sind alles Attribute des USWNT, auf das sich der deutsche Tross einstellen muss. Kaum ein Team zeigte bisher so konstant gute Leistungen wie die Rekord-Olympiasiegerinnen. Auf der anderen Seite muss Deutschland ordentlich Fehler reduzieren, wollen sie gegen die USA bestehen. Auch im Viertelfinale gegen Kanada war zu erkennen, dass das Team um Klara Bühl speziell im Spielaufbau und dem Torabschluss noch ordentlich Luft nach oben hat. Der Sieg im Elfmeterschießen dürfte ein Mentalitäts-Boost gewesen sein.
Die Eckdaten
Angestoßen wird am Dienstag, den 6. August um 18 Uhr. Die deutsche Delegation hat ihr Quartier in Marseille verlassen und ist nach Lyon weitergezogen, wo der Ball im Groupama-Stadion rollen wird. Gute Nachrichten für alle Fans: Die Partie wird kostenfrei im gemeinsamen Livestream des ZDF und der ARD übertragen.
Ist die USA verwundbar?
Das USWNT scheint in diesem Turnier das Maß aller Dinge zu sein. Besonders die talentierten Offensivspielerinnen um Trinity Rodman zeigen starke Leistungen. Doch das Team von Emma Hayes ist nicht unverwundbar. Wartet man geduldig auf entstehende Räume, kann die Abwehr der US-Amerikanerinnen durchaus geknackt werden. Wichtig ist ein funktionierender Defensiv-Verbund, der Rodman, Swanson und Co. nicht ins Spiel kommen lässt. Japan schaffte es zuletzt, die USA bis in die Verlängerung hinzuhalten, kassierte dann aber ein Gegentor.
An Selbstbewusstsein mangelt es dem USWNT in jedem Fall nicht. Die Olympischen Spiele gelten als das Turnier der USA. Zum siebten Mal steht die Nation in einem Olympia-Halbfinale. Die Bilanz ist dabei einschüchternd: Fünf der bisherigen sechs Halbfinals konnte das USWNT für sich entscheiden - so oft wie die USA stand kein anderes Team im Finale. Die Marschroute dürfte also auch gegen Deutschland klar in Richtung Endspiel weisen.
Eigentlich ist es ja positiv, dass die deutsche Delegation noch Verbesserungspotential aufweist und im vorausgegangenen Aufeinandertreffen gegen die USA längst kein gutes Spiel zeigte. "Wir sind kollektiv stark und wenn wir unsere Chancen nutzen, sind wir für jeden Gegner gefährlich", betonte Giulia Gwinn. Doch es ist nicht nur die Chancenverwertung, die für Kopfzerbrechen sorgt. Während sich die Defensive in den letzten Spielen augenscheinlich gefangen hat, fehlt es in der Offensive weiterhin an Kreativität. Das Viertelfinale gegen Kanada plätscherte streckenweise vor sich hin, ohne nennenswerte Torchancen zu kreieren.
Dabei könnten Standards Abhilfe schaffen, durch die die DFB-Frauen immer wieder Gefahr ausstrahlen und auch in der Vergangenheit auffallend oft nach ruhenden Bällen einen Torerfolg feiern konnten. Fakt ist, dass das deutsche Team einen nahezu perfekten Tag erwischen muss - selbiges gilt aber auch für die USA. Beide Nationen haben in jedem Fall ordentlich Spielzeit in den Knochen, Deutschland sogar die Erfahrung eines geglückten Elfmeterschießens im Kopf. Das Spiel wird sich auch über die Athletik und "körperliche Schiene" entscheiden, wie Horst Hrubesch bereits erklärte.
Es gilt als wahrscheinlich, dass Bundestrainer Horst Hrubesch dieselbe Startelf wie im Viertelfinale gegen Kanada aufs Spielfeld schickt. Ob Außenverteidigerin Sarai Linder wieder fit genug ist, steht bislang nicht fest. Sie wurde zuletzt von Felicitas Rauch vertreten. Auf der anderen Seite muss Emma Hayes wohl auf ihre rechte Außenverteidigerin Emily Fox verzichten: Die 26-Jährige knickte gegen Japan in der 120. Minute um, verletzte sich am Knie und wurde unter Schmerzen ausgewechselt. Eine genaue Diagnose steht dabei noch aus.
"Wir wollen mit einer Medaille heimkommen", stellt Horst Hrubesch klar. Ob diese Medaille am Ende dann golden oder Bronze-Farben schimmern kann, wird sich nach dem Halbfinale herauskristallisieren. Ein Selbstläufer wird es für keine der beiden Mannschaften.