Die Vor- und Nachteile vom neuen Champions-League-Modus
Von Franz Krafczyk
Am Dienstagabend hat das Warten ein Ende: Die Champions League startet in eine neue Saison - und in diesem Jahr in eine ganz besondere. Durch die neue Reform präsentiert sich die Königsklasse in einem neuen Modus, der sich vor allem auf die Vorrunde auswirkt.
Statt in acht getrennten Gruppen, treten die 36 (statt zuvor 32) Mannschaften in acht Partien gegen acht verschiedene Gegner an, auch die Hin- und Rückspiele entfallen damit. Festgehalten wird die Vorrunde in einer großen, gemeinsamen Tabelle. Für die Fans bedeutet der neue Modus auf den ersten Blick: Mehr Spiele, mehr Abwechslung, mehr Tore!
Mehr Spitzenspiele, aber auch mehr Belastung
Zudem dürfen sich die Zuschauer nicht nur auf mehr Spiele, sondern auch auf mehr Spitzenduelle freuen, die durch die neue Auslosung möglich werden. Da jede Mannschaft aus jedem Topf - auch dem eigenen - zwei Gegner zugelost bekam, treffen die absoluten Topteams nun bereits in der Ligaphase aufeinander. So kommt es schon in der Vorrunde zum Duell zwischen dem FC Bayern und dem FC Barcelona oder zur Neuauflage des letztjährigen Endspiel zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund. Mit der alten Gruppenphase hätte man auf diese Duelle deutlich länger warten müssen.
Kritiker befürchten allerdings, dass durch den neuen Modus internationale Spitzenduelle bald nichts Besonderes mehr sein werden und die großen Kracher, die bisher absolute Seltenheit waren und erst in späten K.o.-Runden zustande kamen, nun in jeder Saison auf uns warten. Der große Glanz der absoluten Highlight-Spiele wäre damit irgendwann dahin, der neue Modus erinnere zu stark an eine Super League in abgeschwächter Form, von der vor allem die großen Klubs profitieren.
Auch die Belastung für die Spieler wird weiter steigen, wie zahlreiche Profis wie Kevin De Bruyne oder Trainer wie Jürgen Klopp bereits angemerkt haben. In der Gruppenphase warten nun acht statt bisher sechs Spiele auf jeden Teilnehmer. Auf die Mannschaften, die in der Tabelle auf den Plätzen acht bis 24 landen, warten im Februar in den Playoffs um den Einzug ins Achtelfinale sogar noch zwei weitere Duelle. Damit wird der ohnehin schon dichte Terminkalender einiger Spitzenclubs weiter strapaziert.
Rotation war gestern: Der neue Modus verspricht Spannung bis zum Schluss
Da bis zum Finale nach einem festen Turnierbaum gespielt wird, bleibt (fast) nichts mehr dem Zufall in Form einer Auslosung überlassen. Zwar sollte es für die Top-Vereine kein Problem sein, die Vorrunde zu überstehen, aber je besser die Platzierung, desto leichter ist theoretisch der nächste Gegner in der K.o.-Runde. Wer am Ende der Ligaphase ganz oben steht, hat damit zwar noch nichts gewonnen, aber den besten Grundstein für den Turniersieg gelegt.
Der neue Modus hat auch zur Folge, dass vor dem letzten Spieltag noch nichts wirklich entschieden sein dürfte. Während in der Vergangenheit die Topteams meist schon vor dem letzten (oder vorletzten) Gruppenspieltag als Gruppensieger feststanden und in den unbedeutenden Spielen zu rotieren begannen, dürften die Teams auch vor dem achten Spieltag punktemäßig zu eng beieinander liegen, um ihre Topstars zu schonen. Auch schwächere Teams, die nach sieben Spielen ganz unten stehen, können mit einem Überraschungssieg im letzten Spiel plötzlich noch in die Playoffs rutschen.
Vor allem der letzte Spieltag der Ligaphase am 29. Januar, an dem alle 18 Partien parallel ausgetragen werden, dürfte die Tabelle noch einmal kräftig durcheinander wirbeln. Jeder Punkt und jedes Tor in der Vorrunde könnte am Ende Gold wert sein. Ob man den Modus gut oder schlecht findet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Über mangelnde Spannung kann sich aber sicher niemand beschweren.
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