Vor Champions League-Kracher: Es brodelt in München und Paris
Von Daniel Holfelder
Vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League herrscht sowohl beim FC Bayern als auch bei Paris Saint-Germain Alarmstimmung. Beide Mannschaften stehen enorm unter Druck.
Die Bayern waren sich einig: Mit einer Leistung wie beim 3:0 gegen Bochum wird es schwer, am Dienstag gegen PSG zu bestehen. "Von der Art und Weise, wie wir gespielt haben, reicht das für Dienstag nicht", meinte etwa Leon Goretzka. "Da müssen wir schon eine Schippe drauflegen." (Zitiert via kicker)
Julian Nagelsmann pflichtete seinem Profi bei: "Wenn wir so spielen am Dienstag, wird es nicht reichen. Am Ende ist es ein bisschen zu wenig Leben." Der Bayern-Trainer hatte seine Stars gegen Bochum bereits in der Halbzeitpause zusammengefaltet. "Ich habe die Ansprache übernommen, aber keine Szenen gezeigt. Wir haben über ein paar andere Dinge gesprochen. Das war in anderthalb Minuten abgetan", erklärte er nach dem Spiel.
Im Anschluss an die Ansprache verließ Nagelsmann vorzeitig die Kabine, sprach auf der Trainerbank mit Alphonso Davies, der für den an der Wade verletzten Thomas Müller eingewechselt wurde, und schaute sich auf dem iPad Spielszenen an. Dass er seine Mannschaft zuvor ganz schön die Mangel genommen hatte, deutet Goretzkas Umschreibung der Kabinenpredigt an. "Ich habe es als gar nicht so kurz empfunden, weil es ziemlich intensiv war", so der Mittelfeldspieler vielsagend. (Zitiert via Bild).
PSG verliert erneut
Aber nicht nur bei den Bayern brodelt es vor dem Kracher in der Champions League. Auch bei Gegner Paris Saint-Germain ist die Anspannung riesig. Die Franzosen leisteten sich am Wochenende gegen Monaco (1:3) die zweite Niederlage in Serie. Insgesamt haben Neymar und Co. im neuen Jahr schon vier Pflichtspiele verloren.
Trainer Christophe Galtier schlug nach der Monaco-Pleite Alarm. "Wenn ich mir gerade keine Sorgen machen würde, dann wäre etwas ganz und gar nicht in Ordnung", so der PSG-Coach. Laut Sport1 entschuldigte er sich sogar gegenüber den mitgereisten Fans und betonte, dass man in diesen "schwierigen Zeiten zusammenstehen" müsse.
Zahlreiche ehemalige Spieler und Beobachter des französischen Fußballs sehen gegen die Bayern schwarz für den Hauptstadtklub. Sport1 zitiert unter anderem die französischen Ex-Nationalspieler Alain Roche, Mohamed Sissoko und Thierry Henry. Das Trio glaubt nicht daran, dass PSG der Einzug ins Viertelfinale der Königsklasse gelingt.
Roche erklärt: "Es gibt momentan keinen Grund, an eine schnelle Verbesserung zu glauben. Seit dem Re-Start wirken die Spieler machtlos. Man sieht gar keinen Zusammenhalt. Überall spürt man eher erhebliche Zweifel im Verein. Wenn ich ehrlich bin: Ich habe PSG ewig nicht mehr so schwach gesehen wie in diesen Wochen."
In dieselbe Kerbe schlägt auch Ex-PSG-Profi Sissoko. "Sie sind mit ihrem Latein am Ende", urteilt er über seinen ehemaligen Klub. "Dieses PSG ist berechenbar geworden, es überrascht niemanden mehr. Sobald der Gegner hoch presst wird, wirken die Spieler orientierungslos. Ich wüsste nicht, wieso es gegen Bayern plötzlich besser aussehen sollte. Denn auch die Münchner spielen mit viel Intensität - Paris wird damit seine Probleme haben."
Etwas weniger pessimistisch klang Thierry Henry bei Amazon Prime. "Was die Gier und ihre Struktur angeht, ist Paris neben der Spur", stellte die Arsenal-Legende fest. Gleichzeitig glaubt er daran, dass die Pariser gegen den deutschen Rekordmeister eine Reaktion zeigen können: "Nun muss PSG gegen Bayern eine Antwort geben, sonst wird die Unruhe noch größer."
Hoffnung macht den Franzosen die Rückkehr der verletzten Superstars Kylian Mbappé und Lionel Messi. Berichten von Le Parisien und L'Equipe zufolge stehen beide wieder zur Verfügung und könnten sogar von Beginn an spielen. Dasselbe gelte für den zuletzt anschlagenen Marco Verrati.
Wie auch immer das Champions League-Duell am Dienstag endet: Bei beiden Klubs ist schon jetzt reichlich Feuer unterm Dach.