Vom Buhmann zum gefeierten Helden: Der große Aufstieg des Nico Gonzalez
Von Simon Hartmann

Gefühlsausbruch, zehntausende stürmen den Platz, ein großer Tag für den Verein; Union Berlin ist in der Bundesliga. Auf der anderen Seite beginnt für einen Mann die wohl schlimmste Zeit seiner Karriere: Nicolaz Gonzalez ist am Boden zerstört, er verhinderte durch eine unnötige wie nutzlose Abseitsstellung das 1:0 für seinen VfB und einen möglicherweise komplett anderen Spielausgang. Ein Sommer der Hetze und des Heimwehs begann für den jungen Argentinier. Heute, rund eineinhalb Jahre später, ist Gonzalez der wertvollste Schwabe und absolut geliebt in Stuttgart - was war passiert?
Sommer 2018: Der VfB Stuttgart ist obenauf, gerade hatte man am letzten Spieltag den FC Bayern 4:1 vom Platz gefegt und den siebten Rang in der Liga belegt. Durch den Pokalsieg der Frankfurter Eintracht wurde es leider nichts mit der Europa-League-Quali. "Macht nichts", sagt man sich beim VfB - dann eben nächstes Jahr. Sofort gab man mit vollen Händen das Geld aus, darunter kam für 8,5 Millionen Euro ein Megatalent aus Argentinien. Dabei setzte man sich gegen Top-Konkurrenz wie den BVB oder Inter Mailand durch. 30 Spiele von Gonzalez später steht Stuttgart vor der Relegation und der Hoffnungsträger aus Argentinien buchte lediglich fünf Scorerpunkte auf sein Konto. Und dann kam besagtes Relegationsspiel.
Heimweh, Wut und Schuldgefühle
Nach der verlorenen Relegation mit 2:2 und 0:0 wird Gonzalez schwer angefeindet, der Großteil der Fans machte den im vornherein kritisierten, damals 20-Jährigen, bis aufs Mark in den sozialen Medien nieder. Der Stürmer will weg! Heim! Raus aus Stuttgart!
Es gibt Angebote, aber nichts wirklich konkretes. Dann kam der argentinische Club Independiente Atletico und bot rund neun Millionen Euro. Mislintat und Co. waren kurz davor das Engagement zu beenden, aber nur kurz. Am Ende blieb Gonzalez doch, der Wille sich in Europa durchzubeißen war größer als das Heimweh und die Angst vorm Versagen.
Schwäbischer Held im Aufstiegsjahr
Im Folgejahr wurde alles anders...
Mit 17 Torbeteiligungen in 27 Partien avanciert der verschmähte zum großen Helden und die, die ihn im Sommer 2019 noch loswerden wollten, feiern ihn jetzt. Inzwischen ist Gonzalez Nationalspieler der Albiceleste und darf mit Messi, Martinez und Agüero auflaufen. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten, vor allem im Geld überfluteten England. Im Sommer bemühte sich Aufsteiger Leeds United schwer um den Flügelflitzer. Bei der Ablösesumme, die wohl knapp unter 20 Millionen Euro gelegen hätte, konnte man sich mit den geldbewussten Schwaben nicht einigen. Gonzalez wollte aber gerne einen Wechsel durchziehen und der VfB sagte, dass das unter 22 Millionen Euro nicht möglich sei. Im DFB-Pokalspiel gegen Rostock verletzte sich der Top-Spieler der Cannstatter und ein Wechsel war vorerst vom Tisch.
Nach seinem Muskelbündelriss geht es für Gonzalez im Trikot mit dem roten Brustring auch in der Bundesliga da weiter, wo er im Unterhaus aufgehört hat: In vier Spielen steht der Argentinier schon bei drei direkten Torbeteiligungen. Im Winter werden sicher ein paar finanzstarke Clubs mit den dicken Batzen wedeln, aber in Stuttgart weiß man was sie an ihrem Nico haben...