"Vollchaos!" - Wut-Rede von Union-Präsident Dirk Zingler
Von Yannik Möller
Die weiteren Corona-Einschränkungen treffen auch den Profi-Fußball wieder härter. Kritik kommt auch von Dirk Zingler, dem Präsidenten von Union Berlin. Er verteidigt sein Geschäft gegen den Vorwurf, ein möglicher Pandemietreiber zu sein. Zudem rechnet er mit der gesamten Corona-Politik ab.
Mit den neuen Beschränkungen der Stadion-Kapazität im Profisport ist auch der Profifußball wieder vollends im Griff der Corona-Pandemie. Die teils sehr starke Reduzierung von möglichen Zuschauern stößt auf einen emotionalen Diskurs - Symbolwirkung oder gänzlich unwirksame Maßnahme?
Einer scheint endgültig seine Geduld verloren zu haben. Dirk Zingler, seit inzwischen mehr als 17 Jahren Präsident von Union Berlin, rechnet mit sehr deutlichen Worten mit der Corona-Politik ab - aber auch mit der Politik der letzten Jahre im Allgemeinen.
Zingler wütend über Corona-Politik und den "Clown aus München"
In einer Medienrunde erklärte er unter anderem seine Sicht auf den Fußball als Sündenbock (via Sport1): "Nicht der Fußball ist das Problem. Das Problem ist, dass wir in der Pandemie 30.000 Pflegekräfte und 6.000 Betten verloren haben. Der Staat muss erst einmal seine Hausaufgaben machen, dann kann er die Grundrechte bei den Menschen einschränken."
Wäre dieser Punkt aus seiner Sicht abgehakt, hätte er "auch Verständnis dafür" und er hätte "das Gefühl: Du hast alles versucht, Staat, du bist an die Grenzen des Möglichen gegangen". Ein Gefühl, dass der 57-Jährige ganz offensichtlich nicht hat.
Union stand schon mehrmals in der Kritik. So manche Kommunikation und die sehr frühen Versuche, die Alte Försterei wieder möglichst zu füllen, haben den Verein mit einem gewissen Corona-Ruf hinterlassen. Von manchen Fans und Beobachtern gibt es immer wieder den Vorwurf, der Klub würde die Gefahren nicht ernst nehmen.
Diesen Vorwurf dreht Zingler um und richtet ihn an die Politik: "Unser Land ist in einem katastrophalen Zustand, weil es katastrophal geführt wurde und katastrophal kommuniziert wurde." In einer solchen Krise müsse jedoch "gut kommuniziert werden", betonte er weiter. "Wir sind aber im Vollchaos", so der Präsident weiter, der "froh" sei, "dass diese abgewählte Regierung nun endlich abtritt".
Er hoffe auf einen guten Neuanfang. Selbstverständlich setzt er auch aus der Sicht seines Vereins Hoffnung in die neue Regierung. Für ihn ein offenbar wichtiger Aspekt, der speziell aus der aktuellen Debatte um Geisterspiele genährt sein dürfte: "Und wenn dieser Clown aus München nicht mehr dabei ist, scheint ja die Bild-Zeitung keine Nachrichten mehr zu bekommen. Das erfreut mich." Es ist wohl nicht allzu unwahrscheinlich, dass Markus Söder gemeint war.