Ruhe bewahren: Der VfB wird im Frühjahr keine Sorgen mehr haben

Der VfB Stuttgart hat aktuell nur einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz.
Der VfB Stuttgart hat aktuell nur einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz. / Alex Grimm/GettyImages
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Der VfB Stuttgart ist in dieser Bundesligasaison noch längst nicht am Leistungslimit angekommen. Mit zehn Punkten aus elf Partien liegen die Schwaben auf Tuchfühlung zu den Abstiegsrängen. Es wäre allerdings zu verfrüht, wenn man den VfB als eines der drei, vier schwächsten Teams der Liga betrachten würde. Wenn die Verletzten wie Sasa Kalajdzic und Silas Katompa Mvumpa zurückkehren, dürfte es für Stuttgart mittelfristig wieder nach oben gehen.


Zehn Spieler umfasst die Liste der Akteure, die beim VfB Stuttgart verletzungsbedingt ausfallen. Für Mohamed Sankoh (Bänderverletzung) ist die Saison gelaufen. Alle anderen werden im Verlauf der Saison irgendwann für Stuttgart wohl wieder auf dem Platz stehen können.

Kalajdzic ist in wenigen Monaten zurück, Silas vielleicht schon in zwei Wochen?

Bei Sasa Kalajdzic (Schulterverletzung) besteht die Hoffnung, dass er im Januar oder Februar 2022 wieder Pflichtspiele für den VfB wird absolvieren können. Fans warten neben der Rückkehr des Österreichers vor allem gebannt auf die von Silas Katompa Mvumpa.

Nach einer Ausfalldauer von mehr als sieben Monaten wegen eines Kreuzbandrisses kann der 23-Jährige wieder im Teamtraining mitmischen. Ob Silas nach der Länderspielpause im Spiel gegen Borussia Dortmund am 20. November wieder spielen kann, ist allerdings noch nicht abzusehen.

Kalajdzic schoss in der vergangenen Bundesligasaison 16 Tore, Silas knipste elfmal. Vereinfacht gesagt gehen dem VfB also insgesamt 27 Tore ab.

Mavropanos auf dem Weg der Genesung

Auch Innenverteidiger Konstantinos Mavropanos, der heuer bereits drei Tore aus dem Spiel heraus erzielte, wurde in den letzten beiden Bundesligaspielen aufgrund eines Muskelfaserrisses schmerzlich vermisst. Wahrscheinlich kann der Grieche gegen Dortmund allerdings wieder spielen.

Mit einer Oberschenkelverletzung verpasste sein Innenverteidiger-Kollege Marc Oliver Kempf zuletzt das Heimspiel gegen Bielefeldt (0:1). Des Weiteren sind Stürmer Omar Marmoush (Fußverletzung), Hamadi Al Ghaddioui (Erkältung) und Mittelfeldspieler Chris Führich (Sprunggelenksverletzung) momentan nicht einsatzfähig.

Alles in allem fehlen etliche Stammspieler dem VfB. Nachdem viele davon bald wieder zurückkehren, könnte die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo schnell wieder in weniger bedrohliche Tabellensphären aufsteigen.

Zuletzt zwei Niederlagen mit Notfall-Aufgebot

Auch wenn die letzten beiden Spiele (1:4 in Augsburg, 0:1 gegen Bielefeld) enttäuschend waren, darf man die Situation nicht ohne Kontext betrachten.

Gegen Bielefeldt, den Tabellen-17. (zwei Punkte hinter dem VfB), setzte Matarazzo auf eine Doppelspitze bestehend aus Daniel Didavi und Roberto Massimo - beide sind wahrlich keine Mittelstürmer und fühlen sich viel wohler im zentralen offensiven Mittelfeld (Didavi) beziehungsweise im rechten Mittelfeld (Massimo).

In der defensiven Dreierkette stand mit Waldemar Anton nur ein Akteur mit reichlich Bundesligaerfahrung. Sowohl der 22-jährige Hiroki Ito als auch der 21-jährige Clinton Mola haben noch kaum Routine im deutschen Oberhaus.

In der Schlussphase wechselte Matarazzo zudem den 1,98 Meter großen Matej Maglica ein. Der nominelle Innenverteidiger sollte sich in den Angriff einschalten und Kopfballduelle für sich entscheiden, um vielleicht noch einen Lucky Punch zu schaffen. Für Maglica war es das erste Bundesligaspiel, eigentlich spielt er für die zweite Mannschaft in der Regionalliga Südwest.

Stuttgart könnte Klubrekord brechen

Was die eingesetzten Spieler in der Saison angeht, würde Matarazzo wahrscheinlich ungern einen neuen Klubrekord aufstellen. Denn das würde bedeuten, dass sich im Laufe der Saison noch mehr Spieler verletzen. Dabei würde er gern mit den etablierten Kickern wie Kalajdzic und Mavropanos planen.

29 Profis hat der frühere Nachwuchstrainer des 1. FC Nürnberg bereits aufgestellt, nur in der Saison 2015/2016 hatte der Verein aus einem noch größeren Pool geschöpft - damals waren es 31 Spieler. In dieser Saison ist allerdings erst rund ein Drittel in den Büchern, 23 Spieltage folgen noch.

Mislintat betrachtet die Tabellensituation realistisch

Sportdirektor Sven Mislintat ist vom Potential des Teams und der Klasse der Trainer überzeugt: "Die Grundsubstanz der Mannschaft ist top, das Trainerteam ist top. Der Rahmen der Möglichkeiten sind gerade zehn Punkte. Das müssen wir verstehen", urteilte Mislinitat mit Blick auf die derzeitigen Rahmenbedingungen.

"12, 13, 14, 15 - das sind die Plätze, die für uns realistisch sind. Und wenn du Substanz verlierst, kann es passieren, dass es auch ein paar Plätze tiefer rutschen kann", ergänzte Mislintat. Es sei von Anfang an um den Klassenerhalt gegangen. "Aber mit 28 gesunden Spielern und nicht mit 19", sagte der Ex-Chefscout des BVB.

"Wichtig ist, dass wir bis zum Winter über dem Strich stehen. Und je mehr Spieler zurückkehren, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir unser Ziel erreichen", sagte Mislintat. Beim VfB Stuttgart zeigt man sich geschlossen und schaltet nicht in den Panikmodus, genau das brauchen die vielen jungen Spielern jetzt.

Im Vorjahr hatte die Mannschaft als damaliger Aufsteiger zum selben Zeitpunkt sieben Zähler mehr, doch damals war der Klub weit weniger von Verletzungsproblemen gebeutelt. Am 11. Spieltag der Saison 2020/2021 gewann Stuttgart übrigens mit 5:1 beim BVB. Allein das Ergebnis zeigt, was die Schwaben zu leisten imstande sind.