Der VfB wird zur Überraschung der Saison: Reicht es sogar für Europa?

So stark wie lange nicht: Nimmt der VfB nun Europa in Visier?
So stark wie lange nicht: Nimmt der VfB nun Europa in Visier? / Alex Grimm/Getty Images
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Mit 33 Punkten hat sich der VfB Stuttgart ein Polster von 14 Punkten auf die Abstiegsplätze verschafft. Tatsächlich treten die Schwaben auch keineswegs wie ein Abstiegskandidat auf, sondern agieren so solide, wie man den Klub jahrelang nicht gesehen hat. So manch einer könnte mit dem Blick auf die Tabelle und auf die gezeigten Leistungen auf die Idee kommen, dass da noch mehr als nur der Klassenerhalt geht. Doch hat der VfB tatsächlich Chancen auf Europa?

Nach vielen enttäuschenden Jahren macht der VfB Stuttgart derzeit wieder richtig Spaß. Ganz still und heimlich hat sich der Klub nun sogar in Richtung der internationalen Plätze vorgeschoben. So liegt man nur noch zwei Punkte hinter dem Tabellensiebten Union Berlin. Der Platz also, der mit großer Wahrscheinlichkeit für die Europa-League-Qualifikation reicht (sofern es im DFB-Pokal keine ganz großen Überraschungen gibt).

Doch was macht dem VfB eigentlich so stark?

Prinzipiell sind es genau die Tugenden, die in Stuttgart schon früher erfolgreich waren, dann jedoch weitgehend verloren wurde. Heute steht wieder ein junges, hungriges und spielfreudiges Team auf dem Platz, das erfolgreichen und schönen Fußball spielt. Dies geht allen voran mit dem Namen Silas Wamangituka einher. Der junge Kongolese bearbeitet den rechten Flügel mit einer unnachahmlichen Power und hat in der Bundesliga bereits elfmal getroffen. Über viel offensive Qualität verfügt zudem Nicolas Gonzalez, der wie Silas technisch stark, schnell und torgefährlich ist. Die beiden verkörpern Qualitäten, die für ein Aufsteigerteam unüblich sind.

Gemeinsam mit Zielstürmer Sasa Kalajdzic verfügt der VfB über eine ganz starke Offensive, was auch mit bereits 45 Saisontoren belegt wird. Wichtig für die Stabilität ist zudem, dass das Mittelfeldduo, bestehend aus Wataru Endo und Orel Mangala, hervorragend harmoniert und ebenfalls enorme Qualität besitzt. Individuell zu nennen ist auch der linke Schienenspieler, Borna Sosa, der mit seinen Flanken immer wieder für Gefahr sorgt und perfekt zu Sturmriese Kalajdzic passt.

Richtige Mischung aus Alt und Jung verleiht dem VfB Flügel

Nicht zu unterschätzen ist auch die Rolle von Pellegrino Matarazzo. So hat man es als VfB-Trainer bekanntlich nicht immer leicht. Dieser hat es aber zum einen geschafft, die richtige Mischung aus Jung und Erfahren zu finden und zum anderen ein System etabliert, das für Stabilität und Erfolg steht. Der VfB besteht nämlich nicht nur aus Youngsters, sondern hat auch ganz erfahrene Kräfte im Kader.

Allen voran gilt dies natürlich für Gonzalo Castro, der seit 15 Jahren in der Bundesliga unterwegs ist, und Daniel Didavi. Doch auch Spieler wie Waldemar Anton, Marc-Oliver Kempf oder Torwart Gregor Kobel haben an Erfahrung gewonnen und besitzen die Fähigkeit, noch jüngere Spieler zu führen. Dass die jungen Kräfte ihr Potenzial voll entfalten können, liegt auch am funktionierenden 3-4-3. So kennt jeder Spieler seine Rolle und weiß, was er zu machen hat.

Kann sich der VfB gegen das übermächtige Gladbach durchsetzen?

Trotz der genannten Qualitäten dürfte es mit Tabellenrang sieben letztlich schwer für den VfB werden. Dies liegt nicht an Union Berlin oder dem SC Freiburg, die knapp vor Stuttgart platziert sind, sondern vor allem an Verfolger Gladbach. Zwar erlebten die Borussen in den letzten Wochen einen brutalen Absturz, dennoch verfügt das Team noch immer über erheblich mehr Potenzial und Erfahrung. Es stellt sich nur die Frage, ob die Geschichte mit Rose und Gladbach ein gutes Ende nehmen kann. Seit dessen Entscheidung, nach Dortmund zu wechseln, ist das Tischtuch zwischen dem Coach und den Fans zerschnitten und die Stimmung mies. Dies scheint auch einen extremen Effekt auf die Mannschaft zu haben.

Rauft man sich am Niederrhein noch einmal zusammen, wird es für den VfB eine dicke Hausnummer, der Gladbacher Qualität standzuhalten. So stehen für die Schwaben auch noch schwierige Aufgaben gegen Bayern, Leipzig und Dortmund an. Zwar präsentiert sich der VfB so stabil, dass nicht mit einem Einbruch zu rechnen ist, dennoch könnten am Ende nur ein paar Zähler fehlen. Und dann lauert hinter Gladbach auch noch die TSG Hoffenheim.

Letztendlich sei jedoch auch gesagt, dass Europa für den VfB nicht nur Vorteile mit sich bringt. So würde man quasi den zweiten Schritt vor den ersten machen. Eine Saison mit der störenden Europa-League-Qualifikationsphase und der zusätzlichen Belastung wäre eben auch schwerer zu managen.