Stuttgart-Chef auf Zeit: Wie Wimmer um den Job kämpft
Von Yannik Möller

Der VfB Stuttgart hat sich in Person von Sven Mislintat dazu entschieden, vorerst an Interimstrainer Michael Wimmer festzuhalten. Der vorige Co-Trainer muss nun seine eigene Stellung festigen - und sich etwas vom Sportdirektor lösen.
Bislang machte es öffentlich den Eindruck, als wäre Michael Wimmer sein Trainer. Sven Mislintat hatte ihn nach der Freistellung von Pellegrino Matarazzo erst in der Öffentlichkeit aufgebaut und in den Fokus gestellt, dann immer wieder gelobt und zuletzt gab er "dem Michi" die Chance, auf längere Zeit an der VfB-Seitenlinie zu stehen.
Dabei hält der Sportdirektor eine bewusste Nähe ein - die für Wimmer aber nicht immer positiv sein muss.
Wie etwa beim so wichtigen Heimsieg vor anderthalb Wochen: Eigentlich wollte der vorige Co- und nun Interimstrainer Chris Führich etwas erklären, der kurz vor seiner Einwechslung stand. Stattdessen schnappte sich Mislintat den 24-Jährigen und redete auf ihn ein. Eine skurrile Szene, deren Botschaft vermutlich nicht so angedacht war, die aber zeigte, dass Wimmer es unter dem Sportchef auch nicht wirklich leicht hat.
Wimmer muss zur Führungsfigur werden - und sich von Mislintat emanzipieren
So wird frühzeitig deutlich: Der 42-Jährige muss sich etwas von Mislintat lösen und sich gegenüber der Mannschaft ein eigenes, neues Standing erarbeiten.
Laut der Bild war er zuvor jemand, der im Trainerteam auch für die nötige Lockerheit stand und immer für einen Spaß zu haben war. Nun muss er sich allerdings eine gewisse Autorität erarbeiten. Deshalb soll er intern nun die Zügel anziehen, so der Bericht weiter.
Seine Ansprachen sind inzwischen deutlicher, klarer und - wenn notwendig - im verschärften Ton vorgetragen. Wie etwa in der Halbzeit bei der 0:5-Pleite gegen den BVB. Dort habe er eine "emotionale Kabinenansprache" gehalten, in der er seinen Ärger freien Lauf ließ.
Zumindest bis zur WM-Pause wird Wimmer Stuttgart im sportlichen Bereich anführen und primär verantwortlich für die Ergebnisse sein. Anschließend, je nachdem wie groß das von ihm bis dahin erarbeitete Empfehlungsschreiben ist, könnte er sogar weiterhin der Cheftrainer bleiben. Bis zu diesem Schritt muss er aber noch mehr zum Anführer werden - auch gegenüber Mislintat.