Verwunderung in Berlin: Keine geheimen Mascarell-Verhandlungen mit Reschke

Michael Reschke könnte auf Schalke der Sündenbock gewesen sein
Michael Reschke könnte auf Schalke der Sündenbock gewesen sein / TF-Images/Getty Images
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Große Tumulte auf Schalke hatten zunächst die Meldungen über ein bevorstehendes Aus von Michael Reschke ausgelöst, ebenso wie die tatsächliche Meldung am Dienstag. Offenbar wird er aber von einem schwerwiegenden Vorwurf entlastet: Anscheinend gab es gar keine geheimen Verhandlungen hinter dem Rücken von Jochen Schneider.

Das Aus von Michael Reschke bei Schalke 04 kam grundsätzlich überraschend, wenn man von den Berichten über diese Entwicklung ausgeht. Immerhin kam der Technische Direktor erst im Sommer 2019 nach Gelsenkirchen, sollte im Hintergrund für kluge Transfers, Kaderplanung und ein vernünftiges Scouting-Netzwerk sorgen.

Nach weniger als anderthalb Jahren, alles wieder vorbei. Sein Aus beim S04 wurde mit zwei großen Geschichten im Hintergrund begründet und erklärt. Zum einen, und das ist das schlussendlich weniger interessante, soll er bezüglich David Wagner anderer Meinung gewesen sein, als Sportvorstand Jochen Schneider. Reschke war für die Entlassung des ehemaligen Trainers vor der Saisonvorbereitung, Schneider setzte sich vor dem Aufsichtsrat durch - mit fatalen Folgen.

Michael Reschke und Jochen Schneider sollen über Kreuz gelegen haben
Michael Reschke und Jochen Schneider sollen über Kreuz gelegen haben / TF-Images/Getty Images

Zum anderen, und an dieser Stelle gab es die größte Verwunderung und Skepsis, soll er hinter dem Rücken Schneiders und mancher Spieler über einen Verkauf eben dieser verhandelt haben. Ganz konkret wurde Omar Mascarell genannt, den Reschke angeblich zu Hertha BSC verkaufen wollte. Was Sport1 als eine Art Begründung aus dem Hintergrund lieferte und was die Sport Bild bereits Anfang November (!) berichtete, war nicht nur nicht neu - offenbar sogar gänzlich falsch, womit sich das Bild des potenziellen Sündenbocks verhärtet.

Der kicker beschreibt diesen Fall völlig anders, erklärt dabei, dass sich in Berlin Verwunderung breit gemacht haben soll, als diese Geschichte zum Wochenstart die Runde machte. Das Magazin sprach deshalb von einem "in Berlin gewonnenem Eindruck, man wolle mit einer konstruierten Geschichte Reschke in die Bredouille bringen". Und dieser "erhärtet sich, wenn man die tatsächliche Chronologie" kenne.

Reschke bot Hertha Bentaleb und Rudy an - Mascarell-Gespräche "mit allen Verantwortlichen"

Demnach stand Reschke tatsächlich mit Berlins Geschäftsführer Michael Preetz in Verbindung. Auch aus seinem Engagement heraus, aber aus völlig anderen Gründen: Der Hauptstadtklub war auf der Suche nach defensiven Mittelfeldspielern und der S04-Direktor witterte die Möglichkeit, Nabil Bentaleb und Sebastian Rudy an den Mann zu bringen. Ein Ziel, das bei Königsblau jeder im Management kannte und gerne unterstützt hat.

Preetz zeigte, wenig überraschend, kein Interesse. Allerdings soll er sich daraufhin selbst nach Omar Mascarell erkundigt haben, als potenziell andere Option. An dieser Stelle kommt man zurück zur Geschichte des Sommers, wo weitläufig bekannt war, dass der Spanier mit den Berlinern zumindest in Verbindung gebracht wurde. Das war, wie es der kicker weiter nennt, "kein großes Ding damals", weshalb die Story nicht weiter beachtet wurde.

Die Hintergründe zum Reschke-Aus beim S04 sind diffus
Die Hintergründe zum Reschke-Aus beim S04 sind diffus / DeFodi Images/Getty Images

Die Hintergründe dazu sind nun aber so interessant und wichtig wie noch nie: Tatsächlich soll es erste Gespräche gegeben haben, und zwar "mit allen Schalker Verantwortlichen und auch mit der Mascarell-Partei". Das heißt, dass der Vorwurf der geheimen Verhandlungen im Alleingang, ohne Wissen seitens Jochen Schneider und einer anschließend notwendigen Entschuldigung an Mascarell, komplett falsch wären.

Somit erhärtet sich gleichzeitig auch der Verdacht, Reschke könnte zumindest zum Teil als Sündenbock gegangen worden sein. Köpfe müssen rollen in der Krise, egal wer? Die offizielle Begründung zum Aus des 63-Jährigen spricht, gewohnt diplomatisch, von einer "unterschiedlichen Auffassung über die sportliche Zukunft des Vereins" - erklärt von Sportvorstand Schneider.