Vertragsverhandlungen stocken - wird Messi wirklich den FC Barcelona verlassen?
Von Guido Müller
Paris ohne Eiffelturm? London ohne Big Ben? Rom ohne Petersdom? Für nicht wenige Fußballfans wäre ein FC Barcelona ohne Lionel Messi mindestens genauso unvorstellbar wie diese architektonischen Utopien.
Die diesjährige Unruhe im Klub hat auch Messi verärgert
Doch die anhaltende Unruhe im zwar nie ganz ruhigen Umfeld des FC Barcelona könnte genau dafür sorgen. Vor allem die immer noch schwelende, Bartomeu-Gate genannte Affäre um angeblich vom Präsidenten gekaufte Einflussnahmen in den sozialen Netzwerken, in deren Zuge Spieler des FCB wohl vorsätzlich diffamiert wurden, um den Vereinsboss besser dastehen zu lassen, dürfte bei Messi nachhaltigen Eindruck gemacht haben. Negativen, versteht sich.
Ständige Filtrationen von Insider-Informationen an die lokale Presse tun das ihrige, um Messi so ernsthaft wie wohl nie zuvor darüber nachdenken zu lassen, den Klub zu wechseln. Vor einiger Zeit noch undenkbar. Und selbst in dieser sich dem Ende neigenden Spielzeit sah es über Wochen hinweg gut aus, was die Vertragsverhandlungen zwischen Klub und Spieler bezüglich einer weiteren Zusammenarbeit über den Sommer 2021 hinaus betrifft. Vor Wochen steckten beide Lager die Köpfe zusammen, und nichts schien den erwarteten Gang der Dinge aufhalten zu können. Messi würde seinen Mega-Vertrag (der ihm bislang runde 50 Millionen Euro jährlich einbringt) nochmals verbessern, der Klub den besten Spieler weltweit (und vielleicht sogar aller Zeiten) endgültig bis zu dessen Karriereende an sich binden - alle happy!
Doch die Verhandlungen stocken schon seit geraumer Zeit. Und der Radiosender Cadena SER (übrigens mit Sitz in Madrid!) relativiert seinen heutigen Online-Artikel (von Manu Carreño) gar nicht mehr mit einem Fragezeichen oder einer Redaktion im Konjunktiv, sondern stellt die feste Behauptung auf, dass Messi daran denke, den Klub im nächsten Sommer zu verlassen.
Ein König, der sein eigenes Reich aufgibt?
Gemach, gemach, mag man da sagen. Dass Messi tatsächlich von den letzten Entwicklungen in seinem Klub alles andere als begeistert ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Doch genauso richtig ist, dass Barcelona für Messi die Traumstadt schlechthin darstellt. Er kann in seiner Landessprache kommunizieren, ohne die schwierigen Umstände in seiner argentinischen Heimat ertragen zu müssen. Er ist der König der Stadt (von den pericos mal abgesehen), die zufälligerweise auch noch eine der schönsten der Welt ist. Und er bekommt ein Gehalt ausgezahlt, das ihm wohl nur noch zwei oder drei andere Klubs auf der Welt bieten können. Und dass es meist Madrider Publikationen sind, die beim Erzrivalen fundamentale Probleme verorten (was übrigens entgegengesetzt genauso funktioniert), macht diese Meldung auch nicht glaubwürdiger.
Verhandlungen abgebrochen - oder nur vertagt?
Von daher sollte man die jüngsten Entwicklungen auch nicht überbewerten. Ja, aktuell sind die Verhandlungen zwischen Messi und dem FC Barcelona offensichtlich unterbrochen. Was vielleicht ja auch der Tatsache geschuldet sein könnte, dass die Katalanen noch auf zwei Hochzeiten tanzen. Denn trotz vier Punkte Rückstand auf Tabellenführer Real Madrid, ist das letzte Wort in der heimischen Liga noch nicht gesprochen. Und in der Champions League sowie nicht. Dort wartet noch das Achtelfinal-Rückspiel gegen die SSC Neapel. Und danach vielleicht nur noch zwei weitere Spiele bis zum möglichen Finaleinzug. Noch kann der Klub, der ja nach eigenem Selbstverständnis mehr als nur ein Klub ist, diese Saison zu einer überaus erfolgreichen machen. Das grüne Licht zur Vertragsverlängerung würde dann leuchtender denn je aufleuchten.
Selbst im Fall einer titellosen Saison ist es kaum vorstellbar, dass Messi "seinen" FC Barcelona verlässt. Wobei: das dachten wir damals bei Neymar ja auch.