Versuch für mehr Transparenz: DFB gründet Twitter-Kanal für VAR-Entscheidungen
Von Stefan Janssen
Der DFB möchte mit einem Twitter-Kanal für mehr Transparenz in Sachen VAR in der 1. und 2. Bundesliga sorgen und zukünftig bestimmte Entscheidungen dort erklären. Es ist ein guter Ansatz, der eine Chance verdient hat - auch, wenn das Grundsatzproblem weiter besteht.
Der Video Assistant Referee, besser bekannt als VAR, ist Woche für Woche ein großes Ärgernis für viele Fans, Spieler und Verantwortliche. Vor allem natürlich dann, wenn das eigene Team nach eigener Meinung benachteiligt wurde. In den meisten Fällen gibt es für die Entscheidungen aber einen guten Grund: Es gibt schließlich nicht willkürlich Checks des VAR und Schiedsrichter ändern nicht einfach so ihre Meinung.
Das Problem: Oft bleiben die Gründe dafür schleierhaft, weil sie nicht richtig zu erkennen sind und die Schiedsrichter sich gar nicht, oder erst Tage nach dem Spiel durch den DFB, dazu äußern.
DFB will VA-Checks transparenter machen
Mangelnde Transparenz war und ist nach wie vor eines der größten Probleme des VAR und sorgt dafür, dass viele ihn am liebsten wieder abschaffen würden. Ganz objektiv betrachtet ist er aber eine richtig gute Sache. Damit er verständlicher wird, hat der DFB jetzt einen Twitter-Kanal eingerichtet: Dort werden der offiziellen Mitteilung zufolge "Informationen zu VA-Checks veröffentlicht, die ein schnelleres und besseres Verständnis für Einzelfallentscheidung schaffen sollen".
Des Weiteren: "Bei Interventionen des Video-Assistenten sowie Checks, die zu einer spürbaren Spielverzögerung führen, sollen künftig Tweets auf dem Twitter-Kanal @dfbschiris veröffentlicht werden, die die Schiedsrichter-Entscheidung, den Grund der Überprüfung und die finale Entscheidung beinhalten. "
Der DFB macht damit quasi offiziell das, was Collinas Erben schon seit langem machen. Sie sind bestens mit dem Regelwerk vertraut und erörtern kritische Entscheidungen (auch über den VAR hinaus) sachlich sowie verständlich und leisten so große Aufklärungsarbeit. Diese will der DFB jetzt offenbar selbst in die Hand nehmen, womit der Rahmen der Mutmaßung, in dem sich Collinas Erben logischerweise zumeist bewegen, verlassen werden kann.
Grundsätzlich ist das eine gute Idee, die hoffentlich für mehr Transparenz sorgt, indem auch sich benachteiligt fühlende Fans und Akteure nachvollziehen können, wieso eine bestimmte Entscheidung getroffen wurde. Es bleibt abzuwarten, wie detailreich die Kommunikation ablaufen wird, mit einem Satz á la "der VAR überprüfte, ob ein Handspiel vorlag, dies war aber nicht der Fall" ist es nicht getan. Am kommenden Wochenende soll es mit dem fünften Spieltag in der 1. und 2. Bundesliga los gehen.
Grundsatzproblem besteht weiterhin
Es gibt lediglich zwei Probleme bei der Sache: Twitter ist in Deutschland bei weitem nicht so verbreitet wie zum Beispiel in den USA. Die meisten pöbelnden Fans, die vorwerfen, der VAR zerstöre den Fußball, lesen hier wohl nicht mit. Auch wenn sie es theoretisch könnten: "Der DFB-Schiedsrichter-Kanal @dfbschiris ist für Fans, Medien und Interessierte auch ohne eigenes Twitter-Konto zugänglich", heißt es von Seiten des DFB. Trotzdem werden dem Kanal wohl vor allem Leute folgen, die sowieso schon an einer sachlichen und objektiven Betrachtung bestimmter Entscheidungen interessiert sind.
Darüber hinaus ist es eigentlich schade, dass ein solcher Kanal überhaupt nötig ist. Die fehlende Transparenz in Sachen VAR ließe sich vor allem damit lösen, die Vorgangsweise an sich zu verändern und von der schwammigen "klaren Fehlentscheidung" wegzukommen. Dies würde an dieser Stelle aber ein zu großes Fass aufmachen und ist ohnehin Sache der FIFA. Der DFB kommt mit dem Twitter-Kanal einen Schritt entgegen und will für mehr Transparenz sorgen, was positiv zu bewerten ist und eine Chance verdient hat.